Transformation bei enercity

Ganz vorn dabei

Von schlankeren Prozessen bis hin zu völlig neuen Geschäftsmodellen: Die digitale Transformation eröffnet Unternehmen der Energiewirtschaft vielfältige Chancen. Um diese optimal im Sinne der Kundinnen und Kunden zu nutzen, stellt enercity sich in zahlreichen Bereichen neu auf. Auch der Geschäftsbereich Energiewirtschaft & Handel meistert den Wandel erfolgreich.

Über große Bildschirmwände laufen Graphen und Tabellen in unterschiedlichen Farben. Sie aktualisieren sich permanent. Davor verfolgen Menschen hochkonzentriert, wie sich die Zahlen und Kurven entwickeln. Bei Bedarf reagieren sie blitzschnell. Auf dem Trading Floor am enercity-Standort Ricklingen herrscht geschäftiges Treiben: Hier handeln Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit Strom und Gas, 24 Stunden am Tag, sieben Tage in der Woche. Und so schnell, wie sich die Zahlen auf ihren Bildschirmen ändern, so schnell verändert die Digitalisierung zurzeit den Energiemarkt.

„Die digitale Transformation ist ein Dauerlauf. Und wir wollen immer ganz vorn dabei sein.“

Michael KranzBereichsleiter Energiewirtschaft & Handel bei enercity

Energiemärkte im Wandel: Von Tausenden auf Millionen Deals im Jahr

Schloss der Geschäftsbereich Energiewirtschaft & Handel bei enercity früher im Schnitt einige Tausend Geschäfte pro Jahr auf dem Strommarkt ab, war diese Zahl bis 2018 bereits auf 500.000 Deals gestiegen. 2019 waren es dann schon 1,5 Millionen erfolgreich abgeschlossene Geschäfte im Jahresverlauf. Und nicht nur die Anzahl der Geschäfte steigt rasant, die Deals werden auch immer kurzfristiger: Während früher Jahresabschlüsse den Strommarkt dominierten, sind heute vielmehr Abschlüsse über Viertelstunden im Fokus.

Diese Entwicklung liegt nicht zuletzt in der Energiewende begründet. Denn diese verändert nicht nur die Stromproduktion, sondern auch die Art und Weise, wie mit Energie gehandelt wird.

Fast die Hälfte des deutschen Verbrauchs stammt inzwischen aus erneuerbaren Energiequellen. Neben Biomasse sind dies vor allem Sonnen- und Windenergie. Sowohl Sonne als auch Wind sind unbeständig – entsprechend volatil ist die Produktion. Jede Wetteränderung muss dann auch kurzfristig in der Vermarktung angepasst werden. Dies gilt nicht nur für Wind- und Solarparks, sondern auch für die Stromerzeugung durch private oder gewerbliche Photovoltaikanlagen. Deren Betreibende treten inzwischen häufig als Prosumer auf, also als Konsumierende und Produzierende von Energie zugleich. Sie können überschüssigen Strom aus ihren Anlagen gegen eine Vergütung in das allgemeine Netz einspeisen – und auch diese kleinen Strommengen müssen gemanagt und vermarktet werden.

Direktvermarktung von Strom aus erneuerbaren Quellen

Diese Aufgabe übernimmt enercity für Kundinnen und Kunden. Der Geschäftsbereich Energiewirtschaft & Handel kümmert sich nicht nur um den Ein- und Verkauf von Strom und Gas an den großen Börsen.

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Fast die Hälfte des in Deutschland verbrauchten Stroms stammt inzwischen aus erneuerbaren Energiequellen wie Biomasse, Sonnen- und Windenergie.
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Auf dem Trading Floor am Standort Ricklingen handeln enercity-Mitarbeiter aus dem Geschäftsbereich Energiewirtschaft & Handel mit Strom und Gas.

Er vermarktet unter anderem auch Anlagen zur Erzeugung erneuerbarer Energien, sowohl enercity-eigene als auch als Dienstleistung für Dritte, und bietet zunehmend neue Dienstleistungen für Geschäftskundinnen und -kunden an, etwa Prognosen und Nominierungen für das Portfoliomanagement oder den Zugang zum Handelsmarkt für Industriekundinnen und -kunden und kleinere Stadtwerke. „Wir sind eine zentrale Drehscheibe im Unternehmen“, fasst Bereichsleiter Michael Kranz zusammen. Insgesamt verantwortet sein Bereich ein jährliches Geschäftsvolumen von rund zwei Milliarden Euro.

Für die Vermarktung kleiner, dezentral erzeugter Strommengen hat enercity ein virtuelles Kraftwerk entwickelt, das zahlreiche Windkraft-, Biogas- oder Photovoltaikanlagen sowie Wasser- und Blockheizkraftwerke zusammenfassen kann. Im Verbund werden die vielen kleinen Anlagen wettbewerbsfähiger und lassen sich besser planen und steuern.

Digitale Prozesse entlasten die Mitarbeitenden

Das Beispiel des virtuellen Kraftwerks zeigt: Je vielfältiger und kleinteiliger die Möglichkeiten, Strom zu erzeugen, desto komplexer werden auch die Transaktionen auf dem Energiemarkt. Entsprechend stark steigt das Datenaufkommen: Im täglichen Geschäft fallen mittlerweile kontinuierlich große und komplexe Informationsmengen an, das Strom- und Gasgeschäft sowie die IT verschmelzen zunehmend miteinander.

Richtig genutzt, liegt in diesen Daten das Potenzial, bestehende Produkte und Services zu optimieren oder sogar ganz neue Lösungen zu entwickeln. Voraussetzungen hierfür: eine solide technische Grundlage sowie ein Team, das neu denkt – und dabei den ständigen Wandel ebenso wie die zunehmende Komplexität als Chance begreift.

Für Florian Rudolph, Softwareingenieur bei enercity, bringt die digitale Transformation erhebliche Vorteile. „Früher hat man manuell Werte in eine Excel-Tabelle eingetragen, heute verarbeitet eine Software Zehntausende solcher ausgefüllten Tabellen in einer Millisekunde“, sagt der Entwickler mit dem Spezialgebiet Datenanalyse.

„Die neuen Technologien stärken unsere Position am Markt. Wir sind am Puls der Zeit – und werden schneller.“

Ralf HenzeLeiter des Projekts „Digitalisierung“ bei enercity

Anstatt sich mit solchen Routinearbeiten aufzuhalten, könnten Analystinnen und Analysten sowie Händlerinnen und Händler nun große Zusammenhänge ins Auge fassen und sich beispielsweise tiefer gehenden Marktanalysen oder langfristigen Handelsstrategien widmen. Ein echter Mehrwert – für das Unternehmen genauso wie für die Kundinnen und Kunden.

Rudolph ist Teil des Projekts „Digitalisierung“, das der enercity-Geschäftsbereich Energiewirtschaft & Handel ins Leben gerufen hat. Rund 20 Teammitglieder aus unterschiedlichen Aufgabenfeldern kümmern sich darum, dass der Bereich auf neueste Technologien zugreifen kann und organisatorisch so aufgestellt ist, dass neue Möglichkeiten optimal genutzt werden können. „Wir haben Spaß daran, uns neu zu erfinden und neue Technologien im Sinne des Unternehmens und der Kunden einzusetzen“, erklärt Projektleiter Ralf Henze – und ergänzt stolz: „Innerhalb kürzester Zeit hat das Team auf die sich rasant ändernden Marktanforderungen reagiert.“

Intelligent und effizient: Cloudbasierte IT-Werkzeuge für Händlerinnen und Händler sowie Analystinnen und Analysten

Dazu gehört das Einführen agiler Strukturen und Prozesse ebenso wie ein Überarbeiten der digitalen Systeme. Und, wo möglich, die Automatisierung der Datenverarbeitung: Routineprozesse laufen dann vollständig automatisch ab und melden sich lediglich bei Abweichungen.

Hinzu kommt: Der enercity-Geschäftsbereich stellt sämtliche IT-Systeme auf eine gemeinsame digitale Basis, damit alle Elemente ohne Systembrüche und Leistungsverluste an den Schnittstellen miteinander kommunizieren können. Dank hochautomatisierter, effizienter Front-to-End-Prozesse werden Händlerinnen und Händler auf diese Weise von der Preisgestaltung bis zur Abrechnung unterstützt.

Ein Beispiel hierfür ist das enercity DataLab: eine Infrastruktur, um Strom aus erneuerbaren Energien noch effizienter zu vermarkten. Es arbeitet cloudbasiert oder on-premises. In der Cloud lassen sich Rechner- und Serverkapazitäten auch kurzfristig leicht skalieren. Das DataLab analysiert online große Datenmengen aus einer Vielzahl an Quellen, bereitet diese auf und wertet sie intelligent aus. Über ein Dashboard erhalten Analystinnen und Analysten sowie Managerinnen und Manager einen schnellen Überblick über die Ergebnisse.

2019 hat das Digitalisierungsteam intensiv am DataLab gearbeitet und die Software selbst programmiert. Dabei kam die agile Arbeitsmethode Scrum zum Einsatz – hier arbeiten interdisziplinär besetzte Entwicklungsteams mit klarer Zielvorgabe, aber ohne einen vorgeschriebenen Weg, in Eigenregie und weitgehend freigestellt vom Tagesgeschäft.

Batteriespeicher Herrenhausen: Laden und trainieren

  • Im von enercity und Mercedes-Benz Energy entwickelten Stromspeicher in Hannover-Herrenhausen lagern rund 3.200 fabrikneue E-Smart-Batterien.
  • Während sie auf ihren Einsatz als Ersatzbatterie warten, werden sie durch ein spezielles Lademanagement flexibel geladen und wieder entladen, was ihre Lebensdauer erhöht.
  • enercity kann über den Stromspeicher in Sekundenschnelle bis zu 12 Megawatt Leistung bereitstellen, um das Stromnetz zu stabilisieren. Liegt die Netzfrequenz über der Norm, werden umgekehrt die Akkus wieder aufgeladen.
  • Solche Stromspeicher werden im Zuge der Energiewende immer wichtiger, um trotz vieler volatiler Energiequellen eine stabile Netzfrequenz zu gewährleisten.
  • Die Vermarktung dieser sogenannten Regelleistung erfolgt im Sekundentakt und wird über den enercity-Geschäftsbereich Energiewirtschaft & Handel abgewickelt.

Agiles Arbeiten in Eigenregie

„Es gab beim Digitalisierungsteam eine hohe Lernbereitschaft und große Neugier auf die Methode“, berichtet Hermann Arens, der das Projekt als Senior Agility Master begleitet. Die Umsetzung war ein Kraftakt für den Unternehmensbereich, der die Ressourcen seiner Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter entsprechend aufteilen musste. Dass dies gelungen sei, so Arens, habe die schnelle Umsetzung des DataLabs in der Praxis erst möglich gemacht. Jörg-Peter Politz, der das Team als Scrum Master unterstützt hat, ergänzt: „Man kann nicht den Schalter umlegen und sagen, man sei ab morgen agil und digital. Das ist ein Prozess, der in vielen einzelnen Schritten erfolgt. Und diese Schritte gehen wir strukturiert an.“

Der Mut, neue Wege zu gehen, hat sich für das Team und für enercity gelohnt: Heute hilft das DataLab den Stromhändlerinnen und -händlern von enercity dabei, kurzzeitig Prognosen zu Marktentwicklung und Produktion aus erneuerbaren Energien zu generieren, unmittelbar auf Marktbewegungen zu reagieren, die Deals immer wieder nachzujustieren und eine große Anzahl kleiner Strommengen blitzschnell zu handeln. Algorithmen entwerfen dabei Strategien für eine optimale Vermarktung. „Die neuen Technologien stärken unsere Position am Markt“, erläutert Ralf Henze. „Wir sind am Puls der Zeit – und werden schneller.“

Michael Kranz schätzt, dass sein Bereich durch den Umbau bis 2025 zusätzlich rund fünf Millionen Euro zum Unternehmensergebnis beitragen kann – durch Effizienzgewinne, aber auch durch neue Produkte und Dienstleistungen, die mit der Digitalisierung überhaupt erst möglich werden. „Die digitale Transformation ist ein Dauerlauf. Das Thema wird nie abgeschlossen sein, weil die Anforderungen kontinuierlich steigen und sich die Technologien ständig weiterentwickeln“, sagt Kranz. „Und wir wollen immer ganz vorn dabei sein.

Text: Florian Sievers; Abbildungen: Getty Images, shutterstock, Ibrahim Ot (6), Bilderraum Fortostudio Hannover, enercity AG

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