Teilzeit für den Papa
Herr Kittler ist für seine Kinder und Pflegekinder Vater mit Leib und Seele. Die Familie steht für ihn ganz klar an erster Stelle.

Interview mit Herrn Markus Kittler
Ich nutze die Möglichkeit der Elternteilzeit in Teilzeit und habe dabei meine Arbeitszeit auf 30 Stunden reduziert. Für mich ist es selbstverständlich, für meine Kinder da zu sein. Nach der Arbeit hole ich die Kleinen aus dem Kindergarten und wir spielen und toben zusammen. Abends entspanne ich dann gerne noch etwas beim Fußball. Reine Vätermonate waren keine Option, denn ich möchte meine Kinder wirklich erleben und nicht nur beim Schlafen zusehen. Viel zu langweilig ;-)
Wir haben vier kleine Kinder zu Hause, drei Pflegekinder und eine kleine eigene Tochter. Unsere große Tochter ist längst aus dem Haus. Mit einem Jahr jeweils haben wir die beiden ersten Kinder aus dem Heim bekommen und anschließend wurden wir gebeten, noch ein drittes Kind aufzunehmen. Wir haben uns komplett der Familie verschrieben, stehen gemeinsam dahinter und es ist unser Lebensmittelpunkt.
Durch die Pflegekinder stoßen wir nicht nur auf Verständnis, denn wir hätten das Leben nach unserer großen Tochter ja auch genießen können... Genießen und kleine Kinder beißt sich aber nicht - ganz im Gegenteil! Die Betreuung der Kinder war im Job erstmal schwer zu platzieren, gerade wenn es keine Regelung dafür gibt. Bei der Elternteilzeit wussten alle, in welchem Arbeitszeitmodell ich arbeite und auch wenn es für einen Mann im technischen Fachbereich neu war, haben sich mittlerweile alle daran gewöhnt. Insgesamt versuchen wir alles so zu planen, dass es passt, auch wenn nachmittags mal Termine sind. Meine Frau führt zu Hause ein kleines erfolgreiches Familienunternehmen! Wir sind immer sehr ausgefüllt, aber was die Kinder uns dafür zurückgeben, ist der Wahnsinn. Gerade unsere Pflegekinder haben sich so toll entwickelt, das rückt unseren Stress wirklich in den Hintergrund. Wir holen jetzt alles nach, was die eigenen Eltern nicht leisten konnten. Wir möchten unseren Kindern das Leben geben, was sie verdient haben. Die kleinen Schicksale gehen uns schon an die Nieren - wirklich traurig.
Elternteilzeit für Pflegekinder ist nochmal etwas ganz anderes, weil wir einen ganz intensiven Austausch haben, auch mit dem Jugendamt. Unsere Kinder sind für mich Lebensqualität und ich möchte zu Hause ganz viel mitbekommen. Beim ersten Pflegekind hatte meine Frau gerade einen neuen Job und war noch in der Probezeit. Dadurch war ich die ersten sechs Wochen 24 Stunden mit dem kleinen Zwerg zusammen. Wir haben seither eine ganz besondere Bindung.
Im Moment ist es so, dass wir es genießen, auch mal eine halbe Stunde alleine zu sein und mal gemeinsam zu essen. So starte ich dann in den Nachmittag und hole nach der gemeinsamen Mittagspause mit meiner Frau die Kleinen aus dem Kindergarten ab. Anschließend gehen wir in den Park, spielen mit dem Laufrad oder der Ball wird zur Attraktion. Wir lassen uns immer etwas einfallen, was die Kleinen auch fördert. Im Sommer sind wir fast nur an der frischen Luft. Ansonsten übernehme ich alle Aufgaben, genau wie meine Frau. Termine teilen wir uns, auch die regelmäßigen Termine beim Jugendamt, die wir durch die Pflegekinder eben haben. Es hängt viel mehr daran als „nur“ Kinder zu übernehmen und nach bestem Wissen und Gewissen aufzuziehen. Es geht auch um Besuchsrechte der leiblichen Eltern und es kann immer wieder die Frage im Raum stehen, ob eines der Kinder wieder bei ihnen leben soll. Das macht uns Angst.
Montags ist immer Kinderturnen und somit für uns ein Familienausflug. Wo wir auftauchen, da ist auch etwas los aber insgesamt funktionieren wir alle miteinander richtig gut!
Sie gibt mir die Zeit, mit den Kindern zusammen zu sein, denn nur so entsteht wirklicher Kontakt und echte Nähe. Diese Bindung, die ich zu allen meiner Kinder habe, wäre mir sonst sicherlich verwehrt geblieben. Viele Entwicklungsschritte würde ich gar nicht mitbekommen. Außerdem erleben wir mit den vier kleinen Kindern vieles entspannter, als früher mit unserem ersten Kind. Wir genießen die Zeit, sind gelassen und erleben bewusst. Obwohl man früher auch besser mit Schlafmangel umgehen konnte. ;-)
Wenn Kinder einen das erste Mal bewusst anlächeln, das ist schon schön. Aber eigentlich gibt es jeden Tag Momente, die mich berühren.
Unsere Kleine zum Beispiel läuft jetzt und wenn sie tollpatschig auf mich zukommt und mir in die Arme fällt, geht mir das Herz auf.
Wir haben Prioritäten gesetzt, möchten unseren Kindern eine Zukunft und ein schönes Leben ermöglichen und das ist unser Ziel. Natürlich möchte ich einen guten Job machen aber die Familie steht einfach an erster Stelle. Das, was ich für mich benötige, um glücklich zu sein, bekomme ich in erster Linie zu Hause.
Wenn man sich für Kinder entscheidet, sollte man sich dem auch nicht entziehen und jede freie Minute in sie investieren. Meine Erfahrung ist, dass aus keinem anderen Lebensbereich so viel zurückgegeben wird wie von den Kindern. Die persönliche Zeit mit den Rabauken kann durch nichts ersetzt werden. Anerkennung im Job ist auch wichtig aber berührt mich längst nicht so.
Ohne diese Form der Arbeitszeit wäre es nicht möglich, mich der Familie so zu widmen und ich könnte auch meinem Hobby, dem Fußball, nicht mehr nachgehen. Meine Kinder und meine Frau sind für mich alles, aber beim Fußball habe ich auch die Zeit, die ich für mich ganz alleine benötige. Ich genieße die Zeit mit den Kindern, die Zeit mit meiner Frau und die Zeit beim Fußball. Das sind alles Lebensbereiche, die mich sehr zufrieden machen.
Herr Kittler sagt:
- „Mütter und Väter sind das wichtigste für Kinder, weil es die ersten Bezugspersonen sind und sie eine feste Bindung und Wurzeln bekommen."
- „Windeln wechseln macht mir überhaupt nichts aus - gehört zum Tagesgeschäft."
- „Meine Väterzeit - ich möchte sie nicht missen und kann jedem nur ans Herz legen, dies auch auszuleben!"