Auf dem Bild sieht man eine hochgewachsene Rotbuche, alleine auf einer Wiese stehen.
Baum des Jahres 2022

Warum die Rotbuche die Trinkwasserversorgung sichert

Die Rotbuche ist der Baum des Jahres 2022 und leistet einen wichtigen Beitrag zur Trinkwassergewinnung. Förster Olaf Zander erklärt, was den enercity-Wald im Fuhrberger Feld besonders macht und warum die Rotbuche so bedeutend für die Zukunft ist.

Wenn Menschen über die Rotbuche sprechen – immerhin der Baum des Jahres 2022 –, meinen sie meist gar nicht die Rotbuche selbst. Denn entgegen ihrem Namen hat die Rotbuche keine roten bis dunkelroten Blätter, wie sie häufig in Parks und großen Gärten zu finden sind. Das, was Spaziergänger meist als Rotbuche identifizieren, ist in Wahrheit die Blutbuche, eine vom Menschen vegetativ vermehrte Varietät der Rotbuche. Die Rotbuche dagegen hat grüne Blätter und ist fast überall in Deutschland die natürlicherweise dominierende Baumart.

Dieses Foto zeigt enercity-Förster Olaf Zander im Wald.

„Die Rotbuche bildet zukünftig das Grundgerüst unseres Waldes.“

Olaf ZanderFörster bei enercity

Die Rotbuche ist der Baum des Jahres 2022

Und die Rotbuche ist ein echter Zukunftsbaum. Nach 1990 wurde der heimische Laubbaum im Jahr 2022 zum zweiten Mal als Baum des Jahres gekürt. Das kommt nicht von ungefähr: Laut Georg Schirmbeck, dem Präsidenten des Deutschen Forstwirtschaftsrates, zeige die Rotbuche, dass der Klimawandel nicht weiter voranschreiten dürfe. Gleichzeitig mache sie Hoffnung, dass Buchen trotz der klimatischen Veränderungen vor allem in Deutschland gut wachsen. Diese Hoffnung teilt Olaf Zander, Förster bei enercity und damit Hüter der rund 2000 Hektar unternehmenseigenen Wälder im Fuhrberger Feld nördlich von Hannover. Olaf Zander ist überzeugt: „Die Rotbuche bildet zukünftig das Grundgerüst unseres Waldes.“

Die Entwicklung vom Kiefern- zum Mischwald

Früher wurden Wälder häufig übernutzt. Es wurden mehr Bäume gefällt als nachwachsen konnten. Deswegen wünscht sich Olaf Zander nun einen sinnvollen Wirtschaftswald. „Vor der Erschließung fossiler Energieträger und der synthetischen Düngerproduktion haben Menschen die Nadeln und Blätter aus dem Wald gekehrt, als Einstreu im Stall für die Tiere genutzt und dann auf dem Feld ausgebracht“, erklärt Förster Zander. „Das Holz wurde für Feuer zum Heizen, Kochen und zum Bauen gebraucht oder zu Holzkohle verarbeitet.“ Durch die Devastierung, also die Zerstörung des natürlichen Bodengefüges und damit eines gesunden Waldes, fehlten neuen Pflanzen Nährstoffe und Humus, um sich auszubreiten und den Wald am Leben zu halten. Um dieses Dilemma zu beenden, wurden auf diesen verarmten Flächen in Deutschland hauptsächlich anspruchslose Kiefern als Pionierpflanzen gesetzt, und diese breiteten sich aus. „Der Holzertrag bei dieser Baumart ist sehr hoch und gut. Zudem wächst sie schnell“, so Olaf Zander. „Als nach zwei bis drei Generationen von Kiefern wieder ein Nährboden vorhanden war, konnten auch Laubbäume gut anwachsen und der Wald zu einem Mischwald umgebaut werden.“ Und das ist wichtig, damit der Wald als Klimaschützer agieren kann.

So begann Olaf Zander, den enercity-Wald im Fuhrberger Feld umzugestalten und mehr zu durchmischen. Für ihn ist ein Wirtschaftswald die nachhaltigste Form der Wälder, denn dann können stets Holz und sauberes Trinkwasser aus dem Wasserwerk Wald entnommen werden: ein Rohstoff und ein Lebensmittel, die beide für ein nachhaltiges Leben unabdingbar sind.

Der Mischwald als Klimaschützer

Um Holz als Werkstoff zu produzieren, sind vor allem Nadelbäume wie Douglasien gut geeignet. Die Rotbuchen sind hingegen vor allem bei der Wassergewinnung echte Künstler. Durch die trichterartige Form der Krone wird vor allem bei starken Niederschlägen das Wasser am Stamm entlang in den Boden geleitet. So kommt es dazu, dass in reinen Buchenflächen fast die doppelte Menge Regenwasser das Grundwasser speist wie in Kiefernwäldern.

Drei kleine Plänzchen sprießen auf diesem Bild, bei leichtem Sprühregen, aus der Erde.

Wie kann man durch Laubwälder Trinkwasser generieren?

Die Niederschläge, die durch die Blätterkronen und über die Baumstämme den Waldboden erreichen, werden zunächst gefiltert und dann als Grundwasser gespeichert. Dieses wird wiederum als Trinkwasser genutzt. Trinkwasser, das in Laubmischwäldern gewonnen wird, hat eine besonders reine Qualität, das Wasser reagiert mit dem Humus und den Mineralien im Erdreich. So werden Schmutzpartikel abgespalten und entfernt. Ein lockerer Boden filtert das Wasser wie ein Schwamm. Schließlich nehmen Pilze, Bodenorganismen und die Wurzeln der Pflanzen Nährstoffe aus dem Regenwasser auf und entziehen dem Boden so Nitrate.

Ein reiner Buchenwald kommt für Olaf Zander trotzdem nicht infrage. „Um den Klimawandel zu verlangsamen oder gar aufzuhalten, brauchen wir die Mischung von verschiedenen Baumarten. So kann in einem Wald mehr Holz wachsen, das zum Beispiel für eine Verbesserung der CO2-Bilanz im Haus- oder Möbelbau benötigt wird“, erklärt der enercity-Förster. Und auch die regionale Sicherung von Trinkwasser trägt dazu bei, die Umwelt zu schützen. Die Nadelbäume binden laut dem Förster außerdem besonders viel Kohlendioxid, das auch in dem verarbeiteten Werkstoff Holz über Jahrzehnte fixiert bleibt. Dazu kommt, dass Nadelbäume Schatten für die darunterliegenden Baumarten spenden.

Darüber hinaus ist die Durchmischung der Baumarten wichtig für den Waldschutz, damit dieser weniger anfällig für Krankheiten oder Schädlinge ist. Als Förster fühlt sich Olaf Zander wie eine Art Dommeister für die kommenden Generationen und hat eine klare Vision für den enercity-Wald im Fuhrberger Feld: Er will den Mischbestand weiter voranbringen. Auf ihn folgende Förster werden als Architekten den Wald weiter formen – denn nur als Mischwald bleibe ein Wald widerstandsfähig und könne sich langfristig selbstständig verjüngen.

Der Wald des Jahres dient als Vorbild für enercity

Als Vorbild sieht Olaf Zander den Erdmann-Wald bei Sulingen, der 2022 als Wald des Jahres ausgezeichnet wurde. Namensgeber Friedrich August Christian Erdmann, seines Zeichens Oberförster, hatte bereits am Ende des 19. Jahrhunderts besonders viele verschiedene Baumarten in Mischwäldern angelegt, die noch immer wegweisend für die Zukunft und den Klimaschutz sind. Herausragend ist, dass in diesen mehr als 130 Jahre alten Wäldern mehr unterschiedliche Baumarten aus diversen Altersgruppen wachsen als in anderen Wirtschaftswäldern. Während andere Wälder unter der Trockenheit und dem Klimawandel leiden, gibt es in diesen Wäldern kaum Einbußen.

Die Planung und Umgestaltung von Wäldern ist eine langwierige Angelegenheit. Olaf Zander hat vom zukünftigen Wald im Fuhrberger Feld bereits ein klares Bild vor Augen, und die langfristige Umgestaltung des Waldes ist in vollem Gange. Da eine Rotbuche allerdings bis zu 150 Jahre lang wächst, ist dies ein zeitaufwendiger Prozess, zumal schwierig abzuschätzen ist, wie die Wälder sich in den nächsten Jahrhunderten genau verändern werden. Der enercity-Förster ist jedoch überzeugt, dass die heimische Rotbuche ihren wichtigen Platz im Wald der Zukunft einnehmen wird.

Auf den Spuren der Rotbuche: Lehrreiche Ausflugstipps in den Wald

Bis zu 100 Jahren in die Zukunft – eine Zeitreise der Waldentwicklung bietet die Kombination dieser beiden Ausflugstipps:

  • Trinkwasser-Erlebnispfad Fuhrberg
    Viel zu entdecken gibt es auf dem acht Kilometer langen Trinkwasser-Erlebnispfad Fuhrberg in Hannovers Norden. Bei einem Gang durch das Labyrinth oder das fruchtige Biotop werden an 14 verschiedenen Stationen viele Informationen zu den Themen Wald, Grund- und Trinkwasser geboten. Am Ende gibt es zur Stärkung Trinkwasser, direkt aus dem Fuhrberger Feld. Hier kann man die Kiefernwälder 30 Jahre nach dem begonnenen Waldumbau besuchen und die Unterschiede zwischen einem reinen Kiefernwald zu heute betrachten.
  • Reise in die Zukunft: So soll der enercity-Wald 130 Jahre nach dem Beginn des Waldumbaus aussehen
    Rund um und quer durch die Erdmann-Wälder gibt es verschiedene Radwege, die von den niedersächsischen Landesforsten geplant, erschlossen und gepflegt werden. An den insgesamt mehr als 80 Kilometer langen Radrouten warten elf verschiedene Stationen, die das Leben und Wirken von Oberförster Erdmann sowie die verschiedenen Besonderheiten des Mischwaldes vorstellen. Der Wald liegt bei Sulingen im Landkreis Diepholz.

Trinkwasser – natürlich aus der Region!

Seit rund 140 Jahren bietet enercity eine konstante und hohe Trinkwasserqualität. Dabei unterschreitet das aufbereitete Wasser aus regionalen Wassergewinnungsgebieten wie dem Fuhrberger Feld die geltenden strengen Grenzwerte der Trinkwasserverordnung in allen Parametern.

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5. Juli 2022
Klimaschutz
Trinkwasser
Hannover

Text: Elena-Maria Siegmund; Portrait: Roland Schneider; Fotos: getty images (2)

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