E-Mobilität aus einer Hand

Mit dem Strom

Video

Bis zum Jahr 2020 will enercity 600 neue Ladestationen in Hannover und im Umland einrichten. Damit verfügt die Stadt Hannover in zwei bis drei Jahren über die dichteste Ladeinfrastruktur Deutschlands.

Wie enercity die Verkehrswende in Hannover mitgestaltet – und sich zum zentralen Mobilitätsanbieter mausert.

Mit Türmchen und Erkern, Säulen und Rundbögen erinnert es eher an ein Schloss als an ein Verwaltungsgebäude: das Neue Rathaus von Hannover. Auf der Rückseite liegt mit pittoreskem Teich und alten Bäumen der Maschpark, der jeden Adelssitz zieren würde. Vis-à-vis zum Treppeneingang am Trammplatz dagegen tobt der Autoverkehr auf dem Friedrichswall. Der beschäftigt die Erste Stadträtin und Wirtschafts- und Umweltdezernentin Sabine Tegtmeyer-Dette seit einigen Jahren: „Wir haben im Hinblick auf die Luftreinhaltung in der Landeshauptstadt zahlreiche Herausforderungen zu meistern. Der Verkehr hat in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Auch deshalb ist es noch nicht gelungen, an allen Stellen die zulässigen EU-Grenzwerte beim Ausstoß von Stickstoffdioxid einzuhalten.“

„Wir haben im Hinblick auf die Luftreinhaltung in der Landeshauptstadt zahlreiche Herausforderungen zu meistern.“

Sabine Tegtmeyer-Dette, Stadträtin und Wirtschafts- und Umweltdezernentin

Anhand einer Reihe von Maßnahmen erläutert Tegtmeyer-Dette, wie sie den Verkehrsfluss verbessern möchte. Zudem sollen mit einem Masterplan der öffentliche Nahverkehr attraktiver, das Radwegenetz ausgebaut und die Elektromobilität vorangebracht werden. Für Letzteres steht sie im regen Austausch mit Matthias Röhrig, der seit Mitte 2017 Abteilungsleiter für E-Mobilität bei enercity ist. Gerade kommt er von einer Pressekonferenz und hat Neues zu berichten: Der Energieversorger errichtet an den Endhaltestellen der geplanten Flotte von 48 Elektrobussen der hannoverschen Verkehrsbetriebe ÜSTRA zwölf Schnellladestationen – von mindestens 30 im gesamten Stadtgebiet. „20 Minuten dauert dann nur ein Tankvorgang. Neben den E-Bussen können hier bis zu drei normale Elektroautos künftig laden“, sagt Röhrig. Doch das ist längst nicht alles: Denn die Landeshauptstadt Hannover und enercity haben sich zusammengetan, um die Stadt zu einem Hotspot für Elektromobilität zu machen.

Sabine Tegtmeyer-Dette, Erste Stadträtin und Wirtschafts- und Umweltdezernentin von Hannover, setzt beim Thema „Nachhaltige Gestaltung der Mobilitätswende“ auf enercity als zentralen Partner.

Massiver Ausbau der Ladeinfrastruktur

„enercity ist für uns ein ganz zentraler Partner dabei, die Mobilitätswende nachhaltig zu gestalten. Daher setze ich weiterhin auf die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit“, betont Sabine Tegtmeyer-Dette. „Gerade beim Thema Ladeinfrastruktur geht das Unternehmen enorm in Vorleistung, zumeist im Rahmen unserer Konzession. Aber auch in anderen wichtigen Gebieten bringen wir die Elektromobilität gemeinsam voran, zum Beispiel in der Ansprache und Versorgung von Unternehmen mit Ladeinfrastruktur für ihren Fuhrpark. Zusammen mit enercity und der Leibniz Universität Hannover wird darüber hinaus auch künftig die Netzstabilität sichergestellt.“

In welchem Maße sich enercity in puncto Ladeinfrastruktur engagiert, führt E-Mobilitäts
experte Röhrig aus: „600 neue Ladepunkte wollen wir bis zum Jahr 2020 einrichten. 480 in der Stadt, 120 im Umland, mit Schwerpunkt in Langenhagen, Laatzen, Hemmingen, Seelze und Ronnenberg. Damit verfügt die Stadt Hannover in zwei bis drei Jahren über die dichteste Ladeinfrastruktur Deutschlands – ausschließlich mit regenerativ erzeugtem Umweltstrom, versteht sich.“ Derzeit können in Hannover mit dem E-Bike, dem E-Roller oder dem Elektroauto rund 70 öffentliche, von enercity betriebene Ladepunkte genutzt werden – von rund 110 insgesamt. Darüber hinaus hat enercity rund 300 Ladestationen bei Unternehmen oder Privatleuten in der Region installiert.

enercity wandelt sich zum Anbieter für Elektromobilität mit einem Rundum-sorglos-Paket. „enercity will ein Angebot aus einer Hand schaffen, das Solarzellen auf dem Dach, Speichermodule im Haus sowie Ladesäulen inklusive Tankkarte und Elektrofahrzeug umfasst und obendrein die nötigen Digitallösungen bietet, um all diese Komponenten effizient zu verwalten und abzurechnen“, so Röhrig. Hört man ihm zu, wie er aufzählt, wie er schwärmt, wird eines klar: Der Ingenieur ist überzeugt von Elektromobilität. Klimawandel, Energiewende und die Umbrüche bei enercity haben bei ihm Eindruck hinterlassen. Der 52-Jährige will mit seinen 20 Mitarbeitenden und den vielen weiteren Kolleginnen und Kollegen aus den anderen Bereichen etwas bewegen. Allein in diesem Jahr hat er bereits zehn neue Kolleginnen und Kollegen eingestellt.

Matthias Röhrig, Abteilungsleiter für E-Mobilität bei enercity (r.), und Martin Vey von der infra Infrastrukturgesellschaft freuen sich über die reibungslos laufende Kooperation ihrer Unternehmen beim Ausbau der Ladeinfrastruktur an Park-and-ride-Plätzen.

Bürger und Kunden aktiv beteiligen

„Bei allem, was wir tun, binden wir die Bürger und Kunden ein. Nur so erreichen wir Akzeptanz auf der einen und einen schnellen Umstieg auf der anderen Seite“, erklärt Matthias Röhrig. So können die Bürgerinnen und Bürger beispielsweise im Internet unter www.enercity.de/vorfahren ihre Wunschstandorte melden – bei größerer übereinstimmender Nachfrage im Nahbereich werden dort dann Ladestationen gebaut. Dazu kommen strategische Stationen, zum Beispiel an Park-and-ride-Anlagen wie an der Stadtbahnhaltestelle Haltenhoffstraße. Martin Vey von der infra Infrastrukturgesellschaft Region Hannover GmbH, einer Schwester von enercity in der städtischen Versorgungs- und Verkehrsgesellschaft Hannover mbH (VVG), inspiziert gemeinsam mit Röhrig eine AC-Ladesäule, die hier vor Kurzem errichtet wurde. Die infra ist Eigner der Schieneninfrastruktur, von Haltestellen, Stationen sowie Park-and-ride-Plätzen für den öffentlichen Nahverkehr in Hannover. Vey und Röhrig kannten sich bereits zufälligerweise über einen gemeinsamen Freund. Als sich die beiden im vergangenen Oktober zum ersten Gespräch über den Ausbau der Ladeinfrastruktur an Park-and-ride-Plätzen trafen, hat es gleich „gefunkt“: Neun Parkplätze wurden bereits ausgerüstet. Zehn weitere Orte stehen perspektivisch bereit. „Die Kooperation läuft reibungslos: Wir stellen die Flächen, enercity hat die gesamte Technik im Gepäck“, berichtet Vey. Auch Röhrig ist begeistert: „Das ist hier ein sehr attraktiver Ort für unseren flächendeckenden Ansatz. Daher sind wir beim Ausbau auf tolle Partner wie die infra angewiesen.“

Die richtigen Partner

Elektromobilität ist bei enercity nicht erst ein Thema, seit Volkswagen die große Elektro-Offensive ausgerufen hat. Die enercity-Erfahrungen mit Elektromobilität reichen zurück bis in die 1990er-Jahre. Damals gab es „Ministromer“, batteriebetriebene Zweisitzer für die Mitarbeitenden. Seit 2010 widmet sich das Unternehmen nun verstärkt dem Thema. 2011 wurden die ersten öffentlichen E-Ladestationen in der Innenstadt installiert. Auch im Fuhrpark von enercity kamen die ersten E-Nutzfahrzeuge zum Einsatz. Heute umfasst dieser 36 E-Bikes und ein E-Lastenrad sowie 34 Elektrofahrzeuge wie den Renault Zoe als Sharing-Lösung, den e-up oder den e-Crafter von VW und zwölf Streetscooter, die auch flächendeckend von der Post und DHL genutzt werden.

Im Internet unter www.enercity.de/vorfahren können Kunden ihre Wunschstandorte melden – bei größerer übereinstimmender Nachfrage im Nahbereich werden dort dann Ladesäulen gebaut.

„Bei allem, was wir tun, binden wir die Bürger und Kunden ein. Nur so erreichen wir Akzeptanz auf der einen und einen schnellen Umstieg auf der anderen Seite.“

Matthias Röhrig, Abteilungsleiter für E-Mobilität bei enercity

Im Gegenzug hat enercity für den Paketdienstleister 105 Ladestationen der neuesten Generation errichtet. Das Beispiel steht sinnbildlich für den Trend innerhalb der Verkehrswende: Unternehmen unterschiedlicher Branchen schmieden immer häufiger Kooperationen, um gemeinsam Konzepte, Innovationen und digitale Geschäftsmodelle voranzutreiben. „In der Zukunft geht es vor allem darum, die richtigen Partner zu finden“, sagt Röhrig. Neben der taufrischen Vereinbarung mit der ÜSTRA ist enercity an dem Ladestationsspezialisten wallbe beteiligt. Auch besteht eine Partnerschaft mit dem Hildesheimer Start-up e2work: Bei dessen Carsharing-Modell teilen sich Arbeitgeber mit ihren Arbeitnehmern die Fahrzeugkosten und überlassen ihnen die Autos außerhalb der Arbeitszeit zur privaten Nutzung. Während der Arbeitszeit steht das Fahrzeug allen Mitarbeitenden über eine Buchungs-App zur Verfügung. enercity bietet dieses Modell nicht nur für Gewerbekunden oder für Mietergemeinschaften in Mehrfamilienhäusern an, sondern praktiziert es sogar selbst.

Gemeinsam mit Deutschlands führender Elektroautovermietung nextmove erleichtert enercity den Hannoveranerinnen und Hannoveranern den Einstieg in die Elektromobilität.

Wandel zum Mobilitätsanbieter

Im Herzen von Hannover am mondänen Opernplatz liegt das enercity KundenCenter, ein moderner Glasbau. Hier werden Kunden bei Bedarf ausführlich zum Thema Elektromobilität beraten. Vor dem Eingang sind zwei Sonderparkplätze für Elektrofahrzeuge eingerichtet. Die Ladestation kommt selbstverständlich aus dem Hause enercity. Röhrig steckt das Ladekabel eines Tesla Model S an das Gerät. „Nicht meiner“, versichert er. Der Premiumwagen stammt aus dem Fahrzeugpool von Deutschlands führender Elektroautovermietung nextmove, mit der enercity den Hannoveranerinnen und Hannoveraner den Einstieg in die Elektromobilität erleichtern will. Mietern und Mieterinnen steht eine stetig wachsende Auswahl der aktuellsten E-Autos zur Verfügung: Tesla Model S, BMW i3s, VW e-Golf, Nissan Leaf, Hyundai Ioniq sowie Kona und Smart EQ. Insgesamt sind es 15 an der Zahl. Gebucht wird bequem online. Das Fahrzeug kann dann am enercity-Standort Glocksee abgeholt werden. Es sind in erster Linie Privatkunden, die sich über einen Kauf ernsthaft Gedanken machen, aber auch Firmenchefs, die ihre dienstwagenberechtigten Mitarbeitenden überzeugen wollen. Oder Personen, die sogar schon ein E-Auto gekauft haben und nun die sehr langen Lieferzeiten überbrücken wollen. „enercity-Kunden profitieren von unserer herstellerunabhängigen Beratung. Im Autohaus sind sie immer gebunden“, erläutert Röhrig. Meistens geht es um das Thema Reichweite. Am liebsten aber lässt Röhrig das Auto für sich selbst sprechen. „Bei der ersten Probefahrt beraten wir unsere Kundinnen und Kunden bei Bedarf auch gleich zur Ladeinfrastruktur. Am Ende können wir fast immer alle Fragen beantworten, die Kunden haben ihr Aha-Erlebnis, weil es so ein tolles Fahrgefühl ist, und sind rundum zufrieden.“

Aktuell betreibt enercity in Hannover und Langenhagen über 40 Ladestationen, an denen E-Autos, E-Roller oder E-Bikes mit regenerativ erzeugtem Umweltstrom von enercity aufgeladen werden können.

Oslo als Vorbild

An den enercity Ladestationen können die Mietwagen dann ganz einfach nachgeladen werden, am Standort Glocksee ist das sogar kostenlos. Damit Autofahrer von außerhalb über ihre Karten bezahlen können, hat enercity im Jahr 2016 die Stationen im öffentlichen Straßenraum in das europaweit größte Ladenetzwerk von Plugsurfing und The New Motion integriert. Durch diese Kooperation können rund 100.000 Ladestationen in 28 Ländern über eine einheitliche Ladekarte genutzt werden, davon bereits über 4.500 in Deutschland. Und auch enercity denkt längst bundesweit: „Wir wollen in den nächsten Jahren den gesamtdeutschen Markt erschließen“, verrät Matthias Röhrig. „Gleichzeitig soll Hannover in Sachen E-Mobilität das Oslo Deutschlands werden.“ Ein ambitioniertes Ziel. Denn die norwegische Hauptstadt gilt als urbanes Vorbild für Elektromobilität in Europa.



Credit: Ina Richter (2), 123RF (2), Landeshauptstadt Hannover, enercity AG