Ansicht von Hannover
Kohleausstieg

Diese Anlagen lösen Hannovers Kohlekraftwerk ab

Großwärmepumpen, thermische Abfall- und Klärschlammverwertung, Altholz- und Biomethannutzung sowie Geothermie: Zahlreiche hochmoderne Anlagen sorgen in Zukunft dafür, dass den Menschen in Hannover warm bleibt. Die Anlagen ersetzen das Kohlekraftwerk in Hannover-Stöcken, das enercity 2027 abschalten wird.

Schon seit 2017 ist der Kohleausstieg für enercity beschlossene Sache. Die Möglichkeit, das Steinkohlekraftwerk zunächst übergangsweise auf Erdgas umzurüsten, kam für das Energieunternehmen dabei nicht in Frage: Den Ausstieg aus der Kohle nutzt enercity stattdessen ohne Umwege zum weiteren Ausbau der erneuerbaren Energien. Und dabei kommt das Unternehmen sehr gut voran.

Fernwärme in Hannover wird dezentral und klimafreundlich

Das Kohlekraftwerk Hannover-Stöcken ist bislang eine der Hauptwärmequellen für das hannoversche Fernwärmenetz. Bei der Suche nach geeigneten Ersatzanlagen zur nachhaltigen Wärmeerzeugung ist enercity gründlich vorgegangen und hat mehr als 20 Möglichkeiten und Verfahren analysiert. Inzwischen steht fest, dass 14 neuen Anlagen als dezentrale Einspeiser in das Fernwärmenetz dienen werden.

Einige dieser Anlagen sind bereits in Betrieb: So bezieht enercity seit 2020 Abwärme aus der Abfallverwertung. Auch die Klärschlammverwertungsanlage läuft schon seit 2023 und zwei große Biomethan-BHKW speisen seit 2024/25 in das Fernwärmenetz ein. Weitere Anlagen befinden sich derzeit in der Finalisierung, im Bau oder in der Planung.

Im Sommer 2025 erhielt der enercity-Kooperationspartner Eavor zum Beispiel von der Stadt Hannover den Pachtvertrag für das Grundstück, auf dem mit einer innovativen Tiefengeothermie-Technologie, dem sogenannten Eavor-Loop, künftig Erdwärme gewonnen werden soll.

Innovativer Technologiemix

Bei allen 14 Anlagen handelt es sich um hochmoderne Versorgungslösungen. Viele von ihnen setzen, wie beispielsweise die Anlagen zur Altholz- oder Klärschlammverwertung, auf die Nutzung regionaler Ressourcen, was die Energiesouveränität der Region stärkt. Wieder andere, wie beispielsweise Power-2-Heat- und Geothermie-Anlagen, nutzen Technologien, die einen wesentlichen Beiträg zur Stabilität im Wärmenetz und zur Versorgungssicherheit leisten. Letztere wird zudem gewährleistet, da sowohl Anlagen geplant und gebaut werden, die die Grundlast im Netz bedienen als auch solche, die bei Bedarf schnell flexibel einspringen können.

Durch die Inbetriebnahme der geplanten Anlagen wird der Anteil erneuerbarer Wärme im enercity Fernwärmenetz bis 2028 zunächst auf insgesamt 75 Prozent steigen, später dann auf 100 Prozent. Insgesamt investiert der Energieversorger mehr als 1,5 Milliarden Euro in die neuen Erzeugungsanlagen und den Netzausbau für die Wärmewende in Hannover.

Diese Anlagen werden Block 1 des Kraftwerks Stöcken ersetzen

Die Anlagen, die den ersten Block des Stöckener Kraftwerks ersetzen sollen, setzen insbesondere auf die Energieträger Abwärme, Altholz und Klärschlamm. Fünf dieser Anlagen sind diese bereits ans Netz gegangen. Das Altholzheizkraftwerk in Stöcken befindet sich in der finalen Inbetriebnahmephase. Mit der Aufnahme des Regelbetriebs sind dann alle Voraussetzungen geschaffen, um den ersten Block des Kohleheizkraftwerks abzuschalten.

Tabelle Funktionsweise Smart Meter

Altholz-Heizkraftwerk

Im November 2025 hat das Biomasse-Heizkraftwerk am enercity Standort Stöcken erstmals Wärme in das Fernwärmenetz eingespeist. Das Kraftwerk gewinnt Wärme und Strom aus nicht mehr recycelbarem Altholz, also etwa aus gebrauchten Möbeln oder gestrichenen Holzverschalungen aus abgerissenen Gebäuden. Der Clou: In dem neuen Stöckener Werk wird zusätzlich zur Wärmeproduktion im Heizkessel sogar die Rauchgas-Abwärme über eine Großwärmepumpe so verdichtet, dass ihre Temperatur steigt und sie ins Fernwärmenetz eingespeist werden kann. Dadurch wird der Brennwert des Holzes noch besser ausgenutzt.

Im Artikel „Biomasse-Heizkraftwerk Hannover-Stöcken: mit Tempo in die Energiezukunft “ erfahren Sie mehr über das Altholz-Heizkraftwerk in Stöcken.

Power-To-Heat

Am Standort Hannover-Herrenhausen betreibt enercity seit 2020 eine Power-to-Heat-Anlage: Ein Elektrodenkessel mit einer Leistung von 20 MW wandelt Strom fast ohne Energieverlust in Wärme um, die entweder direkt in das enercity-Fernwärmenetz eingespeist oder zwischengespeichert werden kann. Eine weitere Power-to-Heat-Anlage am selben Standort sowie eine am Standort Ricklingen  befinden sich in Planung. Sie werden zusammen eine Leistung von 150 MW haben.

PtH-Anlagen ermöglichen es, Produktionsüberschüsse aus erneuerbaren Quellen wie Windenergie sinnvoll zu nutzen – mehr dazu und über die enercity-Anlage in unserem Artikel So funktioniert eine Power-to-Heat-Anlage.

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Biomethan-Blockheizkraftwerke (BHKW)

Am Standort Stöcken entstanden zwischen 2022 und 2024 zwei mit Biomethan betriebene, hochflexible Blockheizkraftwerke mit je 20 Megawatt (MW) Leistung, die bei hohem Strombedarf auch kurzfristig zugeschaltet werden können. Das ambitionierte, von der enercity-Tochter Danpower entwickelte Betriebskonzept, hatte den Zuschlag in einer mit Bundesmitteln geförderten Sonderausschreibung erhalten. Außerdem entstand eine dritte, kleinere Biomethananlagen zur Versorgung der Continental AG.

Im Artikel: „Biomethan-Blockheizkraftwerke für die grüne Fernwärme“ erfahren sie mehr darüber, welch eine entscheidende Rolle die zwei Biomethan-Blockheizkraftwerke sowohl für die Fernwärme als auch für die Stromerzeugung in Hannover innehaben.

 

Thermische Abfallverwertung

Durch thermische Verwertung kann das Abfallvolumen reduziert und nutzbare Wärme freigesetzt werden. So auch in Hannover: Seit Anfang 2020 kommt die Wärme, die bei der Verfeuerung von Haushalts- und Gewerbeabfällen in Hannover-Lahe anfällt, den Menschen der Stadt zugute. Bis zu 300.000 Megawattstunden Wärme im Jahr, die vorher ungenutzt an die Umgebung abgegeben wurden, fließen jetzt in das hannoversche Fernwärmenetz.

Im Artikel: „Energie aus Müll: Thermische Abfallverwertung erklärt“ lesen Sie, wie aus Müll Strom und Wärme produziert wird.

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Thermische Klärschlammverwertung

Die bei der Abwasserreinigung anfallenden Klärschlämme der Stadt Hannover werden bereits seit 2023 von enercity zur Energiegewinnung genutzt. Dafür errichtete der Energieversorger in Hannover-Lahe eine moderne Klärschlammverwertungsanlage, die jährlich rund 50.000 Megawattstunden klimafreundliche Fernwärme erzeugt.

Weitere Informationen über die Klärschlammverwertungsanlage in Hannover-Lahe gibt es im Artikel: „So wird aus Klärschlamm grüne Fernwärme“.

Diese Anlagen werden Block 2 des Kohlekraftwerks in Hannover ersetzen

Das Anlagenportfolio für den zweiten Block des Stöckener Kraftwerks setzt sich aus den Bausteinen Geothermie, Abfallverwertung und Großwärmepumpen zusammen. Zusammengenommen können alle Anlagen und Maßnahmen bis zu 200 MW Leistung Wärme produzieren. Das entspricht der maximalen Wärmeleistung des aktuellen Kohleblocks 2, der 2027 in die Reserve gehen wird.

Geothermie

Erdwärme wird künftig zum zentralen Baustein von Hannovers Wärmeversorgung. Die CO2-neutrale erneuerbare Energiequelle ist stets verfügbar und kann vollkommen wetterunabhängig zur Wärme- und Stromerzeugung genutzt werden. enercity plant die Einbindung der Wärme aus dem Erdreich in das Fernwärmenetz über ein sicheres und regelbares geschlossenes Kreislaufsystem. Hierzu kooperiert der Energiedienstleister mit den Geothermieexperten von Eavor, die die Wärme aus einer Tiefe von rund 3.200 Metern in zwei sogenannten Eavor-Loops™ gewinnen werden. Die Arbeiten zur Leitungsanbindung laufen bereits, auch die Planungen zur Wärmeübergabestation haben begonnen.

Ab der Fertigstellung des ersten Eavor-Loops™ im Jahr 2027 soll die Anlage zunächst rund 15, nach Fertigstellung des zweiten Loops perspektivisch sogar rund 30 Megawatt klimaneutrale Wärme liefern – genug für rund 15 bis 20 Prozent der Haushalte im hannoverschen Fernwärmegebiet. Das entspricht etwa dem Jahresbedarf von rund 20.000 Haushalten.

 Im Artikel „Geothermie-Weltpremiere im urbanen Raum: Eavor und enercity machen Hannover zum Wärme-Pionier“ erfahren Sie, wie Hannover als erste Großstadt weltweit klimaneutrale Fernwärme mit dem Eavor-Loop™ – einer innovativen Technologie der Tiefengeothermie – gewinnen wird.

Ein Icon für Geothermie
Ein Abfalleimer symbolisiert thermische Abfallverwertung

Thermische Abfallverwertung

Um die Energie- und Wärmeversorgung der Stadt nachhaltig zu sichern, modernisiert enercity zudem zurzeit gemeinsam mit der EEW Energy from Waste (Helmstedt) die 20 Jahre alte Abfallverbrennungsanlage in Lahe, um sie weiter auszubauen und langfristig für die klimafreundliche Fernwärme- und Stromerzeugung in Hannover zu nutzen. Dem vorausgegangen war ein umfassendes Verfahren, in dem auch ein möglicher Neubau einer enercity-Abfallverwertungsanlage an einem anderen Standort in Hannover geprüft, dann aber wieder verworfen wurde

Die Investitionen steigern die Effizienz der Anlage und erhöhen die Abwärmeleistung von 50 auf bis zu 85 Megawatt – und das, ohne mehr Abfall zu verbrennen. Der Umbau der Anlage soll bis spätestens Anfang 2027 abgeschlossen sein.

Großwärmepumpen

Großwärmepumpen erhitzen hocheffizient Umgebungswärme aus Boden, Wasser oder Luft auf die im Fernwärmenetz benötigte Temperatur. Als Ersatz für das Kohlekraftwerk in Stöcken plant enercity die Errichtung von drei Großwärmepumpen mit jeweils 20-30 MW Leistung: am Klärwerk Herrenhausen, am Kühlwasserauslauf des Kraftwerksstandorts Linden und am Kraftwerksstandort Herrenhausen.

Im Artikel: „Großwärmepumpen: Grüne Wärme für ganze Wohnbezirke“ lesen Sie, wie Großwärmepumpen funktionieren und warum sie die Wärmewende in Deutschland entscheidend voranbringen können.

Ein Icon für Großwärmepumpen

Als 14. Ersatzanlage soll eine Anlage zur Biomasse-Pyrolyse mit einer Leistung von 5 MW errichtet werden. Das Projekt befindet sich derzeit noch in der Planungsphase.

Hannover packt’s an: Klimaneutral bis 2040

Sie möchten mehr über die Wärmewende in Hannover erfahren? Und interessieren sich dafür, wie enercity mit klimafreundlichen Lösungen die Wärmewende vorantreibt? Unsere Themenseite zur Wärmewende gibt Auskunft.

Jetzt informieren!
14. November 2025
Erneuerbare Energien
Klimaschutz
Grüne Wärme

Text: Lea Weitekamp, Abbildungen: Getty Images, enercity. Zuletzt überarbeitet am 11.09.2025.

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