Dieses Bild zeigt ein digitales Thermostat an einem Heizkörper, auf dem die Gradzahl digital angezeigt wird.
Energieeffizienz

Smarter heizen mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz

Die Wohnungsbaugenossenschaft Ostland und enercity senken mit der KI-Heizungssoftware Leanheat den Energieverbrauch in Mehrfamilienhäusern. Das spart Geld und schützt zugleich das Klima.
9
Prozent
weniger Energie pro Jahr verbrauchten die Hausbewohner in den Leanheat- Projekten von enercity und Ostland.

Die Weichen Richtung Zukunft werden im Keller gestellt – zumindest in vielen Gebäuden der Wohnungsgenossenschaft Ostland. Das 1950 gegründete Unternehmen verwaltet 254 Immobilien mit etwa 2000 Wohnungen in der Region Hannover. In rund 900 davon setzt es in einem Gemeinschaftsprojekt mit enercity Leanheat ein. Die Software steuert Fernwärme mithilfe Künstlicher Intelligenz. So werden Lastspitzen abgebaut und der Energieverbrauch sinkt. Die Häuser bleiben dennoch behaglich warm.

Leanheat - Die Zukunft des Heizens

Vor allem beim Warmwasserverbrauch treten solche Lastspitzen auf – etwa dann, wenn viele Hausbewohner gleichzeitig duschen oder baden. Die zum Heizen der Räume benötigte Energie wird hingegen konstant über längere Zeiträume hinweg genutzt. Leanheat macht sich diesen Unterschied zunutze: Das System zur Heizungssteuerung antizipiert, wann im Haus Verbrauchsspitzen beim Warmwasser auftreten werden, und regelt automatisch eine halbe Stunde vorher die Heizleistung leicht herunter. So wird die Heizenergie in der Zeit des erhöhten Verbrauchs lediglich für das Warmwasser eingesetzt. „Dabei wird sichergestellt, dass die Wohnräume um maximal 0,5 Grad abkühlen“, sagt Lorenz Holzki vom Team Kundensupport bei enercity. „Das nimmt der Verbraucher in seinem Zuhause quasi nicht wahr.“

4000
Euro
an Energiekosten können durch die Leanheat-Technologie bei einem Gebäude mit rund 70 Wohnungen jährlich eingespart werden.

Für ihre Berechnungen verarbeitet die Software verschiedenste Daten. In einem Pilotprojekt wurden dafür 2018 rund 200 Ostland-Wohnungen mit Sensoren ausgestattet, die die Raumtemperatur erfassten und über Funk weiterleiteten. Zusätzlich wurden die Außentemperaturen in die Rechnung miteinbezogen. Und die Verbrauchsdaten des Stationsreglers der Fernwärmestationen, die sich im Keller der Häuser befinden. Seit 2019 läuft ein zweites Pilotprojekt, das ohne Temperatursensoren auskommt. Hier steuert die Software die Fernwärmestation im Keller allein aufgrund der Außentemperatur und der Verbrauchsdaten. Bereits nach einem Jahr hatten die Haushalte des Pilotprojekts bis zu neun Prozent Energie eingespart. In Zukunft könnte Leanheat diesen Wert durch immer präzisere Vorausberechnungen noch steigern.

Dieses Bild zeigt Andreas Wahl, den Vorstandsvorsitzenden der Ostland Wohnungsgenossenschaft eG.

„Unsere Mieter erhalten durch das Steuerungssystem ­angenehme Wärme, die Energie spart und das Klima schützt. Die Servicetechniker von enercity können in Echtzeit auf reale Daten zurückgreifen und schnelle Lösungen anbieten.“

Andreas WahlVorstandsvorsitzender, Ostland Wohnungsgenossenschaft eG

Mieter und Umwelt profitieren

„Für unsere Kunden bedeutet der sinkende Energieverbrauch geringere Heizkosten“, fasst Lorenz Holzki die Vorteile von Leanheat zusammen. Das Klima profitiert zum einen, weil der geringere Verbrauch von Energie den CO₂-Ausstoß senkt. Zum anderen, weil sich durch den geringeren Energieverbrauch der Volumenstrom reduziert, also die Menge an durchlaufendem Fernwärmewasser. Dadurch sinkt auch die Rücklauftemperatur: Das genutzte Wasser, das aus dem Gebäude herausfließt, ist weniger heiß. „Und je niedriger diese Rücklauftemperatur liegt, desto eher lassen sich grüne Energiequellen im Fernwärmenetz einsetzen“, erklärt der enercity-Experte. Ganz nebenbei erkennt enercity über die Datenverbindung zum Stationsregler auch, wenn Störungen auftreten, und kann schneller auf diese reagieren, sagt Holzki: „Oft wissen wir schon, dass eine Störung vorliegt, bevor es die Bewohner mitbekommen.“

Dieses Bild zeigt einen Servicetechniker, der in der Hand ein Tablet hält, um Daten abzufragen.
Servicetechniker können dank der neuen Technik in Echtzeit auf reale Daten zugreifen und so schnelle Lösungen anbieten.
Künstliche Intelligenz

Was genau ist Künstliche Intelligenz?

Künstliche Intelligenz, kurz KI, wird als Begriff für „maschinelles Lernen“ benutzt. Eine Software wertet Daten aus, erkennt darin Muster, „lernt“ dazu – und reagiert. Leanheat lernt durch das Analysieren des Warmwasserverbrauchs von Häusern. Etwa, an welchem Wochentag zu welcher Uhrzeit wie viel Wasser verbraucht wird. So kann es den künftigen Verbrauch planen. Auf diese Weise kann das System die ­Raumheizung genau dann drosseln, wenn die Heizenergie verstärkt für das Warmwasser benötigt wird.

Text: Claus Hornung. Fotos: Getty Images, Bilderraum Fotostudio/enercity AG, Ostland Wohnungsgenossenschaft eG.

17. Juni 2021
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