Header: Ein kleiner Junge steht in einer Wohnung vor einer Heizung unter einem Fenster und spielt mit einem Dino auf der Heizung.
Energieeffizient heizen

Heizenergie sparen mit dem hydraulischen Abgleich

Durch den hydraulischen Abgleich ihrer Heizungsanlage können Hauseigentümer zehn bis 15 Prozent Heizenergie sparen. Das ist gut fürs Portemonnaie und für die Umwelt – und macht Deutschland außerdem unabhängiger von fossilen Importen. Hier erfahren Sie, wie einfach sich die Effizienz der Heizung steigern lässt, für welche Wohn- und Nichtwohngebäude ab dem 1. Oktober 2022 die Durchführung eines hydraulischen Abgleichs verpflichtend ist, was der hydraulische Abgleich kostet – und wie er gefördert wird.

Spätestens, seit die Bundesregierung am 23. Juni 2022 die zweite Stufe des dreistufigen Notfallplans Gas ausgerufen hat, steht fest: Wir alle tun gut daran, Energie zu sparen. Ganz konkret forderte Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck Bürgerinnen und Bürger im Rahmen der Vorstellung der neuen Kampagne  „80 Millionen gemeinsam für Energiewechsel“  auf, ihre Heizung zu überprüfen. „Bevor der  Winter kommt, macht es Sinn, noch einmal die Heizung vernünftig einzustellen oder einen hydraulischen Abgleich durchzuführen“, sagte Habeck. Allein durch ihn seien zehn bis 15 Prozent Heizkostenersparnis im Haushalt möglich, so der Wirtschaftsminister.

 

In der Tat ist der hydraulische Abgleich bei Warmwasserheizungsanlagen besonders effektiv und kann, neben anderen schnell umsetzbaren Energiesparmaßnahmen, den eigenen Energiebedarf erheblich reduzieren.

Was ist der hydraulische Abgleich?

Im Grunde geht es beim hydraulischen Abgleich um nichts anderes als um  die richtige Einstellung der Heizung.  Denn ohne hydraulischen Abgleich kommen in den allermeisten Warmwasserheizsystemen – insbesondere beim (morgendlichen) Aufheizen – nicht bei allen Heizkörpern die gleiche Menge Wasser und die gleiche Temperatur an. Das liegt daran, dass die Heizkörper einer Warmwasserheizung meist entlang eines Heizungsrohres in einer Reihe angeschlossen sind:  Da sich das Wasser immer den einfachsten Weg sucht, werden zunächst die Heizkörper, die am nächsten am Heizkessel platziert sind, mit heißem Wasser versorgt.  Erst wenn die Räume nahe der Wärmequelle bereits die eingestellte Temperatur erreicht haben und sich die dortigen Thermostatventile schließen, steht ausreichend heißes Wasser für die weiter hinten in der Reihe angeschlossenen Heizkörper zur Verfügung. Diese werden daher zunächst nicht richtig warm.

Die Infografik zeigt wie schlecht Heizkörper in den oberen Stockwerken eines schematisch dargestellten Gebäudes vor dem hydraulischen Abgleich mit Warmwasser versorgt sind und wie gut nach dem hydraulischen Abgleich.
Ein hydraulischer Abgleich optimiert Heizungsanlagen und verbessert deren Energieeffizienz um zehn bis 15 Prozent.

Durch den hydraulischen Abgleich kann das Problem jedoch schnell gelöst werden. Denn dabei wird der Heißwasserzufluss so reguliert, dass  überall im Haus oder der Wohnung die richtige Menge an Heizwasser für die einzelnen Heizkörper ankommt. So werden alle Räume gleichmäßig und energiesparend beheizt. Dazu kommt, dass die Vorlauftemperatur der Heizung nach dem hydraulischen Abgleich oftmals niedriger eingestellt werden kann, wodurch noch mehr Geld und Energie gespart wird.

Wie wird ein hydraulischer Abgleich vorgenommen?

Den hydraulischen Abgleich einer Heizungsanlage muss ein Profi, beispielsweise ein Gas- und Wasserinstallateur oder ein Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik, vornehmen. Nur Fachleute können den Heizbedarf einzelner Räume, die sogenannte Heizlast, und bestehende Druckverluste exakt berechnen. Dafür müssen unter anderem die Wärmeleistung der einzelnen Heizkörper, deren Größe und Entfernung zur Heizung, die Größe des zu beheizenden Raums, der Luftaustausch durch Türen und Lüftung sowie der Wärmeverlust durch Wände und Fenster berechnet sowie die momentane Raumtemperatur mit der Solltemperatur abgeglichen werden.

 

Die Aufnahme der Daten und die Berechnungen aller Komponenten der Heizungsanlage – Heizkörper, Thermostatventile, Pumpen und Rohre – dauern bei einem Einfamilienhaus mehrere Stunden. Die eigentliche Justierung ist anschließend schnell gemacht: Es müssen nun nämlich lediglich die Ventile  an den Heizkörpern auf die berechneten Wassermengen eingestellt werden – und das ist in nur wenigen Minuten pro Raum erledigt. Damit alle Heizkörper exakt mit der Heizwassermenge versorgt werden, die notwendig ist, um die gewünschte Heizleistung zu erzielen, muss zum Schluss nur noch die Heizungspumpe der Anlage auf den richtigen Druck eingestellt werden.

Wer muss ab 1. Oktober 2022 einen hydraulischen Abgleich durchführen lassen?

Um die Energieversorgung zu sichern, hat die Bundesregierung seit August 2022 zwei Energiesparverordnungen – genauer: „Verordnungen zur Sicherung der Energieversorgung über mittelfristig wirksame Maßnahmen“ – beschlossen. Die erste Energiesparverordnung ist bereits am 1. September 2022 in Kraft getreten. Sie erlaubt zum Beispiel geringere Temperaturen am Arbeitsplatz. Im Rahmen einer zweiten Energiesparverordnung wurden weitere Maßnahmen beschlossen. Dazu zählt auch ein verpflichtender Heizungscheck für mit Erdgas betriebene Gasheizungen, welcher neben einer gründlichen Heizungsprüfung auch einen hydraulischen Abgleich für Gaszentralheizungssysteme vorschreibt. Während alle Eigentümer von Gebäuden mit Gasheizungen in den nächsten zwei Jahren einen Heizungscheck durchführen müssen, gilt die Verpflichtung zum hydraulischen Abgleich nur für bestimmte Wohn- und Nichtwohngebäude. Zwingend durchgeführt werden muss er:

  • bis zum 30. September 2023 in Nichtwohngebäuden ab 1000 Quadratmeter beheizter Fläche oder in Wohngebäuden mit mindestens zehn Wohneinheiten.
  • bis zum 15. September 2024 in Wohngebäuden mit mindestens sechs Wohneinheiten.

Die Verordnung erlaubt aber auch Ausnahmen: Immobilienbesitzer, die nachweisen können, dass das Heizsystem ihres Gebäudes in der aktuellen Konfiguration bereits hydraulisch abgeglichen wurde oder dass innerhalb von sechs Monaten nach dem jeweiligen Stichtag nachweislich ein Heizungstausch oder eine Wärmedämmung von mindestens 50 Prozent der wärmeübertragenden Umfassungsfläche des Gebäudes bevorsteht, sind von der Verpflichtung zum hydraulischen Abgleich ausgenommen.

Wie viel kostet ein hydraulischer Abgleich?

Die  genauen Kosten  für einen hydraulischen Abgleich sind  abhängig von Zustand und Aufbau der Heizanlage.  Natürlich spielen auch die Anzahl der Heizkörper im Haus und die Art der Ventile, die verbaut wurden, eine Rolle. Laut der Verbraucherzentrale betragen die Kosten für ein Einfamilienhaus mit zehn Heizkörpern etwa 700 Euro. Sind noch keine voreinstellbaren Ventile vorhanden und müssen diese erst verbaut werden, kommen nochmals 400 Euro hinzu. Dem stehen Einsparungen in Höhe von etwa 100 Euro pro Jahr gegenüber. Ein hydraulischer Abgleich amortisiert sich also nach sieben bis elf Jahren.

 

Im Rahmen der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) können Sie für die Heizungsoptimierung – zu der auch der hydraulische Abgleich zählt – allerdings einen Zuschuss von 20 Prozent der Kosten beim Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) beantragen. Auch die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) bezuschusst den hydraulischen Abgleich mit den KfW-Förderprogrammen 261 und 262. Alternativ sind energetische Sanierungsmaßnahmen steuerlich absetzbar.

Übrigens: In unserem Ratgeber „Richtig heizen: Kosten sparen und Umwelt schonen“ gibt es viele weitere Tipps zum sparsamen und effizienten Heizen.

Sie haben Fragen zur Heizungsoptimierung?

Einfamilienhaus oder Wohnung mit Gasetagenheizung – enercity berät Sie fachkundig zur Optimierung Ihrer Heizung, damit Sie dauerhaft Heizkosten sparen.

 

Jetzt informieren!
29. Juni 2022
Energiespartipps
Klimaschutz
Grüne Wärme

Text: Elena Rudolph. Bilder: Getty Images.

Verwandte Artikel

Diese Themen könnten Sie auch interessieren.

Die richtige Ordnung spart Energie und verhindert den vorzeitigen Verderb von Lebensmitteln. Wir zeigen, worauf es beim Einräumen des Kühlschranks ankommt.

Energiespartipps
Klimaschutz

Energiesparprogramme von Wasch- oder Spülmaschinen schonen die Umwelt – trotz längerer Laufzeiten. Wir erklären, warum das so ist.

Energiespartipps
Klimaschutz

Mit der richtigen Ausrüstung ist das Rad-, E-Bike- und Pedelecfahren auch im Winter ein Vergnügen. Mit unseren Tipps kommen Sie auf zwei Rädern optimal durch die kalte Jahreszeit.

Klimaschutz

Newsletter abonnieren

Sie möchten regelmäßig über innovative Technologien und spannende Fakten rund um die Themen Energie und Klimaschutz informiert werden? Dann abonnieren Sie den Newsletter unseres Energiemagazins #positiveenergie!

Jetzt anmelden

Sie haben Fragen, Lob oder Kritik?

Schreiben Sie uns!
E-Mail an die Redaktion