Header_Wahrzeichen_GettyImages-1340109912 [de]_1784B04D5DF_488003;5
200 Jahre enercity

Heiß geliebtes Wahrzeichen

Das Heizkraftwerk in Hannover-Linden steht wie kein zweites für die Verbindung von Tradition und Innovation. Als Herzstück der Fernwärmeversorgung liefert es seit Jahrzehnten verlässlich Energie. Einst wurde Kohle durch unterirdische Tunnel zum Kraftwerk transportiert, heute arbeiten dort flexible Hightech-Anlagen.

Wenn im hannoverschen Stadtteil Linden die violetten Türme des Heizkraftwerks am Nachthimmel in stimmungsvollem Licht erstrahlen, entsteht am Ihmeufer eine warme Atmosphäre. Seit Jahrzehnten prägt das leuchtende Kraftwerk aus den 1960er-Jahren mit seiner unverwechselbaren Silhouette das Stadtbild – es ist längst ein Stück Stadtgeschichte.

Pionier der modernen Fernwärmeversorgung

Die Geschichte des Heizkraftwerks beginnt mit dem wirtschaftlichen Aufschwung der 1950er Jahre und dem damit wachsenden Energiehunger Hannovers. Um der steigenden Nachfrage gerecht zu werden, entsteht zu dieser Zeit am Ihmeufer ein modernes Kohle- und Heizölkraftwerk, das bereits damals nicht nur Strom, sondern auch Fernwärme liefert. Nach drei Jahren Bauzeit nimmt es 1963 den Betrieb auf – und beeindruckt die Stadt auf Anhieb mit seinen drei auffälligen Kesselhäusern. Etwa zeitgleich startet der Ausbau des hannoverschen Fernwärmenetzes. Mit einer Länge von gerade einmal zehn Kilometern werden zunächst rund 70 Gebäude mit wohliger Wärme versorgt, darunter Krankenhäuser und Schulen.

Heizkraftwerk_nachher_Wahrzeichen_DSCF8157 [de]_1784B04D5DF_507021;3
Vorher: Die Luftaufnahme aus dem August 1961 zeigt das im Bau befindliche Heizkraftwerk Linden.
Heizkraftwerk_vorher_Wahrzeichen_DSCF8170 [de]_1784B04D5DF_507045;3
Nachher: Das Heizkraftwerk nach seiner Fertigstellung im Juni 1964 – damals noch ohne die drei ikonischen Schornsteine.

Damals wurde der Brennstoff für den Kraftwerksbetrieb noch über weite Entfernungen geliefert. Große Transportschiffe brachten tonnenschwere Ladungen Steinkohle über den Mittellandkanal zum Lindener Hafen. Von dort aus wurde die Kohle mit Waggons zum Entladeterminal an der Fössestraße transportiert und gelangte über einen unterirdischen Tunnel und rußgeschwärzte Förderbänder ins Innere des Heizkraftwerks. Unsichtbar, tief unter der Erde sicherte der Tunnel fast drei Jahrzehnte die Versorgung. Innerhalb von 28 Jahren werden auf diese Weise rund fünf Millionen Tonnen Steinkohle zum Kraftwerk befördert – dann ist Schluss. 1990 werden alle drei Kesselhäuser auf das umweltfreundlichere Erdgas umgestellt. Entladeterminal, Gleise und der Kohletunnel werden stillgelegt und zum abgeschlossenen Kapitel in Hannovers Industriegeschichte.

Drei Schornsteine für Hannovers Skyline

Und auch äußerlich veränderte sich das Heizkraftwerk im Laufe seiner Geschichte erheblich. Es wird mehrfach modernisiert und erhält bereits in den 1970er-Jahren seine drei charakteristischen Schornsteine, die das Stadtbild bis heute prägen – und längst zu einem Wahrzeichen Hannovers geworden sind. Zuvor war das Abgas noch aus lamellenartigen Auslässen auf den Blockdächern des Gebäudes gekommen. Mit dem Bau des nahegelegenen Ihme-Zentrums ab 1970 mussten dann die drei gut 125 Meter hohen Kamine aufgesetzt werden, um die neue Betonburg zu überragen. Das veränderte die Skyline Hannovers maßgeblich und markierte den Beginn des Kultstatus der drei markanten Türme. Parallel dazu wächst auch das Fernwärmenetz kontinuierlich und macht Hannover zur Vorreiterstadt der klimafreundlichen Wärmeerzeugung.

Lindener-Hafen_Wahrzeichen_DSCF8188 [de]_1784B04D5DF_510375;2
Lindener Hafen: Mit Binnenschiffen kam die Steinkohle in den Stadtteil und wurde auf den Kohlezug umgeladen (Aufnahme aus dem Jahr 1982).

Technik-Upgrades für die Energiezukunft

Der Kraftwerks-Oldie macht aber nicht nur von außen eine gute Figur, sondern beeindruckt heute auch mit seinen inneren Werten: Im Herzen arbeitet eine der modernsten und umweltfreundlichsten Gas- und Dampfturbinenanlagen Europas. Den Anfang der Technik-Upgrades für die Zukunft machte 1998 die Installation hochmoderner Gas- und Dampfturbinen, die die Effizienz der Anlage erheblich steigern. Wegweisend ist dabei der bereits 1999 installierte Abhitzekessel in Block 3 (neben der Kochstraße), der seither als Bindeglied zwischen der neuen Gasturbine und der bereits vorhandenen Dampfturbine fungiert. Durch ihn wurden zwei Erzeugungsanlagen miteinander kombiniert: In der Gasturbine verbrennt Erdgas bei 1300 Grad und erzeugt Strom. Das austretende 600 Grad heiße Abgas erzeugt im Abhitzekessel Dampf, der die bisherige konventionelle Turbine und deren Generator dahinter antreibt. Entlang ihrer Hoch-, Mittel- und Niederdruckstufen wird so heute gemäß dem Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung über einen großen Wärmetauscher das hannoversche Fernwärmenetz beheizt.

Als 2013 dann auch Block 1 (an der Spinnereibrücke) mit einer neuen Gasturbine nebst Abhitzekessel sowie einer leistungsfähigeren Dampfturbine ausgestattet wird, wird aus dem Heizkraftwerk Linden dank modernster Technik ein echtes Hightech-Wunder. Die Gasturbinen lassen sich innerhalb weniger Minuten flexibel hoch- oder herunterfahren, gesteuert aus der rund um die Uhr besetzten Leitwarte. Diese Anpassungsfähigkeit macht Linden zu einem verlässlichen Akteur in der Energieversorgung und sichert Hannover eine stabile Wärme- und Stromversorgung. Denn wenn Wind und Sonne einmal nicht mitspielen, kann Linden einspringen und Lastspitzen ausgleichen.

Architektonische Ikonen

Die drei Kraftwerkstürme des Heizkraftwerks Linden gelten heute als eines der Wahrzeichen Hannovers und sind über Aufkleber, Graffitis, Postkarten, Textildrucke oder gar Tattoos zu einem Teil der lebendigen Stadtkultur geworden. Seit 2013 werden die Türme nachts beleuchtet und erstrahlen in den Unternehmensfarben von enercity.

H2-ready: Wichtiger Schritt zur Klimaneutralität

Um den Weg in eine klimaneutrale Energieversorgung zu ebnen, wurde das Heizkraftwerk Linden in den vergangenen Jahren umfassend modernisiert – mit dem Ziel, künftig auch Wasserstoff als Brennstoff nutzen zu können. Die Umrüstung auf „H2-ready“ wird bereits geprüft und vorgeplant, sodass die bestehenden Gas- und Dampfturbinenanlagen ab 2036 perspektivisch mit einem steigenden Anteil an Wasserstoff betrieben werden können. Damit macht enercity das Kraftwerk fit für eine Zukunft ohne fossile Energieträger und schafft eine wichtige Brücke zwischen bewährter Infrastruktur und nachhaltiger Wärmeversorgung. Ein weiterer Meilenstein in der langen Geschichte eines Kraftwerks, das sich immer wieder neu erfindet.

Vom Kohlezeitalter zur Klimaneutralität

Die konsequente Modernisierung des Heizkraftwerks Hannover-Linden ist ein wichtiger Baustein auf dem Weg in eine klimaneutrale Energieversorgung. Und während Deutschland noch über den Kohleausstieg bis 2038 diskutiert, schafft enercity weiter nachhaltige Fakten: Das Energieunternehmen will bereits in drei Jahren vollständig aus der Kohleverstromung ausgestiegen sein. Anders als viele andere Energieerzeuger in Deutschland verzichtete enercity dabei von Beginn auf die Brückentechnologie Erdgas und den damit verbundenen Bau neuer Gaskraftwerke in Hannover, um das Kohlekraftwerk in Hannover-Stöcken zu ersetzen. Insgesamt sind bis zu 14 neue Anlagen für eine klimaneutrale Wärmeerzeugung in Planung, in der Umsetzung oder bereits in Betrieb.

Vorreiterrolle beim Kohleausstieg

Bereits 2018 hat enercity den Stilllegungsbeschluss für die Kohleblöcke im Kraftwerk Stöcken gefasst – Jahre bevor der gesetzlich festgelegte Fahrplan dies vorschreibt. In Kürze soll Block I abgeschaltet werden. Stattdessen kommen neben einer Klärschlammverwertungsanlage und der Nutzung von Abwärme aus einer Müllverbrennungsanlage zwei hochflexible Biomethan-Blockheizkraftwerke sowie ein Altholz-Heizkraftwerk zum Einsatz. Block II soll unter anderem durch eine Geothermieanlage und mehrere Großwärmepumpen ersetzt werden. Über das derzeit neu erstellte urbane Fernwärmenetz kann zukünftig die Wärme aus den neuen Erzeugungsanlagen bereitgestellt werden, die über das ganze Stadtgebiet verteilt sind. Der Plan ist: In drei Jahren soll der Anteil der klimafreundlichen Fernwärme bei bis zu 75 Prozent liegen, ab 2036 dann möglichst komplett grün sein.

Hannovers Fernwärmenetz in Zahlen
  • Heute sind in Hannover rund 360 Kilometer Fern- und Nahwärmeleitungen installiert. Das entspricht in etwa der Entfernung Hannover – Köln. 
  • Die Anschlussleistung aller Wärmeabnehmer beträgt rund 920 Megawatt. Das Leitungsnetz verläuft 81 Prozent unterirdisch, 18 Prozent in Kellern und nur zu einem Prozent oberirdisch. 
  • Rund 40.000 Kubikmeter hochreines, vollentsalztes Wasser – sogenanntes „Deionat“ – zirkuliert im Fernwärmenetz. 
  • Das Fernwärmenetz soll in den kommenden Jahren fast verdoppelt werden.

Milliardeninvestition in eine grüne Zukunft

Insgesamt investiert enercity in den Ausbau bis 2040 mehr als 1,5 Milliarden Euro. Und das nicht nur in neue Erzeugungsanlagen, sondern auch in den Netzausbau. Die Geschichte von Hannovers Wärmewende wird von enercity weitergeschrieben.

27. August 2025
Heizen
Hannover

Text: Marcella Klaas, Carlo Kallen. Fotos: Getty Images, enercity-Archiv, Tim Schaarschmidt.

Verwandte Artikel

Diese Themen könnten Sie auch interessieren.

Der Wald ist die grüne Lunge des Planeten, versorgt uns mit Holz und spendet Erholung und Kraft. Auch die Wälder bei uns in Deutschland präsentieren eine große Vielfalt.

Klimaschutz
Trinkwasser
Heizen

Hannover wird als erste Großstadt weltweit klimaneutrale Fernwärme mit dem Eavor-Loop™ gewinnen – einer innovativen Technologie der Tiefengeothermie.

Erneuerbare Energien
Hannover
Grüne Wärme

Von den Erzeugungsanlagen bis in Ihr Zuhause legt Strom im enercity-Netz einen weiten Weg über verschiedene Spannungsebenen zurück. Wie genau das funktioniert, wird hier erklärt.

Ökostrom
Hannover
Erneuerbare Energien
Newsletter abonnieren

Sie möchten regelmäßig über innovative Technologien und spannende Fakten rund um die Themen Energie und Klimaschutz informiert werden? Dann abonnieren Sie den Newsletter unseres Energiemagazins #positiveenergie!

Jetzt anmelden

Sie haben Fragen, Lob oder Kritik?

Schreiben Sie uns!
E-Mail an die Redaktion