Illustration Wasser ist Leben
Nachhaltige Wasserwirtschaft

Wasser ist Leben

Die zuverlässige Versorgung mit Trinkwasser ist lebenswichtig. Um diese auch für künftige Generationen sicherzustellen, betreibt enercity seit vielen Jahrzehnten eine umweltorientierte und nachhaltige Wasserwirtschaft. Durch die Folgen des Klimawandels wachsen nun aber die Herausforderungen. Das Unternehmen reagiert darauf mit einem innovativen und wirksamen Maßnahmenset.

Als die nordamerikanische Weltraumbehörde NASA Mitte der 1990er-Jahre Sonden zum Mars schickte, war eines der erklärten Ziele: die Suche nach Wasser. Denn Wasser bedeutet Leben und ist dessen Ursprung. In urzeitlichen Ozeanen bildeten sich aus mikroskopisch kleinen organischen Molekülen jene komplexen Verbindungen, aus denen sich dann lebende Organismen entwickelten. Die ersten drei von dreieinhalb Milliarden Jahre war irdisches Leben sogar ausschließlich ans Wasser gebunden. Und in gewisser Weise hat sich das Leben nie vom Wasser entfernt, denn alle lebenswichtigen Vorgänge in unseren Zellen laufen in einer wässrigen Lösung ab. Wenn Wissenschaftler also im All nach noch so kleinen Lebensspuren suchen, suchen sie nach Wasser.

Olaf Zander dagegen weiß ganz genau, wo er Wasser finden würde – meistens direkt unter seinen Füßen. Zander ist enercity-Förster und hat die Wälder im Fuhrberger Feld im Auge, das mit rund 30.400 Hektar Fläche Norddeutschlands größtes zusammenhängendes Grundwasserschutzgebiet ist. Seit rund 30 Jahren ist Zander dabei, den Wald im Fuhrberger Feld fit für die Zukunft zu machen und ihn in einen Grundwasserschutzwald umzubauen. Kein kleines Unterfangen, denn allein der enercity eigene Wald umfasst rund 2000 Hektar, womit das Unternehmen einer der größten privaten Waldbesitzer Niedersachsens ist. Außerdem betreut das Energieunternehmen im Schutzgebiet noch Maßnahmen im Privat- und Landeswald auf weiteren rund 10.000 Hektar.

Millionen Bäume für mehr Grundwasser

Eine Mammutaufgabe also, in deren Rahmen seit dem Startschuss im Jahr 1996 – das Jahr, in dem die NASA die Raumsonde „Mars Global Surveyor“ auf die Reise zum roten Planeten schickte – im Fuhrberger Feld rund 18 Millionen Laubbäume gepflanzt wurden, um aus bisher reinen Nadelwäldern gesunde Mischwälder zu gestalten. Der Nutzeffekt: Laubbäume lassen im Winter bei Regen mehr Wasser durch als Nadelbäume. Wie viel Regen im Grundwasser landet, lässt sich nachweisen: Die Landwirtschaftskammer hat auf mehreren Versuchsflächen Messstationen aufgebaut und Sonden tief im Waldboden platziert. „Wenn das Wasser dort ankommt, weiß man, dass es in das Grundwasser geht“, erklärt Förster Zander und fügt hinzu: „Im Laubwald hat die Landwirtschaftskammer rund 1000 Kubikmeter pro Hektar mehr Wasserneubildung als im Kiefernwald ermittelt – das sind rund 50 Prozent mehr.“ Ein weiterer Vorteil von Laubbäumen ist die bessere Qualität des versickerten Wassers.

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Der Förster weiß, dass die Umgestaltung des Waldes keine Aufgabe ist, die er in seiner Lebenszeit abschließen wird. „Förster sind wie Architekten“, sagt er, „wobei: Eigentlich sind wir eher wie Dombaumeister, weil wir zeitlich irgendwo in den Bauprozess einsteigen und auch wieder aussteigen, bevor er abgeschlossen ist.“ Am Beispiel der Rot - buche könne man das gut verdeutlichen, so Zander: Diese wachse in bewirtschafteten Wäldern bis zu 150 Jahre lang. Ein zeitaufwendiger Prozess, zumal schwierig abzuschätzen sei, wie die Wälder sich in den nächsten Jahrhunderten genau verändern werden. Der enercity-Förster ist jedoch überzeugt, dass die heimische Rotbuche ihren wichtigen Platz auch im Wald der Zukunft einnehmen wird.

Während Olaf Zander sich darum kümmert, dass möglichst viel Wasser den Weg in das Erdreich des Fuhrberger Feldes findet, gibt es ebenso viel zu tun, bevor es dieses wieder verlässt. Denn jeder Liter Wasser, der unseren Wasserhahn erreicht, muss die strengen Grenzwerte der im Jahr 2023 novellierten Trinkwasserverordnung erfüllen – ganz gleich, ob er später zum Duschen, Kochen oder zum Blumen - gießen verwendet wird. Dafür wird die Qualität des Wassers aus den enercity-Wasserwerken strengstens überwacht und stetig geprüft. 

Pro Jahr werden mehrere Tausend Proben in den Wasserwerken und aus den Leitungen entnommen und in akkreditierten Laboren analysiert. Ergebnis dieser engmaschigen Qualitätskontrolle: Das Trinkwasser von enercity unterschreitet die strengen Grenzwerte der Verordnung deutlich und weist ein ausgewogenes Mineralienverhältnis auf. „Seit mehr als 100 Jahren versorgen wir rund 700.000 Menschen in Hannover und in umliegenden Gemeinden mit Trinkwasser“, sagt Dirk Schulte, Vorstandsmitglied von enercity. Er unterstreicht: „Wir wollen die Trinkwasserversorgung auch für die zukünftigen Generationen sicherstellen. Der Schutz dieser natürlichen Ressource liegt dem Unternehmen und seinen Mitarbeiter:innen sehr am Herzen. Deswegen setzen wir seit jeher auf eine umweltorientierte, nachhaltige Wasserwirtschaft.“

Solidarität über Grenzen hinweg

Was es bedeutet, wenn die Wasserversorgung plötzlich nicht mehr verlässlich funktioniert, berichteten vergangenes Jahr Vertreter:innen der südukrainischen Stadt Mykolajiw, die Hannover besuchten, um wichtige Impulse für den Wiederaufbau zu gewinnen. Die Infrastruktur für die Wasserversorgung Mykolajiws wurde durch den russischen Angriffskrieg vollständig vernichtet: „Normalerweise versorgen wir uns mit Wasser aus dem Fluss Dnjepr, etwa 90 Kilometer von Mykolajiw entfernt“, berichtete Bürgermeister Oleksandr Syenkevych, „die Leitung wurde allerdings zerstört.“ Ein Wiederaufbau sei im Moment noch nicht möglich. Zur Notversorgung würden lokale Flüsse herangezogen. „Dadurch fließt extrem salziges Wasser durch die Leitungen“, so der Bürgermeister weiter. Dieses zerstöre die Leitungen – und trinkbar sei es auch nicht. Die Trinkwasserversorgung der Stadt hatte in Friedenszeiten 480.000 Einwohnende versorgt.

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Hannover und Mykolajiw verbindet eine Solidaritätspartnerschaft. Anlässlich des diesjährigen Tags des Wassers Ende März riefen die Landeshauptstadt Hannover, enercity, hannoverimpuls und der German Water Partnership e.V. zu Spenden auf, die gezielt in die Entwicklung der künftigen Trinkwasserversorgung in Mykolajiw fließen sollen. Mit den Geldern werden Mädchen aus der 5. bis 12. Klasse gefördert, die sich für MINT-Berufe (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) im Wassersektor begeistern. Sie erhalten Stipendien, Schulungen und die erforderliche Ausrüstung für erste eigene technisch-naturwissenschaftliche Projekte und Untersuchungen zum Thema Wasser. Vor Ort wird die Aktion vom „Mykolajiw Water Hub“, einer Plattform, die sich für die Verbesserung der künftigen Wasserversorgung in der dortigen Region einsetzt, und der Jungen Wissenschaftsakademie der Ukraine betreut. „Junge Menschen für eine berufliche Perspektive in diesem Bereich zu begeistern, ist eine wertvolle Investition in die Zukunft“, sagt enercity-Vorstand Dirk Schulte. Deshalb unterstütze enercity die Idee des Water Hubs, um eine nachhaltige Wasserversorgung für Mykolajiw zu entwickeln.

Gemeinsam für die Zukunft: eine Stiftung für Wasser

Auch die Gewährleistung und der Schutz unserer Wasserversorgung in Hannover und der Region benötigen weitere Aufmerksamkeit. Schließlich werden die Folgen des Klimawandels unmittelbar spürbar. enercity denkt und handelt deshalb vorausschauend: Derzeit plant man mit weiteren gesellschaftlichen Akteuren – dazu gehören die Stadt Langenhagen sowie die Gemeinde Wedemark – eine Wasserstiftung mit einem Gesamtvolumen im dreistelligen Millionenbereich. Das Modell sieht einen Stiftungsvorstand vor, der von einem unabhängigen Expert:innengremium beraten werden soll. Ein Kuratorium aus Interessenvertreter:innen überwacht den Stiftungszweck und wählt den Stiftungsvorstand. So wird sichergestellt, dass die zentralen Interessengruppen aus den umliegenden Kommunen sowie der Land- und Forstwirtschaft an der breiten Allianz beteiligt sind und sich im Sinne des Grundwasserschutzes einbringen können.

Über die kommenden Jahrzehnte sollen mit dem Geld aus der Stiftung Vorhaben finanziert werden, die über das bewährte Engagement von enercity hinausgehen und dieses ergänzen. Gezielte und wichtige Investitionen, die den Prognosen von Klimamodellen Rechnung tragen: Die Extreme werden zunehmen, was bedeutet: Die Sommer werden heißer und trockener, die Winter umso feuchter – und in Summe übers Jahr gesehen wird sogar noch mehr Niederschlag fallen. Dieser muss aufgefangen und gehalten werden. Hier nach Lösungen zu suchen, diese umzusetzen und eine zusätzliche Grundwasserneubildung von jährlich bis zu 19 Millionen Kubikmetern zu erreichen, ist Hauptzweck der Stiftung.

Um zu erkennen, dass sich der Klimawandel auch bei uns mit beispielsweise wechselnden Wetterextremen bemerkbar macht, muss man nicht erst in die Zukunft blicken: Norddeutschland etwa konnte sich zu Beginn des Jahres vor Wasser kaum retten; Hochwasser überschwemmte Straßen, Felder und Wiesen. Doch im Sommer kann es, wie in den vergangenen Jahren, wieder zu längeren Trockenphasen kommen.

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Das Spannende: Bei beiden Klimaphänomenen kann Grundwasser Abhilfe schaffen. Denn Grundwasser ist ein natürlicher Wasserspeicher und kann sowohl Hochwasser als auch Trockenheit abpuffern. Genau an dieser Stelle setzt das nachhaltige Wassermanagement von enercity schon heute an. Durch Flussnaturierungs und Wasserrückhalteprojekte kann Wasser im Abfluss gebremst und in der Landschaft gehalten werden, um so die Grundwasserneubildung zu verstärken. Projekte dieser Art flankieren die Waldumbau-Maßnahmen von enercity-Förster Olaf Zander, zum Beispiel an der Wulbeck.

Die Wulbeck ist ein Bach, der im Oldhorster Moor entspringt und 20 Kilometer später bei Wietze in den gleichnamigen Fluss mündet. Im Bereich des Fuhrberger Feldes baute enercity von einem bereits vorhandenen Entwässerungssystem ausgehend einen Verbindungsgraben, der bei Hochwasser einen Teil des überschüssigen Wassers ableitet. Dieses Wasser wird in Wälder im Wassergewinnungsgebiet geführt, überschwemmt diese und versickert dort. Auf diese Weise wird das Grundwasser angereichert. „Im vergangenen Winter wurden fast vier Millionen Kubikmeter abgeleitet“, berichtet Zander. Grund dafür waren die heftigen und anhaltenden Regenfälle. „Im Durchschnitt könnten wir auf zwei Millionen Kubikmeter pro Jahr kommen“, so Zander weiter.

Das Wasserrückhalteprojekt an der Wulbeck steht exemplarisch für das Engagement von enercity, das auf eine nachhaltige und dauerhafte Versorgung der Menschen in der Region Hannover mit Trinkwasser ausgelegt ist.

Illustration Dirk Schulte

Wir wollen die Trinkwasserversorgung auch für die zukünftigen Generationen sicherstellen.

Dirk SchulteVorstand enercity AG

Um ähnliche und weitere Projekte auch in Zukunft verwirklichen zu können, benötigt enercity allerdings nicht nur das Vertrauen der Kund:innen. Eine Grundvoraussetzung für die Unternehmensaktivitäten im Bereich Trinkwasser ist das sogenannte Wasserrecht, das Wasserversorger benötigen, um Grundwasser fördern zu dürfen. Dieses Wasserrecht wird derzeit in einem Genehmigungsprozess der Region Hannover neu vergeben. Mit einer Bewilligungsmenge von bis zu 41 Millionen Kubikmetern jährlich ist dieses Wasserrecht das maßgebliche Standbein zur Versorgung der Region Hannover mit Trinkwasser.

Über eine entsprechende Bedarfsprognose wurde ermittelt, dass Wasserrechte in gleicher Höhe wie bisher notwendig sind, um den Trinkwasserbedarf für die bis 2050 weiterhin steigende Bevölkerung gewährleisten zu können. Im Dezember 2023 verzeichnete die Region Hannover erstmals 1,2 Millionen Menschen mit Erstwohnsitz in Stadt und Region. Damit rangiert man direkt hinter deutschen Großstädten wie Berlin, Hamburg und München.

enercity hat bereits 100 Millionen Euro in die Modernisierung der Infrastruktur zur Trinkwasserversorgung investiert. So entsteht etwa im Wasserwerk Elze-Berkhof eine ganz neue Filterhalle, die im kommenden Jahr in Betrieb gehen wird – Investitionen in eine gute und verlässliche Trinkwasserversorgung, die für enercity-Vorstand Dirk Schulte nicht nur der aktuellen Bevölkerung in Stadt und Region, sondern auch den kommenden Generationen zugute kommen wird, denn: „Wasser ist die Grundlage allen Lebens.“

29. Mai 2024
Trinkwasser

Text: Dirk Kirchberg. Illustrationen: Andreas Klammt.

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