Eine Frau und ein Mann bei der Schlüsselübergabe zu ihrem Haus
Energieausweise für Gebäude

Wie unterscheiden sich Bedarfsausweis und Verbrauchsausweis?

Wofür braucht man eigentlich einen Energieausweis? Und was unterscheidet einen Bedarfsausweis von einem Verbrauchsausweis? Wir erklären, wann welche Ausweisvariante infrage kommt und welche Vor- und Nachteile diese jeweils mit sich bringen.

Warum es Energieausweise gibt

Jeder, der in Deutschland eine Immobilie verkaufen oder vermieten möchte, braucht dafür seit 2014 einen Energieausweis im Sinne der Energieeinsparverordnung (EnEV): entweder einen Bedarfsausweis oder einen Verbrauchsausweis. Das Dokument soll potenziellen Käufern und Mietern von Häusern und Wohnungen dabei helfen, den Energieverbrauch verschiedener Gebäude miteinander zu vergleichen. Diesen Ausweis müssen die Eigentümerinnen und Eigentümer der Immobilie spätestens auf Nachfrage bei der Besichtigung vorlegen können. Ansonsten droht ein Bußgeld von bis zu 15.000 Euro.

Wer darf einen Bedarfsausweis ausstellen?

Der Bedarfsausweis ermittelt, wie groß der theoretische Energiebedarf des Gebäudes ist. Grundlage dafür sind bauliche Aspekte des Gebäudes, etwa die Art der Heizungsanlage, die Qualität der Fenster oder der Dämmung. Ausstellen dürfen den Ausweis laut §21 EnEV ausschließlich Experten, die eine „baunahe“ Ausbildung absolviert haben. Dazu zählen beispielsweise Architekten, Innenarchitekten, Schornsteinfeger, Bauingenieure und Energieberater.

Eine Frau und ein Mann stehen vor einem sich im Bau befindlichen Haus
Wie groß der theoretische Energiebedarf eines Gebäudes ist, hängt unter anderem von der Art der Heizungsanlage ab.

Achtung: Es gibt kein allgemein verbindliches offizielles Zertifikat, das zum Ausstellen der Ausweise berechtigt. Wer den Ausweis online beantragt, sollte darum sicherstellen, dass die Webseite über ein Siegel einer bekannten seriösen Institution verfügt, zum Beispiel vom TÜV oder von der Deutschen Energie-Agentur dena. Qualifizierte Aussteller finden sich auch in der Aussteller-Datenbank der dena und auf der Webseite der Energieeffizienz-Experten für Förderprogramme des Bundes.

Vorteile, Nachteile und Kosten des Bedarfsausweises

Der Vorteil des Bedarfsausweises besteht darin, dass er den tatsächlichen Zustand der Immobilie erfasst – und aufzeigt, wo es Potenzial gibt, um die Energieeffizienz des Gebäudes zu verbessern.

Der Nachteil des Bedarfsausweises: Die Aussagekraft hängt stark von der Genauigkeit beim Ermitteln und Auswerten der Daten ab.

Online sind Bedarfsausweise für ein Einfamilienhaus für rund 100 Euro zu bekommen. Werden die Daten bei einer Ortsbegehung ermittelt – was in der Regel zu besseren Ergebnissen führt –, liegen die Preise bei mehreren Hundert Euro.

 

Verbrauchsausweis: Ermittlung des tatsächlichen Energieverbrauchs

Der Verbrauchsausweis erfasst, wie viel Energie tatsächlich verbraucht wurde. Grundlage dafür sind die Heizkostenabrechnungen für mindestens drei aufeinanderfolgende Abrechnungsperioden. Dabei werden auch sogenannte Klimafaktoren miteinbezogen, um beispielsweise Verzerrungen durch einen ausnehmend kalten Winter auszugleichen. Als Kunde von enercity erhalten Sie diese Daten von unserer Tochterfirma, der enercity Netz GmbH.

Ein Mann und eine Frau sitzen an einem Schreibtisch und prüfen Rechnungsbelege
Die Ausstellung eines Verbrauchsausweises kostet für ein Einfamilienhaus zwischen 50 und 100 Euro.

Vorteile, Nachteile und Kosten des Verbrauchsausweises

Der Vorteil des Verbrauchsausweises besteht darin, dass er auf exakten Daten basiert. Dadurch lassen sich die Energiewerte einfacher und günstiger ermitteln. Er kann bei diversen Anbietern online ausgestellt werden und kostet für ein Einfamilienhaus zwischen 50 und 100 Euro.

Der Nachteil des Verbrauchsausweises besteht darin, dass die ermittelten Werte stark vom individuellen Nutzungsverhalten der Bewohnerinnen und Bewohner abhängen. Dazu kommt: Der Verbrauchsausweis trifft keine Aussagen über den Zustand des Gebäudes und damit auch nicht über ein mögliches Potenzial für Verbesserungen.

Übrigens: Im Artikel „So bleibt die Wohnung trotz begrenzter Heizleistung warm“ erfahren Sie, wie Sie den Energieverbrauch in Ihrer Wohnung oder Ihrem Haus reduzieren können.

Wann ein Bedarfsausweis und wann ein Verbrauchsausweis benötigt wird

Die meisten Immobilieneigentümerinnen und -eigentümer können frei wählen, ob sie einen Bedarfsausweis oder einen Verbrauchsausweis anfertigen lassen.
In einigen Fällen ist aber zwingend ein Bedarfsausweis vorgeschrieben:

  • wenn es sich bei dem Gebäude um ein Mehrfamilienhaus mit weniger als fünf Wohneinheiten handelt, die nicht der Wärmeschutzverordnung von 1977 entsprechen.
  • bei Gebäuden, für die aufgrund ihres Alters noch keine Verbrauchsdaten für drei aufeinanderfolgende Jahre vorliegen.
  • für Gebäude, für die nach der Dämmung der Fassade oder der Erneuerung von mehr als zehn Prozent eines Außenbauteils noch keine Verbrauchsdaten für drei aufeinanderfolgende Jahre vorliegen.

Ausnahmeregelungen und Gültigkeit von Energieausweisen

Im Gebäudeenergiegesetz (GEG) werden Immobilien aufgeführt, die von der Pflicht ausgenommen sind. Keinen Energieausweis benötigen insbesondere Gebäude:

  • die unter Denkmalschutz stehen.
  • mit einer Fläche von weniger als 50 Quadratmetern.
  • die nicht dauerhaft beheizt, gekühlt oder genutzt werden. Ein typisches Beispiel für diese Kategorie sind Ferienhäuser.
  • die aufgrund ihres Verwendungszwecks kaum beheizt werden. Darunter fallen beispielsweise Werkstätten oder Ställe.

Energieausweise müssen nach zehn Jahren erneuert werden. Hat sich die Energieeffizienz der Immobilie durch Renovierungs- oder Sanierungsarbeiten verändert, können die Eigentümerinnen und Eigentümer den Ausweis auch vorher erneuern lassen.

Der Energieausweis für Ihre Immobilie in Hannover und der Region

Sie brauchen einen Energieausweis für Ihre Immobilie? Wir übernehmen gern die Abwicklung und die Beauftragung der Experten für Sie.

29. März 2023
Energiespartipps
Klimaschutz
Heizen

Text: Claus Hornung. Fotos: Getty Images.

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