Junge und Mann halten eine Solarplatte
Selbst Strom erzeugen

Wissenswertes über Mini-PV-Anlagen, Windzäune & Co.

Angesichts gestiegener Strompreise denken viele Verbraucherinnen und Verbraucher darüber nach, sich selbst mit Strom zu versorgen. Aber wie geht das ohne Platz auf dem Dach oder im Keller für eine PV-Anlage oder ein Blockheizkraftwerk? Wir erklären, mit welchen Methoden sich zu Hause in Eigenregie Strom produzieren lässt, was die einzelnen Anlagen leisten und welche gesetzlichen Vorgaben es zu beachten gilt.

Die Stromkosten sind teils kräftig in die Höhe geklettert – unter anderem aufgrund hoher Produktionskosten und Handelspreise, gestiegener Entgelte für die Netzbetreiber sowie höherer gesetzlicher Umlagen. Doch nicht jede oder jeder hat im Keller Platz für ein Blockheizkraftwerk oder verfügt über eine eigene Dachfläche, um dort eine Photovoltaikanlage zu installieren und sich so autark mit Strom zu versorgen. Es gibt aber noch weitere Methoden, um im eigenen Haus oder sogar in der Mietwohnung in Eigenregie Strom zu produzieren.

Warum Strom selbst erzeugen?

Nicht nur der gestiegene Strompreis ist für Verbraucherinnen und Verbraucher ein Grund, sich über die Möglichkeiten zur privaten Stromproduktion zu informieren. Auch Unabhängigkeit und Umweltschutz spielen eine Rolle. Statt klimaschädlichen Kohlestrom oder umstrittene Atomenergie zu nutzen, tun sie der Umwelt etwas Gutes, indem sie grünen Strom erzeugen und nutzen – CO2-Emissionen werden reduziert und zusätzlich Ressourcen gespart. Außerdem sind erneuerbare Energien wie Wind und Sonne in Kombination mit einem Energiespeicher besonders effizient, da der Strom dann genutzt werden kann, wenn er auch tatsächlich gebraucht wird. Das Problem, dass Strom für die Beleuchtung oder fürs Kochen im privaten Bereich meist erst in den Abendstunden genutzt, aber im Fall von Photovoltaik nur tagsüber erzeugt werden kann, wird so gelöst.

Wie kann ich zu Hause Strom produzieren?

Neben den eher klassischen Möglichkeiten, selbst Strom zu erzeugen, gibt es mittlerweile spannende alternative Lösungen und Gadgets, die teilweise auch für Mietwohnungen umgesetzt werden können:

600
Watt
Eine Standard-Balkon-PV-Anlage mit dieser Leistung kann bei optimalen Bedingungen in einem Zweipersonenhaushalt etwa 20 Prozent des jährlichen Strombedarfs decken.

1. Strom selbst erzeugen mit Photovoltaik auf dem Balkon

Sie haben einen Balkon mit ausreichend Platz, der nach Südwest bis Südost ausgerichtet ist? Dann eignet sich dieser womöglich für eine Mini- oder Mikro-Photovoltaikanlage. Die kann ein/e Elektriker:in etwa an eine Balkonbrüstung montieren und dann an das Hausstromnetz anschließen. Eine Standardanlage mit 600 Watt Leistung kann bei optimalen Bedingungen in einem Zweipersonenhaushalt etwa 20 Prozent des jährlichen Strombedarfs decken.

Eine Balkonsolaranlage rechnet sich Expert:innen zufolge schon nach fünf bis acht Jahren. Achtung: Die Anlagen müssen bei der Bundesnetzagentur und beim Netzbetreiber angemeldet werden. Außerdem erfordern sie meist noch eine Zustimmung der Vermieterin beziehungsweise des Vermieters oder von der Eigentumsgemeinschaft. Gut zu wissen: Ein neuer Gesetzesentwurf der Regierung sieht vor, dass Steckersolargeräte demnächst ein Teil des Katalogs der privilegierten baulichen Veränderungen werden. Durch die Gesetzesänderung, wie sie der Entwurf vorsieht, hätten Mieter:innen gegenüber Vermieter:innen und Wohnungseigentümer:innen sowie gegenüber Wohnungseigentümergemeinschaften einen Anspruch darauf, dass eine Steckersolaranlage installiert werden darf.

2. Strom selbst erzeugen mit Windzäunen im Garten

Windzäune sind Sichtschutz, Grundstücksbegrenzung und Stromerzeuger in einem. Die großen Paneele lassen sich überall dort aufstellen, wo heute herkömmliche Zäune stehen. In ihrem Rahmen beherbergen sie zahlreiche drehbare Elemente, die der Wind in Rotation versetzt und dadurch kleine Generatoren antreibt. Weil die Fläche der Paneele relativ groß ist, sollen schon Windgeschwindigkeiten von wenigen Metern pro Sekunde zum Betrieb ausreichen – das gibt etwa das polnische Start-up Vind Panel an, das an der Entwicklung von Windzäunen arbeitet. Demnach ließen sich auf einem 1000 Quadratmeter großen Grundstück rund 400 Kilowattstunden (kWh) an Strom pro Tag erzeugen. Ein Vorteil der Windwände: Sie sind lautlos, brauchen keine zusätzliche Fläche und eignen sich darum besonders für den Einsatz in dicht besiedelten Wohnvierteln. Auch entlang von Straßen und Autobahnen ließen sich ganze Reihen aufstellen, um den Fahrtwind von vorbeifahrenden Autos zu nutzen.

Ansicht eines Windzaunes auf einer Terrasse
Windzäune sind Sichtschutz, Grundstücksbegrenzung und Stromerzeuger in einem.

3. Strom selbst erzeugen mit Solartischen im Garten und auf dem Balkon

Die meiste Zeit des Tages stehen Gartentische ungenutzt auf Terrassen oder Balkonen herum. Solartische dagegen erzeugen in dieser Zeit über Solarpaneele auf ihrer Oberfläche Ökostrom, der sich direkt in das Hausstromnetz einspeisen lässt. Nach Angaben des Herstellers Frerkes Metalldesign aus dem sauerländischen Arnsberg lassen sich so abhängig von Standort und Sonnenstrahlung immerhin bis zu 300 kWh im Jahr erzeugen. Das reicht zum Betrieb einiger Haushaltsgeräte aus und schont den Geldbeutel.

4. Strom selbst erzeugen mit dem Fahrrad oder zu Fuß

Muskelkraft und menschliche Bewegungen lassen sich auf unterschiedliche Weise in elektrische Energie umwandeln, etwa über Stromgeneratoren an den Spinning-Rädern oder Steppern in Fitnessstudios. Im Artikel „Energy Harvesting: Nachhaltige Stromquelle der Zukunft?“ gibt es hierzu mehr Informationen. Weiter verbreitet sind smarte Bodenplatten mit elektromagnetischen Spulen, die bei Druck zu rotieren anfangen und auf diese Weise Strom erzeugen. So hat etwa das Londoner Start-up Pavegen seine dreieckigen Module schon auf Musikfestivals, an Flughäfen und in Firmenfoyers rund um die Welt verlegt. Auch auf den Dancefloors von Musikklubs kamen bereits mehrfach Bodenplatten für die Stromerzeugung zum Einsatz. Pro Schritt erzeugen Passant:innen rund fünf Watt Strom – genug, um etwa eine LED-Lampe für 30 Sekunden zum Leuchten zu bringen. Bei vielen Schritten von vielen Menschen kommt eine erhebliche Menge an Strom zusammen.

5. Strom selbst erzeugen mit Abfall aus der Küche

Noch Zukunftsmusik ist die Stromproduktion in mikrobiellen Brennstoffzellen, auch „Bakterienbatterien“ genannt. Dabei verarbeiten Mikroorganismen organische Stoffe wie etwa kompostierbare Küchenabfälle. Die beim Stoffwechsel der Bakterien freigesetzten Elektronen werden auf eine Elektrode übertragen und erzeugen so Strom. Das Verfahren wird gerade wissenschaftlich erforscht, etwa von Professor Seokheun Choi von der State University of New York oder von Christof M. Niemeyer, Professor am Institut für Organische Chemie des Karlsruher Instituts für Technologie. Einmal ausgereift ließen sich daraus eines Tages auch praktische Biobatterien herstellen, die direkt in der Küche Strom produzieren.

Welche gesetzlichen Vorgaben gelten bei der privaten Stromerzeugung?

Laut Stromsteuerrecht bedarf es für die Entnahme von selbst erzeugtem Strom zum Eigen- beziehungsweise Selbstverbrauch einer Erlaubnis. Diese wird auf Antrag vom örtlich zuständigen Hauptzollamt erteilt. Allerdings sieht das Gesetz einige Ausnahmen vor, die dafür sorgen, dass Privathaushalte, die ihren eigenen Strom erzeugen, dies meist ohne Genehmigung tun dürfen, da die produzierte Menge gering ausfällt.

In folgenden Fällen benötigen Privatpersonen keine Erlaubnis:

  • Stromerzeugungsanlage mit einer elektrischen Nennleistung von bis zu einem Megawatt, in der Strom aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt wird (etwa Photovoltaikanlage) und bei der der Selbstverbrauch in einem Radius von bis zu 4,5 Kilometern (sogenannter räumlicher Zusammenhang) um diese Anlage erfolgt
  • Klein-Kraft-Wärme-Kopplungsanlage mit einer elektrischen Nennleistung von bis zu 50 Kilowatt, die als hocheffizient gilt
  • Stromerzeugungsanlage, für die eine förmliche Einzelerlaubnis nach § 9 Abs. 4 i. V. m. § 9 Abs. 1 Nr. 3 Buchstabe a) Stromsteuergesetz besteht
  • Stromerzeugungsanlage mit einer elektrischen Nennleistung von bis zu zwei Megawatt, sofern der in der Anlage erzeugte Strom am Ort der Erzeugung verbraucht wird, die Anlage weder mittel- noch unmittelbar an das öffentliche Stromnetz angeschlossen ist und zur Stromerzeugung nachweislich versteuerte Energieerzeugnisse eingesetzt werden
  • Notstromaggregate

Weitere Informationen gibt es direkt auf der Webseite des Zolls.

Weitere interessante Fragen und Antworten gibt es in unseren FAQs:


Kann man überschüssigen selbst erzeugten Strom verkaufen?

Ja, das ist möglich. Betreiber:innen von kleineren Anlagen können ihren Stromüberschuss auch ins Netz einspeisen und erhalten eine entsprechende Einspeisevergütung.



Wie viel Strom dürfen Privathaushalte erzeugen?

Grundsätzlich gibt es in Deutschland keine gesetzliche Beschränkung für die Menge an Strom, die zur Eigennutzung erzeugt werden darf. Ab einer bestimmten Menge, die je nach Stromerzeugungsanlage variiert, sieht das Stromsteuerrecht jedoch eine entsprechende Erlaubnis vor (siehe weiter oben). Sobald der produzierte Strom ins Netz eingespeist wird, regelt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Vergütung. Wichtig: Auch kleine Anlagen zur Stromerzeugung müssen beim Netzbetreiber angemeldet werden.



Kann man seinen Strom komplett selbst erzeugen?

Eine vollständige autarke Energieversorgung eines Hauses ist in den seltensten Fällen realistisch. Ein Grund ist, dass es vor allem in Städten an Platz fehlt, um großflächige Module zu installieren. Zudem klafft bei einer bilanziellen Energieautarkie zwischen Energieerzeugung und Spitzenbedarf häufig eine saisonale Lücke, die einen Anschluss ans Stromnetz erfordert.

Ein gutes Beispiel hierfür ist der Betrieb einer autarken Photovoltaikanlage. Sie produziert in den Sommermonaten üblicherweise einen Überschuss, dessen Gesamtmenge den jährlichen Stromverbrauch Ihres Haushalts in der Theorie abdecken würde (bilanzielle Autarkie), jedoch in das öffentliche Stromnetz eingespeist wird. Im Winter hingegen reicht der Ertrag nicht aus, um die erhöhte Energienachfrage zu decken. Die Folge: eine Versorgungslücke, die im Herbst und Winter durch Strom Ihres örtlichen Stromversorgers geschlossen werden muss. Zwar lässt sich diese Lücke mit einem Stromspeicher temporär überbrücken. Bei Dauerregen oder Schneefall ist allerdings auch dieser irgendwann leer.



Lohnt es sich, Strom selbst zu erzeugen?

In den meisten Fällen lohnt es sich, Strom selbst zu erzeugen. Ein Gespräch mit Expert:innen kann schnell klären, ob und welche Stromerzeugungsanlage für die jeweilige Immobilie infrage kommt. Aktuell gibt es aber gerade für Mieter:innen einige Hürden, wenn sie beispielsweise ein Balkonkraftwerk installieren wollen und die Einwilligung der Vermieterin oder des Vermieters benötigen.


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Artikel vom 11. April 2023, zuletzt aktualisiert am 1. März 2024.

1. März 2024
Energiespartipps
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Text: Redaktion #positive energie. Fotos: Getty Images.

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