Junge und Mann halten eine Solarplatte
Selbst Strom erzeugen

Wissenswertes über Mini-PV-Anlagen, Windzäune & Co.

Angesichts gestiegener Strompreise denken viele Verbraucherinnen und Verbraucher darüber nach, sich selbst mit Strom zu versorgen. Aber wie geht das ohne Platz auf dem Dach oder im Keller für eine PV-Anlage oder ein Blockheizkraftwerk? Wir erklären, mit welchen Methoden sich zu Hause in Eigenregie Strom produzieren lässt – und was die einzelnen Anlagen leisten.

Die Stromkosten sind teils kräftig in die Höhe geklettert – unter anderem aufgrund hoher Produktionskosten und Handelspreise, gestiegener Entgelte für die Netzbetreiber sowie höherer gesetzlicher Umlagen. Um den eigenen Geldbeutel zu schonen, denken immer mehr Verbraucherinnen und Verbraucher darüber nach, sich selbst mit Ökostrom zu versorgen. Doch nicht jede oder jeder hat im Keller Platz für ein Blockheizkraftwerk oder verfügt über eine eigene Dachfläche, um dort eine Photovoltaikanlage zu installieren. Dann kommt alternative Stromerzeugung aus Bewegung, Vibrationen, Umgebungstemperatur oder anderen nachhaltigen Quellen für das sogenannte Energy Harvesting (zu Deutsch: „Energie-Ernte“) infrage. Es gibt aber noch weitere Methoden, um zu Hause in Eigenregie Strom zu produzieren.

300
Watt
Leistung hat eine Standard-Balkon-Photovoltaikanlage. Damit lassen sich bis zu zwei Haushaltsgeräte mit Strom versorgen.

Strom selbst erzeugen mit Photovoltaik auf dem Balkon

Sie haben einen Balkon mit ausreichend Platz, der nach Südwest bis Südost ausgerichtet ist? Dann eignet sich dieser womöglich für eine Mini- oder Mikro-Photovoltaikanlage. Die kann ein Elektriker mit vergleichsweise wenig Aufwand etwa an eine Balkonbrüstung montieren und dann an das Hausstromnetz anschließen. Das spart bares Geld: Eine Standardanlage mit 300 Watt Leistung kann bei optimalen Bedingungen in einem Zweipersonenhaushalt die Waschmaschine und den Kühlschrank versorgen.

Beide Geräte zählen zu den größten Stromfressern im Haushalt. Eine Balkon-Solaranlage rechnet sich Experten zufolge schon nach sechs bis neun Jahren. Achtung: Die Anlagen müssen bei der Bundesnetzagentur und beim Netzbetreiber angemeldet werden. Außerdem brauchen sie meist noch eine Zustimmung vom Vermieter oder von der Eigentumsgemeinschaft.

Strom selbst erzeugen mit Windkraft im Garten

Windzäune sind Sichtschutz, Grundstücksbegrenzung und Stromerzeuger in einem. Die großen Paneele lassen sich überall dort aufstellen, wo heute herkömmliche Zäune stehen. In ihrem Rahmen beherbergen sie zahlreiche drehbare Elemente, die der Wind in Rotation versetzt und dadurch kleine Generatoren antreibt. Weil die Fläche der Paneele relativ groß ist, sollen schon Windgeschwindigkeiten von wenigen Metern pro Sekunde zum Betrieb ausreichen – das gibt etwa das polnische Start-up Vind Panel an, das an der Entwicklung von Windzäunen arbeitet.

Demnach ließen sich auf einem 1000 Quadratmeter großen Grundstück rund 400 Kilowattstunden (kWh) an Strom pro Tag erzeugen. Ein Vorteil der Windwände: Sie sind lautlos, brauchen keine zusätzliche Fläche und eignen sich darum besonders für den Einsatz in dicht besiedelten Wohnvierteln. Auch entlang von Straßen und Autobahnen ließen sich ganze Reihen aufstellen, um den Fahrtwind von vorbeifahrenden Autos zu nutzen.

Ansicht eines Windzaunes auf einer Terrasse
Windzäune sind Sichtschutz, Grundstücksbegrenzung und Stromerzeuger in einem.

Strom selbst erzeugen mit Solartischen im Garten und auf dem Balkon

Die meiste Zeit des Tages stehen Gartentische ungenutzt auf Terrassen oder Balkonen herum. Solartische dagegen erzeugen in dieser Zeit über Solarpaneele auf ihrer Oberfläche Ökostrom, der sich direkt in das Hausstromnetz einspeisen lässt. Nach Angaben des Herstellers Frerkes Metalldesign aus dem sauerländischen Arnsberg lassen sich so abhängig von Standort und Sonnenstrahlung immerhin bis zu 300 kWh im Jahr erzeugen. Das reicht zum Betrieb einiger Haushaltsgeräte aus und schont den Geldbeutel.

Strom selbst erzeugen mit dem Fahrrad oder zu Fuß

Muskelkraft und menschliche Bewegungen lassen sich auf unterschiedliche Weise in elektrische Energie umwandeln, etwa über Stromgeneratoren an den Spinning-Rädern oder Steppern in Fitnessstudios. Weiter verbreitet sind smarte Bodenplatten mit elektromagnetischen Spulen, die bei Druck zu rotieren anfangen und auf diese Weise Strom erzeugen. So hat etwa das Londoner Start-up Pavegen seine dreieckigen Module schon auf Musikfestivals, an Flughäfen und in Firmenfoyers rund um die Welt verlegt. Auch auf den Dancefloors von Musikklubs kamen bereits mehrfach Bodenplatten für die Stromerzeugung zum Einsatz. Pro Schritt erzeugen Passanten rund fünf Watt Strom – genug, um etwa eine LED-Lampe für 30 Sekunden zum Leuchten zu bringen. Bei vielen Schritten von vielen Menschen kommt eine erhebliche Menge an Strom zusammen.

Strom selbst erzeugen mit Abfall aus der Küche

Noch Zukunftsmusik ist die Stromproduktion in mikrobiellen Brennstoffzellen, auch „Bakterienbatterien“ genannt. Dabei verarbeiten Mikroorganismen organische Stoffe wie etwa kompostierbare Küchenabfälle. Die beim Stoffwechsel der Bakterien freigesetzten Elektronen werden auf eine Elektrode übertragen und erzeugen so Strom. Das Verfahren wird gerade wissenschaftlich erforscht, etwa von Professor Seokheun Choi von der State University of New York oder von Christof M. Niemeyer, Professor am Institut für Organische Chemie des Karlsruher Instituts für Technologie. Einmal ausgereift ließen sich daraus eines Tages auch praktische Biobatterien herstellen, die direkt in der Küche Strom produzieren.

Wie viel Strom dürfen Privathaushalte erzeugen?

Grundsätzlich gibt es in Deutschland keine gesetzliche Beschränkung für die Menge an Strom, die zur Eigennutzung erzeugt werden darf. Sobald der produzierte Strom allerdings ins Netz eingespeist wird, regelt das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) die Vergütung. Wichtig: Auch kleine Anlagen zur Stromerzeugung müssen beim Netzbetreiber angemeldet werden.

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11. April 2023
Solar
Klimaschutz
Ökostrom

Text: Florian Sievers. Fotos: Getty Images.

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