Monteur Windanlage
Windkraft: Aus Alt mach Neu

Wie Repowering die Energiewende beschleunigt

Um den Ausbau der Erneuerbaren zügig voranzutreiben, ist das Repowering von Windparks ein ressourcenschonender Ansatz. Denn so kann an bereits etablierten Windstandorten noch mehr Ökostrom produziert werden als zuvor – ohne dass dafür neue Standorte erschlossen werden müssen. Wieso das so ist und was genau man unter dem Begriff „Repowering“ versteht, lesen Sie hier.

Ob in der Automobil-, der Maschinenbau- oder der Elektroindustrie: Technische Innovationen sowie verbesserte oder neuartige Herstellungsmethoden führen regelmäßig dazu, dass Produktionsanlagen modernisiert oder durch neuere ersetzt werden. Die Anlagenverbesserung dient dabei zumeist der Erhöhung der Leistungsfähigkeit von Maschinen oder der Steigerung ihrer Betriebs- und Funktionssicherheit. Im Energiesektor ist es nicht anders: Auch Anlagen zur Stromgewinnung werden, wann immer dies möglich ist, mit der neuesten Technik ausgestattet beziehungsweise erneuert – zumeist, um ihren Wirkungsgrad, also ihre Effizienz, zu erhöhen.

Was ist Repowering?

Für das Ersetzen alter Kraftwerksteile zur Stromerzeugung durch neue Anlagenteile gibt es sogar einen eigenen Fachbegriff: Man bezeichnet dies als Repowering, zu Deutsch „Kraftwerkserneuerung“. Grundsätzlich können alle Arten von Kraftwerken repowert werden. Besonders häufig diskutiert wird Repowering derzeit aber im Zusammenhang mit Windkraftanlagen – wobei ältere Windkraftanlagen in aller Regel nicht modernisiert, sondern durch neue ersetzt werden.

Tabelle Repowering
Windkraftanlagen wuchsen über die Jahrzehnte hinweg zunehmend in die Höhe und erhielten immer größere Rotoren.

Repowering von Windparks: Modernisierung durch kompletten Austausch

Der Grund dafür, dass Repowering von Windkraftanlagen fast ausnahmslos für den kompletten Austausch von alten gegen neue Anlagen steht, ist schnell erklärt: Vergleicht man die durchschnittliche Größe einer Anlage aus der Pionierzeit der Windkraft mit der Größe heutiger Anlagen, sind die Unterschiede beträchtlich. Hatten Windkraftanlagen in den 1980er- und frühen 1990er-Jahren noch einen durchschnittlichen Rotordurchmesser von um die 30 Meter und maßen bis zur Rotornabe im Schnitt nur bis zu 40 Meter, so haben moderne Anlagen heute einen Rotordurchmesser von bis zu 220 Metern und messen bis zur Rotornabe bereits bis zu 150 Meter. Nun kann aber ein alter Turm von 40 Metern Höhe, der zuvor rund 20 Meter lange Rotorblätter getragen hat, schlicht keine Blätter tragen, die 50 Meter oder länger sind.

Warum aber werden Windkraftanlagen immer größer? Ganz einfach: Moderne Anlagen haben einen wesentlich höheren Wirkungsgrad als ältere. Im Schnitt steigt der Stromertrag mit jedem Meter, den ein Windrad höher gebaut wird, um ein Prozent. Auch die Länge der Rotorblätter hat Einfluss auf den möglichen Stromertrag. Bei einer Verdoppelung ihrer Länge steigt der Stromertrag sogar um das Vierfache. Nähere Erläuterungen hierzu gibt es in unserem Artikel „Wie funktioniert eine Windkraftanlage?“.

Viele Vorteile für Mensch, Natur und Umwelt

Repowering ist jedoch nicht nur hinsichtlich der Stromertragssteigerung von Vorteil. Es beschleunigt zudem die Energiewende. Denn anders als bei einem neuen, bislang nicht für Windkraftanlagen genutzten Standort müssen potenzielle Betreiber bei bereits vorhandenen Standorten kein langes Planungs- und Genehmigungsverfahren durchlaufen, bis klar ist, ob ihnen der Bau von Windkraftanlagen dort erlaubt wird. Vorhandene Standorte genießen nämlich Bestandsschutz.

Ein weiteres Plus des Repowering: Weil neue Windkraftanlagen wie oben geschildert deutlich leistungsstärker und effizienter sind als ältere, kann auf der gleichen Fläche mit weniger Anlagen mehr Strom „geerntet“ werden als zuvor. Daher werden beim Repowering zumeist viele ältere Anlagen durch neue Anlagen in deutlich geringerer Zahl ersetzt.

Aber auch die Umwelt profitiert vom Repowering: Weil mit zunehmendem Rotordurchmesser die maximale Drehzahl sinkt, laufen neue Windkraftanlagen wesentlich ruhiger. Zudem sind sie dank besserer Flügel-Aerodynamik und -Geometrie leiser. Dazu kommt, dass beim Repowering neue und strengere Auflagen und Gesetze wie etwa die 2017 erlassene Technische Anleitung zum Schutz gegen Lärm (TA Lärm) einzuhalten sind. Dass beim Repowering außerdem bereits vorhandene Infrastruktur genutzt werden kann, zum Beispiel Umspannwerke, Kabeltrassen oder bestehende Zufahrtswege zum Windpark, ist ebenfalls umweltfreundlich.

enercity und wpd sorgen für frischen Wind in der Altmark

Um den Ausbau der Erneuerbaren zügig voranzutreiben, ist Repowering also ein ressourcenschonender Ansatz, damit an bereits etablierten Windstandorten noch mehr Ökostrom produziert werden kann als zuvor. Auch enercity setzt auf Repowering. Gemeinsam mit dem Projektierer wpd hat das Unternehmen zuletzt einen Windpark in der Altmark (Sachsen-Anhalt) repowert. Die ersten vier Windenergieanlagen waren dort 2001 in Betrieb gegangen. Nachdem diese das Ende der Vergütungslaufzeit nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) erreicht hatten, wurden sie im Frühjahr 2020 abgebaut und durch sechs neue Anlagen ersetzt. Diese produzieren im neuen Windpark Jeetze II seit Juli 2022 nun mit insgesamt 21,6 MW ausreichend grünen Strom für rund 29.000 Haushalte.

Wie enercity den Windkraftausbau sonst noch unterstützt, lesen Sie in unserem Artikel „Mehr Windenergie für Deutschland“.

Windpark Jeetze
Gemeinsam mit dem Projektierer wpd hat enercity einen Windpark in der Altmark (Sachsen-Anhalt) repowert. Im neuen Windpark Jeetze II produzieren sechs neue Anlagen nun mit insgesamt 21,6 MW ausreichend grünen Strom für rund 29.000 Haushalte.
8. September 2022
Erneuerbare Energien
Klimaschutz
Ökostrom

Text: Elena Rudolph. Fotos: Getty Images, enercity AG.

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