Mann und Frau beim Einbau einer Energiesparlampe
Auf ein Wort

Energiesparen im Alltag: Die besten Expertentipps

Birgit Lachmann ist Energiesparexpertin bei enercity. Die Mutter von Teenagern spricht im Interview über die Vorbildfunktion von Erwachsenen, gibt alltagstaugliche Ratschläge zum Energiesparen für Privathaushalte und Büros, nennt typische Fehler und verrät ihre Lieblingsspartipps.

Frau Lachmann, Energie zu sparen wird für immer mehr Menschen immer wichtiger. Welches sind die Hauptfelder, in denen Energiesparen möglich und sinnvoll ist?

Im Haushalt stehen Heizung und Warmwasser für den höchsten Energieverbrauch. Gut 70 Prozent der Energie beansprucht im Durchschnitt die Herstellung von Raumwärme, knapp 15 Prozent die Warmwassererzeugung. In Haushalts- und Kommunikationsgeräte fließen rund sieben Prozent der Energie, fünf Prozent gehen ins Kochen und Waschen, etwa ein Prozent in die Beleuchtung.

Damit bieten die Felder Heizen und Warmwassererzeugung das größte Einsparpotenzial?

Das ist im Prinzip richtig. Sind Sie Mieter, geht es um die optimale Nutzung des vorhandenen Heizsystems und der bereitgestellten Wärme. Wer beispielsweise bei Dunkelheit Rollläden schließt und Vorhänge zuzieht, kann Wärmeverluste an Fenstern um mindestens ein Fünftel und damit auch die Heizkosten deutlich senken. Wirkungsvoll sind außerdem Abdichtungen von zugigen Fenstern und Türen mit einfachen Materialien aus dem Baumarkt. Das kann zwei bis drei Prozent der Energiekosten einsparen.

Ähnlich verhält es sich mit freiliegenden Heizungsrohren…

Ja, Heizungs- und Warmwasserleitungen müssen in ungeheizten Räumen gedämmt sein. Auch in anderen Räumen hilft die Dämmungsverkleidung, Energieverluste zu vermeiden. In einem 110 Quadratmeter großen Einfamilienhaus kann man dadurch bis zu 300 Euro im Jahr sparen. Bei niedrigen Anschaffungskosten ist das eine lohnenswerte Investition.

Portrait von Birgit Lachmann
Birgit Lachmann ist Energiesparexpertin bei enercity. Mit ihren alltagstauglichen Ratschlägen zum Energiesparen lässt sich der Energieverbrauch ganz einfach senken.

Wie können Vermieter und Mieter ein bestehendes Heizsystem darüber hinaus optimieren?

Eine Gastherme muss zum Beispiel einmal im Jahr gewartet werden. Das zahlen die Vermieter, aber man kann gemeinsam auf eine energetisch sinnvolle Einstellung achten. Gern werden Thermen zur Sicherheit auf die kältesten Wettermöglichkeiten eingestellt, zu denen es im wahren Leben gar nicht oder nur selten kommt. Dadurch benötigen Thermen mehr Gas zur Erzeugung von zu viel dauerhaft bereitgestellter Wärme als nötig, weil sie von den Heizkörpern gar nicht abgenommen wird. Besser ist es, die Therme auf 4 einzustellen und lieber mal einen Heizkörper voll aufzudrehen, wenn es nötig ist. Wichtig: Heizkörper sollten immer gut entlüftet und ausreichend mit Wasser gefüllt sein. Auch das spart viel Energie. Was man darüber hinaus tun kann, um die eigenen Heizkosten zu senken, steht im Artikel „Heizkosten sparen: Ratgeber mit einfachen Tipps" .

 

 

Gibt es Energiesparbereiche, die unterschätzt werden?

Aber ja! Etwa der Evergreen: einfach mal die Raumtemperatur um ein Grad senken. Das geht immer und schafft viel. Und unbedingt darauf achten, dass keine Vorhänge oder Möbel direkt vor Heizkörpern hängen oder stehen und die Wärme aufhalten. Extra-Trick: Für kleines Geld gibt es im Baumarkt Reflektorfolie, die man an der Wand hinter der Heizung befestigt. Damit wird die Wärme in den Raum reflektiert.

Nahaufnahme einer Hand die an einer Waschmaschine die Programmwahl auf Eco einstellt
Wer seine Wasch- und Spülmaschinen im Eco-Betrieb laufen lässt, spart viel Wasser, Energie und Geld.

Wo sonst im Haushalt lässt sich im Alltag Energie sparen?

Im Strombereich helfen energieeffiziente Geräte, wo immer möglich. Inzwischen sind Haushalts- und Kommunikationsgeräte nach Euronorm in Energieeffizienzklassen von A bis G eingeteilt. Mein Tipp an Kunden: Lassen Sie Ihre Wasch- und Spülmaschinen im Eco-Betrieb laufen. Noch immer glauben viele, dass die längere Eco-Laufzeit nicht energiesparend sein kann, doch das Gegenteil ist der Fall. Beim Geschirrspüler beispielsweise wird dasselbe Wasser mehrfach verwendet, läuft immer wieder durch Filter. Das dauert länger, spart aber Wasser, Energie und Geld. Im Bad helfen Durchflussbegrenzer an den Wasserhähnen, die nur ein paar Euro kosten, oder sparsame Duschköpfe, sogenannte Sparperlatoren, die den Wasserverbrauch um die Hälfte reduzieren können, ohne das Duschvergnügen einzuschränken. Weitere Tipps gibt es im Artikel „8 Energiespartipps für das Badezimmer“.

 

Die wichtigsten Haushaltsgeräte wie Kühlschrank, Geschirrspüler und Waschmaschine belasten Haushaltsbudgets unterschiedlich stark…

Richtig. Daher ist es klug, bei anstehenden oder notwendigen Neuanschaffungen die richtige Reihenfolge zu wählen, wenn das Portemonnaie nicht alles auf einmal möglich macht. Dazu ein Tipp: Ein Kühlschrank läuft immer 24/7, die Waschmaschine etwa in einem Einpersonenhaushalt eher nur zweimal die Woche. In dem Fall ergibt es Sinn, erst ein energieeffizientes Kühlgerät anzuschaffen, bevor die Waschmaschine ersetzt wird.

Gibt es Unterschiede beim sinnvollen Energiesparen zu Hause und im Büro?

Da Büromitarbeiter in aller Regel nicht für die Energiekosten ihres Unternehmens aufkommen, fühlen sie sich weniger verantwortlich als zu Hause, wo sich gesparte Kosten im eigenen Portemonnaie bemerkbar machen. Weil sich aber in Büros viel mehr Menschen befinden als in einem Privathaushalt, lohnen sich auch kleine Maßnahmen: Licht aus, wo immer möglich! Dabei helfen Bewegungsmelder. Computerbildschirme abschalten, wenn die Arbeit beendet ist. Es gibt Unternehmen mit mehreren Standorten, die erfolgreich Wettbewerbe zum Thema Energiesparen eingeführt haben, nach dem Motto: Das Team mit dem niedrigsten Energieverbrauch oder den größten Einsparungen kriegt eine Firmenparty.

Zurück nach Hause: Jeder Haushalt hat zehn bis 20 Elektrogeräte in Betrieb. Wo liegt hier das Energiesparpotenzial?

Der einfachste Tipp: Viele Geräte verbrauchen auch in Betriebsbereitschaft noch zwei bis fünf Watt pro Stunde. Man kann die Geräte an Steckerleisten anschließen, die im Handbetrieb oder per App ein- und ausgeschaltet werden können. Benötige ich sie nicht, stelle ich sie aus. Die Steckdosen bedeuten eine kleine Investition mit großer Wirkung, aber keinen Komfortverlust. Noch ein Beispiel: Ein Kaffeevollautomat verbraucht ständig Strom, muss jedoch meistens nicht durchgängig laufen. Über moderne Smart-Home-Geräte lässt sich alles auch wie ein Orchester nach individuellem Bedarf aufeinander abstimmen.

Vater und Sohn schauen gemeinsam auf ein Tablet
Mit modernen Smart-Home-Geräten lassen sich alle im Haushalt betriebenen Elektrogeräte wie ein Orchester ganz nach Bedarf ein- und ausschalten.

Wie können Erwachsene Kindern helfen, sich am Energiesparen zu beteiligen?

Vor allem durchs Vorleben! Ich kann nicht dauernd „Licht aus, Tür zu!“ fordern, wenn ich es nicht selbst konsequent vormache. Wenn Jugendliche beim gemeinsamen Kochen erleben, wie viel schneller Wasser mit dem Deckel auf dem Topf kocht, werden sie es ebenso machen. Als meine Kinder von den Gaspreiserhöhungen hörten, haben sie gleich angeboten, mich zu unterstützen. Die Bereitschaft zum Mitmachen ist hoch.

Wo bekomme ich Unterstützung beim Energiesparen?

Zuerst einmal via Homepage von enercity und im enercity-Magazin, wo sich ganz konkrete Energiespartipps zu allen Themen des Lebens leicht finden lassen. Für Immobilienbesitzer im Raum Hannover sind die aktuellen Informationen und Förderprogramme von proKlima interessant und relevant. Wer es ganz genau wissen will: Im enercity KundenCenter können Strommessgeräte zur Ermittlung des Verbrauchs im Haushalt geliehen werden. Man kann auch einen Energieberater ins Haus holen, der einen individuellen Sanierungsfahrplan entwickelt, der Schritt für Schritt und je nach Möglichkeiten umgesetzt werden kann. Das kann rund 1300 Euro kosten, wird aber mit bis zu 80 Prozent von der Förderbank KfW und dem Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA) gefördert. Zertifizierte Energieberater für die Region finden sich auch auf den Seiten des BAFA.

 

 

Welche sind Ihre persönlichen Lieblingsenergiespartipps?

Wir setzen zu Hause auf Stand-by-Beleuchtung, weil die Lampen dann nur angehen, wenn man sie wirklich benötigt. Bewegungs- und Dämmerungssensoren eignen sich besonders für Flure und Außenbeleuchtungen. Außerdem sollten alle Lampen mit LED-Leuchtmitteln betrieben werden. Und ich habe eine Solaranlage mit Wechselrichter und Zähler auf dem Dach. Die deckt die Grundlast. Deshalb laufen bei uns Geschirrspüler und Waschmaschine meistens, wenn die Sonne scheint.

Von meinem Vater habe ich gelernt, immer mal auf den Zählerstand zu schauen. Unseren Stromverbrauch schreibe ich jeden Monat einmal auf, um zu wissen, wo wir stehen. Das kann man sich zur Info auch in sein enercity-Kundenkonto eintragen.

Gemeinsam Energie sparen

Um unsere Umwelt und unser Klima zu schützen, ist es wichtig, dass wir alle mit Energie sparsam und verantwortungsvoll umgehen. Gemeinsam gelingt das noch deutlich wirkungsvoller. Egal, in welcher Lebenslage Sie sich befinden: enercity unterstützt Sie dabei, Energiesparpotenziale in Ihrem Zuhause zu entdecken, Ihren Verbrauch zu senken und somit Strom- beziehungsweise Gaskosten zu sparen. Schon mit kleinen Tipps und Tricks können wir zusammen einen Beitrag für die Umwelt leisten.

3. April 2023
Energiespartipps

Text: Tatjana Pokorny. Bilder: Getty Images, privat.

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