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Energiebedarf

Elektroheizungen sind keine Lösung

Der Dauerbetrieb von Elektroheizungen kommt Verbraucherinnen und Verbraucher teuer zu stehen. Aber nicht nur das: Werden massenhaft Geräte eingeschaltet, könnte das sogar lokale Abschaltungen des Stromnetzes zur Folge haben.

Egal, ob Heizlüfter, Konvektorheizung oder Ölradiator: Die Nachfrage nach Elektroheizungen boomt hierzulande. Mit den Geräten möchten die Verbraucherinnen und Verbraucher den steigenden Gaskosten entgehen – und gewappnet sein für einen möglichen Gasstopp. Schließlich lassen sich Heizlüfter und Co. ganz einfach mit Strom aus der Steckdose betreiben, den sie in Wärme umwandeln.

Rund 600.000 Geräte gingen darum nach Angaben der Marktforscher von der Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) im ersten Halbjahr 2022 über deutsche Ladentheken – ein Anstieg von fast 35 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In einer aktuellen Umfrage des Vergleichsportals Verivox gaben zehn Prozent der Befragten an, sich in den vergangenen sechs Monaten eine Elektroheizung gekauft zu haben; weitere 30 Prozent planen dies oder denken darüber nach.

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) und die Bundesnetzagentur (BNetzA) warnen allerdings: Strom statt Gas ist keine Lösung. Mit Elektroheizungen spart man kein Geld. Im Gegenteil, sie verursachen hohe Kosten. Aber das ist noch nicht alles: Werden an kalten Tagen hierzulande massenhaft Heizungsgeräte angeworfen, dann kann das die Stromnetze überlasten. Die Meinung der Fachleute ist daher eindeutig: Heizlüfter sind keine Alternative zur Gasversorgung.

Elektroheizungen werden zur Belastung fürs Stromnetz

Rund jeder zweite der circa 40 Millionen deutschen Haushalte heizt mit Gas. Angenommen, an einem kalten Wintertag würde auch nur die Hälfte davon eine Elektroheizung anschalten, dann verbraucht das nach Berechnungen des Verbands der Elektrotechnik Elektronik Informationstechnik (VDE) und des Deutschen Vereins des Gas- und Wasserfaches (DVGW) schlagartig rund 20 Gigawatt mehr Strom als normalerweise. Das ist ungefähr so viel, wie 14 durchschnittliche Atomkraftwerke erzeugen – also eine extreme zusätzliche Belastung.

„Wir sehen die aktuelle Entwicklung mit einiger Sorge, da unsere Stromversorgung für eine derartige gleichzeitige Zusatzbelastung nicht ausgelegt ist“, sagt Martin Kleimaier, Leiter des Fachbereichs Erzeugung und Speicherung elektrischer Energie beim VDE. Lokal könnten sich dann Stromnetze als Schutzmaßnahme automatisch abschalten. Und sie ließen sich auch nur schwer wieder hochfahren, schließlich blieben die meisten Geräte vermutlich eingeschaltet und verursachten bei einem Neustart gleich die nächste Notabschaltung.

Von diesen technischen Problemen mal abgesehen, kommt der Dauerbetrieb einer Elektroheizung Verbraucherinnen und Verbraucher teuer zu stehen. Die Verbraucherzentrale NRW etwa schätzt, dass das Heizen mit Strom derzeit je nach Berechnungsgrundlage und aktuellen Preisen rund doppelt bis sogar dreimal so teuer ist wie das Heizen mit Gas. Kein Wunder, schließlich ist Gas ein Primärrohstoff und kann direkt verwertet werden, während bei der Stromproduktion erst Energie umgewandelt werden muss – was immer mit Verlusten einhergeht.

Niedrige Raumtemperatur spart Gas

Statt mit Elektroheizungen lassen sich Wohnungen auch anders mit begrenzter Heizleistung warm halten. So rät die BNetzA beispielsweise, die Temperatur in den Räumen etwas niedriger zu halten und auf diese Weise Gas zu sparen. Nach Empfehlung des Umweltbundesamts sollte die Temperatur im Wohnbereich nicht mehr als 20 Grad Celsius betragen. Schon ein Grad weniger Raumtemperatur spart sechs Prozent Energie.

Frank Gröschl, Leiter des Technologie- und Innovationsmanagements beim DVGW, empfiehlt, die eigene Gasheizung schnellstmöglich von Fachleuten inspizieren zu lassen – und bei Bedarf technisch auf den neuesten Stand zu bringen, etwa durch die Anpassung der Heizungsregelung an das tatsächliche Nutzungsverhalten oder die Installation einer Onlinesteuerung von Heizkörperthermostaten per App. „Laufende Wartungen an den Gasheizungen sollten vor dem Winter stattfinden, um Ineffizienzen frühzeitig aufzudecken und abzustellen“, sagt Gröschl. Niedriger Verbrauch und eine effiziente Heizung – das spart nicht nur Kosten, sondern schont auch die Stromnetze.

Ein Thermostat für den Wohnraum wird per Hand auf 20 Grad Celsius eingestellt
Um Gas und Energie zu sparen, empfiehlt die BNetzA, den Thermostat in Wohnräumen auf maximal 20 Grad einzustellen.

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15. September 2022
Energiespartipps
Heizen
Ökostrom

Text: Florian Sievers. Fotos: Getty Images.

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