Die Gaspreis-Zusammensetzung einfach erklärt. Das Bild zeigt einen Gasherd, aus dem Gas strömt und verbrannt wird.
Gaspreiszusammensetzung

Diese Faktoren bestimmen den aktuellen Gaspreis

Für die Preisgestaltung beim Erdgas spielen neben Steuern und staatlichen Abgaben auch die Gasproduzenten und -lieferanten, die Gasanbieter und die Netzbetreiber eine wichtige Rolle. Hier erfahren Sie, was alles im Gaspreis enthalten ist und wie der Gaspreis entsteht.

Wie kommt der Gesamtbetrag auf der Jahresabrechnung zustande?

Wie der Strompreis besteht auch der Gaspreis in Deutschland in der Regel aus einem Grund- und einem Arbeitspreis. Der verbrauchsunabhängige Grundpreis deckt die Fixkosten der Gaslieferanten zum Beispiel für die Instandhaltung und Installation der Zähler oder die Rechnungslegung. Der Grundpreis eines Gastarifs nimmt in der Regel nur einen sehr geringen Teil des Gesamtpreises ein.

Über den Arbeitspreis des Gasanbieters wird der tatsächliche Verbrauch pro Kilowattstunde abgerechnet. Er beinhaltet Steuern und Abgaben, Netznutzungsentgelte sowie die Kosten für Einkauf und Import des Erdgases durch den Gasanbieter. Nur die letztgenannte Komponente, die Gasbeschaffung über den Einkauf des Erdgases, erfolgt im freien Wettbewerb und bietet Gaslieferanten damit Spielraum in der Preisgestaltung. Alle anderen Bestandteile des Arbeitspreises eines Gastarifs werden staatlich reguliert oder vom Netzbetreiber festgelegt. Das bedeutet, dass ein Gasanbieter auf einen Großteil der Preisbestandteile keinen Einfluss hat.

Wie setzte sich der Gaspreis in Deutschland 2022 im Durchschnitt zusammen?

Der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) weist die Zusammensetzung des durchschnittlichen Gaspreises 2022 für zwei unterschiedliche Gebäudetypen aus: für ein Einfamilienhaus mit einem Jahresverbrauch von 20.000 Kilowattstunden und für ein Mehrfamilienhaus mit rund 80.000 Kilowattstunden Verbrauch im Jahr. In beiden Fällen machen Steuern, Abgaben und CO₂-Preis sowie die regulierten Netzentgelte rund ein Drittel des Gesamtpreises aus.

Die Abbildung zeigt in zwei Grafiken, wie sich der Gaspreis im Jahr 2022 zusammensetzt.
Durchschnittliche Gaspreis-Zusammensetzung 2022. Quelle: BDEW-Gaspreisanalyse, April 2022.

Unter Steuern und Abgaben fallen unter anderem die Mehrwertsteuer in Höhe von 19 Prozent sowie die Erdgassteuer, die 2022 bei 0,55 Cent pro Kilowattstunde netto liegt. Aber auch Konzessionsabgaben, die die Gaslieferanten als eine Art Nutzungsgebühr an Städte und Gemeinden für die Nutzung der örtlichen Gasleitungen entrichten, schlagen hier zu Buche.

Neu seit 2021 ist der gesetzlich festgelegte CO₂-Preis: Unternehmen, die Erdgas fördern und damit CO₂ in die Welt bringen, müssen CO₂-Zertifikate kaufen und damit einen Ausgleich zur CO₂-Produktion schaffen. Diese Kosten werden entlang der Wertschöpfungskette weitergegeben. So macht sich der erhöhte Preis für die Erdgasproduktion am Ende auch auf der Verbrauchsabrechnung der Endkunden, die einen Gastarif nutzen, bemerkbar.

Für das Jahr 2021 betrug der CO₂-Preis 25 Euro pro Tonne CO₂, 2022 schon 30 Euro pro Tonne CO₂. Dadurch ergibt sich beim Erdgas ein Aufschlag um 0,55 Cent pro Kilowattstunde netto. Insgesamt beträgt der Anteil von Steuern und Abgaben am Erdgaspreis im Jahr 2021 laut BDEW für ein Einfamilienhaus 24 Prozent, für ein Mehrfamilienhaus 25 Prozent.

Weshalb führen Netzentgelte zu regionalen Schwankungen des Gaspreises?

Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Erdgaspreises sind die Netzentgelte, die dem Betrieb, dem Erhalt und dem weiteren Ausbau der Netzinfrastruktur regional sowie überregional dienen. Es handelt sich also um Gebühren, die Netzbetreiber dafür erhalten, dass sie ihre Netze für die Durchleitung von Strom zur Verfügung stellen. Netzentgelte werden daher auch Netznutzungsentgelte genannt. Ihre Höhe wird von den Regulierungsbehörden vorgegeben und von der Bundesnetzagentur (BNetzA) kontrolliert. Die Lieferanten oder Gasanbieter selbst können diesen Teil des Gaspreises nicht beeinflussen.

Bei der Festlegung der Netzentgelte für die Nutzung des Gasnetzes werden Kriterien wie Topografie, Siedlungsdichte oder auch anstehende notwendige Investitionen in die örtliche Netzinfrastruktur berücksichtigt, sodass es hier je nach Region und Netzgebiet starke Schwankungen geben kann.

Wie Sie herausfinden, wie viel Netzentgelt Sie bezahlen, und warum Verbraucher für 2023 erneut mit einer erheblichen Verteuerung rechnen müssen, lesen Sie im Artikel „Warum steigen die Netzentgelte an?“.

Was bestimmt den Gaspreis?

Ein weiterer Anteil des Erdgaspreises fließt in die Gasbeschaffung und -lieferung. Die meisten Energielieferanten in Deutschland fördern aufgrund der geringen Vorkommen hierzulande das Erdgas nicht selbst, sondern kaufen und importieren es, etwa aus Norwegen oder den Niederlanden.

Seit dem Jahresende 2021 sind die Großhandelspreise für Erdgas auf den internationalen Märkten stark angestiegen. Die deutschen Energielieferanten müssen also deutlich höhere Beschaffungspreise für die benötigten Gasmengen zahlen als zuvor. Dies hat dazu geführt, dass der für Beschaffung und Vertrieb aufgewendete Anteil des Gaspreises für das Jahr 2022 auf etwa 65 Prozent angestiegen ist.

Weitere Hintergrundinfos zur aktuellen Gaspreisentwicklung auf dem Weltmarkt, die mit den steigenden Gaspreisen verbundenen Auswirkungen für die Verbraucher und darüber, wie sich die Gaspreisbremse auf die Gasrechnung auswirkt, lesen Sie im Artikel „Alle Infos zur Gaspreisentwicklung

Übrigens: Die sogenannte Ölpreisbindung, die viele Jahre lang die Preise für Erdgas an die Entwicklung des Erdölpreises koppelte, besteht in Deutschland seit 2010 nicht mehr. Das heißt: Auch wenn viele internationale Erdgaslieferanten ihre Preise nach wie vor am Erdölpreis ausrichten und nationale Gasanbieter dort möglicherweise Erdgas importieren, dürfen deutsche Gasversorger daraus resultierende Preiserhöhungen nicht an ihre Kunden weitergeben, ohne diesen ein Sonderkündigungsrecht einzuräumen. Dies hat zu einem stärkeren Wettbewerb unter den Gaslieferanten geführt und bringt Vorteile für Verbraucher.

Der Gaspreis hängt auch von Marktmechanismen ab. Auf dem Bild sind große Gas-Pipelines zu sehen.
Die meisten Energielieferanten in Deutschland kaufen und importieren das Erdgas, das sie ihren Kunden liefern.

Erdgas zum Heizen und Kochen: Am besten klimaneutral und nachhaltig

Übrigens: Wer zu Hause Erdgas zum Heizen oder Kochen nutzt, kann dabei auch etwas für die Umwelt tun. Über den sogenannten bilanziellen Ausgleich wird die beim Verbrennen des Gases ausgestoßene Menge an CO₂ durch Klimaschutzzertifikate ausgeglichen. Damit steigt der Gesamtgehalt von CO₂ in der Atmosphäre durch den eigenen Erdgasverbrauch nicht an oder reduziert sich sogar. Meist sind diese klimaneutralen Tarife bei den Gasanbietern oder Vergleichsportalen besonders hervorgehoben.

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Artikel vom 22.04.2022, zuletzt aktualisiert am 16.03.2023.

8. Februar 2023
Heizen

Text: Lea Weitekamp. Fotos: Shutterstock, Getty Images.

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