Ein Mann steht an seinem E-Fahrzeug und lädt es auf
E-Mobilität

So funktioniert Smart Charging für E-Autos

Smart Charging ist für alle sinnvoll, die ihr Elektroauto nachhaltig, kosteneffizient und netzschonend laden möchten – und spielt künftig eine Schlüsselrolle in der vernetzten Energie- und Mobilitätswelt. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.
Das Wichtigste in Kürze:
  • Smart Charging bedeutet, dass Elektroautos nicht sofort laden, sondern der Ladevorgang je nach Strompreis, Netzauslastung oder Ökostromanteil intelligent angepasst wird.
  • Beim statischen Lastausgleich ist die Ladeleistung fest verteilt, beim dynamischen wird sie hingegen in Echtzeit an den aktuellen Stromverbrauch angepasst. Dadurch wird die vorhandene Energie effizienter genutzt und das Stromnetz entlastet.
  • Durch intelligentes Laden von E-Autos könnten sich abendliche Lastspitzen um fast 50 Prozent reduzieren lassen.

Was ist Smart Charging, und wie funktioniert es?

Smart Charging bedeutet, dass Elektroautos nicht einfach sofort geladen werden, sobald sie an die Steckdose angeschlossen sind. Stattdessen wird der Ladevorgang intelligent gesteuert – je nachdem, wann Strom besonders günstig, umweltfreundlich oder das Stromnetz wenig belastet ist. Beim Smart Charging kommunizieren das Elektroauto, die Ladestation, das Energiemanagementsystem und der Stromanbieter miteinander. Sie tauschen Informationen aus, um den besten Zeitpunkt und die optimale Geschwindigkeit für den Ladevorgang zu bestimmen. Ziel ist es, Ladeprozesse dynamisch an Netzbedingungen, Strompreise und Nutzerbedürfnisse anzupassen, um Effizienz, Netzstabilität und Integration erneuerbarer Energien zu optimieren.

Gut zu wissen: Intelligentes Laden funktioniert zwar automatisch, die Ladevorgänge können aber per App jederzeit überwacht und angepasst werden.

Grafik Smart Charging
In der Smart-Charging-Cloud lässt sich das intelligente Laden von E-Autos optimieren. Die Cloud enthält unter anderem Informationen über die Kapazität des lokalen Stromnetzes und meldet der Wallbox, wann die Fahrzeuge kosteneffizient und netzschonend geladen werden können.
Die SmartLaden-App von enercity

Mit der App enercity SmartLaden und dem dynamischen Stromtarif laden Kund:innen ihr E-Auto automatisch immer dann, wenn der Strom besonders günstig ist – etwa bei viel Sonnenstrom am Tag oder bei geringer Netzauslastung in der Nacht. Der Tarif orientiert sich an den aktuellen Börsenpreisen, und die App übernimmt die zeitliche Steuerung nach individuellen Ladewünschen.

Zum Einstieg gibt es eine vierwöchige Testphase mit tagesaktuellen Strompreisen und transparenter Kostenübersicht. Wer anschließend zum dynamischen Tarif wechselt, erhält 100 Euro Bonus und im enercity-Netzgebiet die kostenlose Installation eines intelligenten Messsystems.

Unterschiedliche Ladelösungen für intelligentes Laden von E-Autos

Wie genau Smart Charging in der Praxis umgesetzt wird, hängt von den verwendeten Technologien ab. Hier die wichtigsten im Überblick:

  • Dynamischer Lastausgleich: Beim dynamischen Lastausgleich wird die aktuelle Stromlast eines Gebäudes durch Sensoren und Messgeräte in Echtzeit überwacht. Basierend auf diesen Daten wird die verfügbare Leistung durch eine Steuerungseinheit auf die angeschlossenen Ladestationen verteilt. Wenn beispielsweise Haushaltsgeräte wie Waschmaschinen oder Öfen viel Strom verbrauchen, reduziert das System die Ladeleistung der Elektrofahrzeuge entsprechend. Sobald der Stromverbrauch durch andere Geräte sinkt, wird wieder mehr Leistung für das Laden der Fahrzeuge bereitgestellt. So können selbst bei begrenzter Netzkapazität der benötigte Strom optimal genutzt und erneuerbare Energien – beispielsweise durch die Kombination von PV-Anlage, Speicher und Wallbox – integriert werden.

Gut zu wissen: Während beim statischen Lastausgleich die verfügbare Leistung fest auf die Ladestationen verteilt wird, passt der dynamische Lastausgleich die Verteilung flexibel und in Echtzeit an den aktuellen Stromverbrauch an. Dies führt zu einer effizienteren Nutzung der vorhandenen Ressourcen und erhöht die Sicherheit des Stromnetzes.

  • Vehicle to Grid (V2G): Diese Technologie erweitert das Konzept des Smart Charging, indem es eine bidirektionale Energieübertragung ermöglicht. Das bedeutet, dass Elektrofahrzeuge nicht nur Strom aus dem Netz beziehen, sondern auch gespeicherte Energie aus ihren Batterien zurück ins Netz einspeisen können. Dies ist besonders nützlich, um Lastspitzen im Stromnetz auszugleichen und die Integration erneuerbarer Energiequellen zu unterstützen. Durch die Rückspeisung von Energie können Elektrofahrzeuge als mobile Energiespeicher fungieren und zur Netzstabilität beitragen. Mehr dazu in unserem Artikel „So funktioniert bidirektionales Laden“.
Was ist der Unterschied zwischen Smart Charging und bidirektionalem Laden?

Oft entsteht der Eindruck, dass Vehicle to Grid – also bidirektionales Laden – und intelligentes Laden von E-Autos dasselbe sind. Es gibt allerdings einen wichtigen Unterschied: Als bidirektionales Laden wird die technische Möglichkeit von Ladevorgängen in zwei Richtungen bezeichnet, es fehlt die intelligente Steuerung. Diese wird durch Smart Charging ermöglicht. Es ist natürlich sinnvoll, beides zu kombinieren. Während Smart Charging den Ladevorgang effizient und netzfreundlich gestaltet, ermöglicht bidirektionales Laden eine aktive Rolle des Fahrzeugs im Energiemanagement, indem es als Speicher und Energiequelle dient. Beide Konzepte tragen entscheidend zur Integration erneuerbarer Energien und zur Stabilisierung des Stromnetzes bei.

  • Hub/Satellite: Das Hub/Satellite-Prinzip kommt insbesondere bei der Einrichtung von Ladeinfrastrukturen mit mehreren Ladepunkten zum Einsatz. Es ermöglicht eine effiziente Steuerung und Kommunikation zwischen den einzelnen Ladestationen und einem zentralen Steuerungspunkt (Hub). Vor allem in größeren Wohnanlagen, auf Firmenparkplätzen oder in Parkhäusern ist diese Technologie sinnvoll.

Welche Vorteile hat Smart Charging?

Das McKinsey Center for Future Mobility hat in einer Studie mit 150 Haushalten untersucht, wie sich die Lastkurve des Stromverbrauchs in Wohngebieten durch Elektroautos verändert. Das Ergebnis: Wenn 25 Prozent der Haushalte ein E-Auto besitzen und überwiegend am frühen Abend laden, steigt die lokale Spitzenlast um etwa 30 Prozent. Würden Nutzer:innen hingegen durch günstigere Stromtarife zum Laden nach Mitternacht motiviert, ließe sich die abendliche Lastspitze um fast 50 Prozent reduzieren. Dabei kann Smart Charging helfen, denn das System würde den Ladevorgang ganz automatisch entsprechend planen. E-Auto-Besitzer:innen müssten also nicht selbst aktiv werden und den Ladevorgang zum passenden Zeitpunkt manuell starten, um dadurch ihre Kosten und die Spitzenlast zu senken. So profitieren nicht nur Verbraucher:innen, sondern auch das Stromnetz, das vor Überlastungen geschützt wird.

Übrigens: Weitere spannende Informationen über das Stromnetz finden Sie in unserem Artikel „Netzausbau: So wird unser Stromnetz für die Zukunft“.

Wer kann Smart Charging nutzen?

Smart Charging kann grundsätzlich von allen genutzt werden, die ein Elektrofahrzeug besitzen und eine geeignete Ladeinfrastruktur haben – egal, ob zu Hause, im Unternehmen oder im öffentlichen Raum. Verbraucher:innen benötigen nur die technische Infrastruktur, bestehend aus einer intelligenten Ladestation beziehungsweise einer Wallbox und einem entsprechenden Energiemanagementsystem mit Steuerungsapp. Wichtig bei der Ladestation: Sie muss in der Lage sein, sich mit dem Internet zu verbinden, um Daten senden und empfangen zu können, beispielsweise aktuelle Strompreise und Informationen zur Netzauslastung.

8. August 2025
Elektromobilität

Text: Annika Schmitz. Fotos: Getty Images.

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