Frau bedient einen Smart Meter
Stromverbrauch digital ablesen

Wann werden Smart Meter zur Pflicht?

Smart Meter für alle: Durch eine Gesetzesänderung soll die flächendeckende Einführung digitaler Stromzähler endlich möglich werden. Wir erklären den neuen Zeitplan für den Smart-Meter-Rollout und welche Vorteile damit verbunden sind.

Die Bundesregierung will den Einbau von intelligenten Messsystemen so schnell wie möglich voranbringen. Darum hat der Bundestag am 20. April 2023 eine Neufassung des Messstellenbetriebsgesetzes beschlossen, in dem die Regeln für den sogenannten „Rollout“ festgelegt werden.

Was genau sind Smart Meter?

Wenn von Smart Metern die Rede ist, geht es meist um intelligente Messsysteme (iMSys). Zu Verwirrung führt manchmal, dass der Begriff oft auch für digitale Stromzähler verwendet wird. Digitale Stromzähler, die den Stromverbrauch im 15-Minuten-Takt erfassen können, bilden aber nur einen Bestandteil von iMSys. Der zweite Bestandteil sind sogenannte Smart-Meter-Gateways (SMGW), die die erhobenen Daten digital versenden und auch Daten von außen empfangen können, etwa vom Netzbetreiber oder vom Stromlieferanten. Weitere Informationen über technische Details von Smart Metern finden Sie im Artikel „Smart Meter – Stromverbrauchsmessung wird intelligent“.

Welche Vorteile bringen Smart Meter mit sich?

Verbraucherinnen und Verbraucher, aber auch Unternehmen können durch Intelligente Messsysteme exakt nachvollziehen, wann sie wie viel Strom verbraucht haben. Dieses Wissen bringt Vorteile mit sich. Etwa in dem Fall, wenn Energielieferanten variable Stromtarife anbieten, also unterschiedliche Preise zu unterschiedlichen Zeiten anbieten – je nachdem, wie viel Strom produziert und nachgefragt wird. Dann nämlich können Kundinnen und Kunden ihren Verbrauch gezielt steuern und Kosten sparen. Beispielsweise, indem sie die energieintensive Waschmaschine zu Zeiten anstellen, in denen die Preise niedrig liegen.

 

Frontalansicht einer Waschmaschine.
Wenn Ihr Energielieferant variable Stromtarife anbietet, lohnt es sich, den Zeitpunkt, wann ein Gerät wie beispielsweise die Waschmaschine eingeschaltet werden soll, bewusst zu wählen.

Aber auch die Netzbetreiber profitieren. Denn die gezielte Nachfrage soll dazu führen, dass sich der Stromverbrauch besser über die Stunden des Tages verteilt. Das vermeidet Nachfrage-Peaks und sorgt für stabilere Stromnetze.

Wurde die Einführung von Smart Metern nicht längst gestartet?

Eigentlich sollte der Startschuss für die flächendeckende Einführung von Smart Metern bereits 2020 fallen. In diesem Jahr trat das Messstellenbetriebsgesetz (MsbG) in Kraft, welches die Betreiber von Strommessstellen zum Einbau von Smart Metern verpflichtete. Die Umsetzung war jedoch nach Auffassung eines Gerichts nicht rechtmäßig und wurde darum vorläufig gestoppt. Damit der Rollout endlich starten kann, soll nun das MsbG geändert werden. Darin werden Hürden für die Einführung der Messsysteme gesenkt und ein verbindlicher Zeitplan festgelegt.

Wann werden die Smart Meter installiert?

Der neue Zeitplan sieht vor, dass der Rollout in fünf Stufen ablaufen soll:

 

  • 2023: Ab sofort beginnt der „agile“ Rollout. Noch sind die Messstellenbetreiber nicht dazu verpflichtet, bestimmte Stromzähler auszuwechseln. Viele werden aber bereits jetzt mit dem Einbau von iMSys beginnen, und zwar vorrangig bei Verbrauchern mit einem Jahresverbrauch von 6000 bis zu 100.000 Kilowattstunden (kWh) und Erzeugern mit einer installierten Leistung von 7 bis 100 Kilowatt (kW). Denn bis Ende 2025 müssen in dieser Gruppe 20 Prozent aller Zähler ausgetauscht sein. Zur Einordnung: Ein vierköpfiger Haushalt in einem Einfamilienhaus verbraucht jährlich im Schnitt zwischen 3000 und 5000 kWh; durch eine Wärmepumpe oder ein Elektroauto kann sich dieser Wert verdoppeln.

 

  • 2025: Die Messstellenbetreiber sind dazu verpflichtet, bei Verbrauchern mit einem Jahresverbrauch von 6000 bis 100.000 kWh und Erzeugern mit einer installierten Leistung von 7 bis 100 kW Smart Meter einzubauen. Äußert ein Kunde den Wunsch nach einem Umbau, muss dieser innerhalb von vier Monaten umgesetzt werden. Für diese Gruppe gilt: Bis Ende des Jahres müssen 20 Prozent der Zähler ausgetauscht sein.

 

  • 2028: Die Messstellenbetreiber sind dazu verpflichtet, bei sämtlichen Verbrauchern und Erzeugern Smart Meter einzubauen. Für Verbraucher mit einem Jahresverbrauch von 6000 bis 100.000 kWh und Erzeuger mit einer installierten Leistung von 7 bis 100 kW gilt: Bis Ende des Jahres müssen 50 Prozent der Zähler ausgetauscht sein. Für Verbraucher mit einem Jahresverbrauch von mehr als 100.000 kWh und Erzeuger mit einer installierten Leistung von mehr als 100 kW gilt: Bis Ende des Jahres müssen 20 Prozent der Zähler ausgetauscht sein.
  • 2030: Für Verbraucher mit einem Jahresverbrauch von 6000 bis 100.000 kWh und Erzeuger mit einer installierten Leistung von 7 bis 100 kW gilt: Bis Ende des Jahres müssen 95 Prozent der Zähler ausgetauscht sein. Für Verbraucher mit einem Jahresverbrauch von mehr als 100.000 kWh und Erzeuger mit einer installierten Leistung von mehr als 100 kW gilt: Bis Ende des Jahres müssen 50 Prozent der Zähler ausgetauscht sein.
  • 2032: Für Verbraucher mit einem Jahresverbrauch von mehr als 100.000 kWh und Erzeuger mit einer installierten Leistung von mehr als 100 kW gilt: Bis Ende des Jahres müssen 95 Prozent der Zähler ausgetauscht sein.
Eine Frau prüft am Schreibtisch sitzend ihre Stromrechnung.
Die Investition in einen Smart Meter lohnt sich. Denn die intelligenten Stromzähler helfen Kundinnen und Kunden, ihren Verbrauch gezielt zu steuern und so Kosten zu sparen.

Welche Kosten bringt der Einbau eines Smart Meters mit sich?

Das neue MsbG deckelt die Kosten für Privathaushalte und Betreiber von kleinen Anlagen auf maximal 20 Euro pro Jahr. Bislang lag diese Deckelung bei 100 Euro im Jahr. In Haushalten mit „steuerbaren Verbrauchseinrichtungen“, etwa für Elektroautos oder Wärmepumpen, wird der Betrag bei 50 Euro pro Jahr gedeckelt, zuvor waren es 130 Euro. Die Differenz zu den bisherigen Kosten sollen die Netzbetreiber übernehmen, da sie finanziell von stabileren Netzen profitieren.

Wann wird es variable Stromtarife geben?

Weil sich der Einsatz intelligenter Messsysteme nur mit variablen Stromtarifen lohnt, sieht der Gesetzentwurf vor, dass ab 2025 alle Energielieferanten solche Tarife anbieten müssen. Bislang galt dies lediglich für Energielieferanten, die mehr als 100.000 Endverbraucher beliefern.

 

15. Mai 2023
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Text: Claus Hornung. Fotos: Getty Images, Shutterstock

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