
Die Bedeutung von Dunkelflauten
Kritiker:innen und Gegner:innen der Energiewende argumentieren häufig mit Bedrohungsszenarien wie einem Blackout – also einem lang anhaltenden, unkontrollierten und flächendeckenden Stromausfall –, der durch eine Dunkelflaute ausgelöst werden könnte. Doch einen durch eine Dunkelflaute ausgelösten Blackout gab es in Deutschland noch nie. Der letzte längere Stromausfall ereignete sich 2025 und war regional begrenzt. Damals sorgten extreme Schneemassen dafür, dass 80 Strommasten einknickten. Dennoch sind Dunkelflauten ein wichtiger Faktor bei der Planung der Energiewende, um auch in Ausnahmefällen die Energieversorgung sicherstellen zu können.
Aber was ist eine Dunkelflaute überhaupt?
Die sogenannte Dunkelflaute ist ein Begriff aus der Energiewirtschaft und beschreibt eine Wetterlage, bei der wenig Wind und kaum Sonnenlicht vorhanden sind. In solchen Phasen erzeugen Windkraft- und Solaranlagen entsprechend wenig oder gar keinen Strom. Der Name setzt sich aus „Dunkelheit“ und „Flaute“ zusammen.
Übrigens: Es gibt auch sogenannte Hellbrisen. Hier gibt es besonders viel Sonne und Wind. 2024 traten Hellbrisen etwa fünfmal so häufig auf wie Dunkelflauten.

Eine Dunkelflaute betrifft also die beiden wichtigsten Quellen erneuerbarer Energie in Deutschland. Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts machte Windenergie 2024 ganze 31,5 Prozent der gesamten inländischen Stromerzeugung aus, Solarstrom immerhin 13,8 Prozent. Hinzu kamen andere Erneuerbare wie Biogas mit 6,5 Prozent und Wasserkraft mit 4,7 Prozent, die unabhängig von Wetterbedingungen Strom erzeugen.
Blackout-Risiko bei Dunkelflauten nur sehr gering
Deutschland verfügt über eines der stabilsten Stromnetze weltweit – auch mit dem wachsenden Anteil erneuerbarer Energien. Seit dem Jahr 2000 sind Stromausfälle hierzulande sogar seltener geworden. Ein wichtiger Beleg dafür ist der sogenannte SAIDI-Wert (System Average Interruption Duration Index), der die durchschnittliche Stromunterbrechung pro Verbraucher:in misst. Deutschland liegt dabei regelmäßig unter 15 Minuten pro Jahr – ein internationaler Spitzenwert.
Damit dies auch weiter so bleibt, wird das Stromnetz konstant ausgebaut und an die neuen Herausforderungen angepasst. So kann der Strom flexibel und zuverlässig dorthin transportiert werden, wo er gerade gebraucht wird. Gut zu wissen: Dunkelflauten können auch nur regional auftreten. Gerade dann sind moderne und leistungsfähige Stromleitungen sowohl über große Entfernungen – wie beispielsweise das Projekt SuedLink – als auch in lokalen Verteilnetzen besonders wichtig. Mehr über das Projekt und den geplanten Netzausbau erfahren Sie in unserem Artikel „Warum das Stromnetz ausgebaut werden muss“.
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Effiziente Lösungen für die Herausforderung Dunkelflauten
Nicht nur ein leistungsfähiges Stromnetz trägt zur Versorgungssicherheit bei. Auch ein guter Mix verschiedener Energiequellen, flexible Kraftwerke, Stromspeicher, Importe aus dem Ausland und ein intelligentes Netzmanagement sorgen dafür, dass die Energieversorgung selbst in längeren Zeiten mit wenig Wind und Sonne stabil bleibt. Wir schauen uns einige Lösungsansätze im Detail an:
- Stromspeicher: Speichertechnologien sind besonders wichtig, weil sie dabei helfen, Versorgungslücken zu überbrücken. Sie gleichen Schwankungen bei der Stromerzeugung aus, indem sie bei Bedarf gespeicherte Energiereserven ins Netz einspeisen, und sichern so eine zuverlässige Energieversorgung. Deutschland betreibt traditionell große Pumpspeicherwerke als Stromspeicher. Die derzeit installierte Speicherkapazität beträgt rund 40 Gigawattstunden (GWh). Dazu kommen Batteriespeicher mit einer Kapazität von rund 20 GWh. Zusammen können sie den Energiebedarf bei einer Dunkelflaute allerdings nur eine Stunde lang abdecken, denn der durchschnittliche Strombedarf liegt in Deutschland laut Bundesnetzagentur bei 53 GWh. Lesen Sie mehr zum Thema in unserem Artikel „Wie Batteriespeicher die Netzstabilität sichern“.
- Stromimporte: Stromimporte spielen bei Dunkelflauten eine wichtige ergänzende Rolle: Wenn in Deutschland durch wenig Wind und Sonne zu wenig Strom erzeugt wird, kann Energie aus Nachbarländern ins deutsche Netz eingespeist werden. Besonders enge Verbindungen bestehen zu Nachbarländern wie Frankreich, den Niederlanden, Österreich, Tschechien und der Schweiz. Auch Norwegen und Schweden sind wichtige Partner – sie verfügen über große Wasserkraftwerke, die flexibel auf Nachfrageschwankungen reagieren können. Dank leistungsfähiger Stromverbindungen wie der „NordLink“-Leitung zwischen Deutschland und Norwegen lässt sich grüne Energie aus Skandinavien nach Deutschland transportieren, wenn hierzulande gerade Flaute herrscht. 2024 wurden insgesamt 81,7 Milliarden Kilowattstunden (KWh) importiert, der Bruttostromverbrauch Deutschlands lag bei 512 Milliarden KWh.
Flexible Kraftwerke: Während Kohlekraftwerke bis spätestens 2038 aus dem Netz genommen werden sollen, ist geplant, Gaskraftwerke als Übergangslösung weiter auszubauen. Ab den 2030er-Jahren sollen diese Anlagen schrittweise auf klimafreundlichen Wasserstoff umgestellt werden, um auch langfristig eine CO₂-arme Versorgung sicherzustellen. Doch allein auf Reservekraftwerke zu setzen macht volkswirtschaftlich keinen Sinn. Deshalb gewinnen sogenannte Flexibilitätsoptionen an Bedeutung. Dabei handelt es sich um Technologien und Konzepte, die Angebot und Nachfrage im Stromnetz gezielt in Einklang bringen. Ein Beispiel ist das Lastmanagement: Große Stromverbraucher in Industrie und Haushalten können ihren Verbrauch zeitlich verschieben, wenn gerade wenig Strom erzeugt wird. Auch steuerbare Erzeugungsanlagen – also Kraftwerke, die ihre Leistung schnell und flexibel anpassen können – leisten hier einen wichtigen Beitrag.
Darüber hinaus wird Strom im Rahmen der Sektorenkopplung künftig auch für die Wärmeerzeugung über Wärmepumpen und Heizstäbe sowie für die Elektromobilität genutzt. Das schafft zusätzliche Flexibilität und eröffnet neue Speichermöglichkeiten. Wie genau E-Autos als Stromspeicher genutzt werden können, erklären wir in unserem Artikel zum bidirektionalen Laden.
Weitere Infos zum Thema Dunkelflauten gibt es in unseren FAQs:
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