Visualisierung einer futuristischen, grünen Stadt
Stadt der Zukunft

Blau-grüne Ideen zur Kühlung der Städte

Die zunehmenden Hitzeperioden aufgrund des Klimawandels werden künftig vor allem die Städte zu spüren bekommen. Um sich gegen die steigenden Temperaturen zu wappnen, müssen sie sich neu orientieren. Das heißt: mehr Grünflächen, mehr Wasserstellen – und neue, nachhaltige Kühlkonzepte für Gebäude.
4,4
Grad Celsius
wärmer können unsere Städte laut einer Studie der Fachzeitschrift „Nature Climate Change“ im Durchschnitt bis 2100 werden.

Ein entspannter Spaziergang zwischen Pfirsichbäumen und Weinreben – nicht etwa im mediterranen Süden, sondern im Alten Land an der Elbe. Was utopisch klingt, könnte schon bald Realität sein. Die ersten Pfirsichsorten haben bereits im Norden Fuß gefasst. Kein Wunder: In den vergangenen 30 Jahren ist die Durchschnittstemperatur in der Region um fast zwei Grad gestiegen. Für althergebrachte Apfelsorten wie den Holsteiner Cox viel zu warm. In den zunehmenden Hitzeperioden müssen die Baumkronen klimatisierend mit Wasser beregnet werden. Aber nicht nur die Bäume sehnen sich vermehrt nach Abkühlung, auch die Menschen in den Großstädten leiden immer mehr unter den steigenden Temperaturen. Denn Hitzesommer sind in Deutschland längst keine Seltenheit mehr.

Immer früher immer heißer

Der Deutsche Wetterdienst bezeichnet einen Tag mit Temperaturen ab 30 Grad Celsius (°C) als „heißen Tag“. Ein „Sommertag“ liegt schon dann vor, wenn das Tagesmaximum 25 °C oder mehr erreicht. In Städten wie Karlsruhe, Frankfurt am Main, München und Berlin ist die Zahl dieser heißen Tage in den letzten Jahren deutlich gestiegen, und sie kamen immer früher.

Im Jahr 2024 wurde der erste Sommertag bereits am 5. April verzeichnet. Nur einen Tag später, am 6. April, überschritt die Temperatur an der Messstation Ohlsbach in Baden-Württemberg erstmals im Jahr die Marke von 30 °C – so früh wie noch nie seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Zuvor lag der früheste heiße Tag am 15. April, und zwar im Jahr 2007. Auch das Saisonende verschob sich: Der letzte heiße Tag wurde schon im September, der letzte Sommertag am 17. Oktober gemessen.

Insgesamt lag der bundesweite Durchschnitt der Sommertage im Jahr 2024 bei 52 Tagen. An über 412 Stationstagen wurde die 30-Grad-Marke erreicht oder überschritten. Die meisten Sommer- und Hitzetage traten im August auf. Verglichen mit dem langjährigen Mittel wurden fast doppelt so viele Sommertage und fast dreimal so viele heiße Tage registriert. Während Juni und Juli nur kurzzeitig hohe Temperaturen zeigten, setzte ab Ende August bis in den September hinein die längste Hitzewelle des Jahres ein.

Hitzeinseln werden zum Gesundheitsproblem

Tatsächlich sind Hitzewellen und tropische Nächte vielerorts schon heute ein Problem für die Gesundheit. Denn Hitze ist eine Belastung für den Körper. Ein internationales Team von Forschenden vermeldete im Fachmagazin „Nature Climate Change“, dass weltweit ein deutlicher Anstieg bei der Zahl der Hitzetoten infolge des Klimawandels feststellbar sei. Manche Wissenschaftler:innen prophezeien gar, dass versiegelte, dicht bebaute Flächen und Emissionen aus dem Straßenverkehr und der Industrie Großstädte zu wahren Hitzeinseln – Regionen, die die Wärme speichern und auch nachts kaum abkühlen – machen werden. Diese könnten in den Sommermonaten perspektivisch unbewohnbar sein.

Damit dieses düstere Zukunftsszenario nicht Realität wird, tut sich bereits einiges. Für Forscher:innen und Klimaexpert:innen steht fest: Die grüne Stadt der Zukunft muss tatsächlich grün werden – und das nicht nur, wenn es um nachhaltige Mobilität oder Ökostrom geht. Zwischen 2017 und 2023 erforschte beispielsweise ein Team aus Wissenschaftler:innen im Projekt „HeatResilientCity“ (zu Deutsch: hitzerobuste Stadt) in den zwei Beispielquartieren Dresden-Gorbitz und Erfurt-Krämpfervorstadt, wie sich der Sommerhitze am besten begegnen lässt. Hier wurden Anpassungsmaßnahmen an Gebäuden und öffentlichen Plätzen entwickelt, umgesetzt und bewertet. Der Ingenieur Guido Spohr vom Umwelt- und Naturschutzamt Erfurt erarbeitete im Rahmen des „HeatResilientCity“-Projekts neue Stadtplanungskonzepte und erklärt: „Wenn wir weiter so kompakt bauen, wird sich die Frischluftzufuhr noch mehr verschlechtern. Frischluftschneisen in die Stadt müssen erhalten bleiben.“ Diese Freiflächen ermöglichen, dass kühlender Wind durch die Stadt strömen kann.

Mit welchen Maßnahmen kann man Hitzewellen in der Stadt entgegenwirken?

Unter blau-grüner Infrastruktur versteht man ein Netzwerk von naturnahen Grün- und Gewässerflächen. Naturbasierte Lösungen werden dabei von der Natur inspiriert und unterstützt.

 Um die Städte in Zukunft besser kühlen zu können, sind aber noch weitere, meist naturbasierte Lösungen und eine weiträumige blau-grüne Infrastruktur notwendig. Diese Maßnahmen sind kosteneffizient und bieten gleichzeitig ökologische, soziale und wirtschaftliche Vorteile. „Das Stadtgrün muss einen deutlichen Mehrwert bekommen“, so Spohr. „Es muss den Quartieren ausreichend Schatten spenden. Außerdem müssen Sprühregen- oder Vernebelungsanlagen künftig eine größere Rolle spielen, genauso wie Trinkbrunnen.“

Durch Grünflächen in der Stadt und das Kühlen der Luft mit Wasser sollen das Wohlbefinden und die Leistungsfähigkeit der Menschen gesichert und die Aufenthaltsqualität im Freien gesteigert werden. Der Projektverbund „HeatResilientCity“ lieferte nicht nur wichtige Erkenntnisse für die Optimierung bereits bestehender Stadtteile, sondern auch für die Planung neuer nachhaltiger Quartiere. Diese könnten beispielsweise den Entwürfen des belgischen Umweltarchitekten Vincent Callebaut ähneln, der den futuristischen Yeouido Han River Park und das angeschlossene Yeoui-Naru Floating Ferry Terminal im südkoreanischen Seoul anhand naturbasierter Lösungen und einer blau-grünen Infrastruktur neu konzipierte. Die organischen Strukturen geben den Besucher:innen das Gefühl, gleichzeitig drinnen und draußen zu sein, und machen die Plätze auch bei großer Hitze durch das Zusammenspiel von Schatten und Verdunstungskälte nutzbar.

In Zürich gibt es schon seit 2020 einen Hitzeminderungsplan, der neben Entsiegelungsmaßnahmen auch mehr kühlende Wasser- und Grünflächen in der Stadt vorsieht. Geplant sind neue großflächige Parkanlagen, Dächer- und Fassadenbegrünung, die Beschattung von Verkehrswegen und die Installation von Brunnen, Becken und Wasserspielen auf Freiflächen.

Im Juli 2023 legte der damalige Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbauch einen ersten Hitzeschutzplan für Deutschland vor, der im Juni 2025 um drei weitere Bereiche ergänzt wurde. Allerdings liegt der Schwerpunkt nicht auf konkreten Maßnahmen, sondern vor allem auf Kommunikation und Sensibilisierung für die gesundheitlichen Auswirkungen von Hitze auf gefährdete Gruppen wie ältere Menschen, chronisch Kranke, Schwangere, kleine Kinder oder Sportler:innen.

Architektonisches Rendering eines futuristischen Fährterminals, das vom belgischen Umweltarchitekten Vincent Callebaut entworfen wurde.
Die Entwürfe des belgischen Umweltarchitekten Vincent Callebaut geben den Besuchern das Gefühl, gleichzeitig drinnen und draußen zu sein. Sie machen die Plätze auch bei großer Hitze durch das Zusammenspiel von Schatten und Verdunstungskälte nutzbar.

Hannover setzt auf grüne City-Roofwalks

Hannover will der städtischen Hitze mit innovativen Projekten entgegenwirken. Dazu sollen Dachgärten in der Innenstadt angelegt und durch sogenannte Roofwalks miteinander verbunden werden. Entwürfe für das oberste Parkdeck des Parkhauses Schmiedestraße liegen bereits vor und zeigen begrünte Fassaden und Dächer mit Spiel- und Bewegungsmöglichkeiten sowie Ruhezonen. Diese erste Maßnahme soll 2026 fertiggestellt sein und eine Initialzündung für die weitere Begrünung und Vernetzung benachbarter Gebäude über Brücken und Stege darstellen. Hannover zeigt, dass moderne Konzepte und Ideen gleichzeitig neue Grünflächen in der Stadt ermöglichen und die schon vorhandene Bausubstanz erhalten können.

„Sollte dieses Projekt in den nächsten Jahren, insbesondere mit weiteren Dachgärten, erfolgreich umgesetzt werden, hätte Hannover bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal und eine Vorbildfunktion für andere Städte“, betont Ulrich Prote, Leiter des Fachbereichs Umwelt und Stadtgrün der Stadt Hannover. Die neu entstehenden Roofwalks ergänzen die umfangreichen Programme der 2012 ins Leben gerufenen Initiative „Begrüntes Hannover“. In Kooperation mit dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) startete die Stadt zunächst Förderprogramme zur Begrünung von Dächern und Fassaden, 2017 kam der Schwerpunkt Entsiegelung hinzu. Schon mehr als 18.000 Quadratmeter Dachflächen und diverse Fassaden konnten bisher neu begrünt und fast 1800 Quadratmeter unnötig versiegelte Flächen, zum Beispiel in Innenhöfen, wieder geöffnet werden. Sie liefern einen wichtigen Beitrag zu Hannovers Klimaanpassungsstrategie.

Innovative Gebäudeklima-Konzepte für die grüne Stadt der Zukunft

Aber nicht nur öffentliche Räume müssen durch Grünflächen und Wasser während extremer Hitzeperioden gekühlt werden. Zusätzlich braucht es nachhaltige und energiearme Alternativen zu Standardklimaanlagen in Innenräumen. Hier bringt der Energiedienstleister enercity seine Expertise ein: Das Know-how und die langjährige Erfahrung des enercity KälteServices kommen in öffentlichen Einrichtungen, Büro-, Gewerbe- oder Industriegebäuden zum Tragen und ermöglichen wirtschaftliche und gleichzeitig zukunftsorientierte individuelle Kältelösungen.

Ein gutes Beispiel hierfür ist das innovative Gebäudeklimakonzept für das gemeinsame Schulungs- und Präventionszentrum der Berufsgenossenschaft für Gesundheitsdienst und Wohlfahrtspflege (BGW) und der Verwaltungs-Berufsgenossenschaft (VBG), das in Hamburgs HafenCity entstand. Die Grundlage der klimafreundlichen Wärme- und Kälteversorgung bildet die nahezu CO2-freie industrielle Abwärme des in Hamburg ansässigen Multimetallproduzenten Aurubis. Durch den Einsatz einer Absorptionskälteanlage, welche die klimafreundliche Fernwärme in Kälte umwandelt, fällt der Strombedarf im Vergleich zu anderen Kälteerzeugungskonzepten um mindestens 50 Prozent geringer aus. „Industriewärme steht das ganze Jahr zur Verfügung. Sie wird aber meist nur als Wärme zum Heizen und für Warmwasser insbesondere in den kalten Jahreszeiten genutzt. Die hier geplante Absorptionskältemaschine kann Wärme in Kälte umwandeln, sodass wir die industrielle Abwärme nun auch im Sommer sinnvoll nutzen können“, sagt Sascha Brandt, Vertriebsleiter der in Hamburg ansässigen enercity contracting.

Dieses und andere klimafreundliche Kühlkonzepte für die Innenräume ergänzen die blau-grüne Infrastruktur der hitzeresilienten Städte von morgen optimal. Zusammen können sie nicht nur das Leben in den hitzegeplagten Großstädten erleichtern, sondern sich zudem abschwächend auf den Klimawandel und die Erwärmung der Ballungszentren auswirken.

Der enercity KälteService

Ob öffentliche Einrichtung, Büro-, Gewerbe- oder Industriegebäude: enercity bietet individuelle Kältelösungen und übernimmt die komplette Betreuung Ihrer Kälteanlage. Somit sparen Sie nicht nur Energie,  sondern auch Zeit und Nerven.

Jetzt informieren!
13. August 2025
Smart City
Klimaschutz
Hannover

Text: Annika Schmitz. Fotos: Vincent Callebaut. Zuletzt aktualisiert am 13.08.2025.

Verwandte Artikel

Diese Themen könnten Sie auch interessieren.

Damit Städte „schlau“ werden, müssen alle Bereiche des Lebens miteinander vernetzt werden. Hierbei ist das Wissen der Energieversorger gefragt.

Smart City
Klimaschutz
Glasfaser

Schon heute vereinfacht Künstliche Intelligenz vieles. Dank neuer Smart-Living-Konzepte werden wir in Zukunft aber noch mehr Geld, Zeit und Emissionen sparen.

Elektromobilität
Smart City
Klimaschutz

Lars Thomsen gehört zu den weltweit führenden Zukunftsforschern. Er gilt als einer der einflussreichsten Experten für die Zukunft der Energie, Mobilität und Smart Networks.

Erneuerbare Energien
Elektromobilität
Smart City
Newsletter abonnieren

Sie möchten regelmäßig über innovative Technologien und spannende Fakten rund um die Themen Energie und Klimaschutz informiert werden? Dann abonnieren Sie den Newsletter unseres Energiemagazins #positiveenergie!

Jetzt anmelden

Sie haben Fragen, Lob oder Kritik?

Schreiben Sie uns!
E-Mail an die Redaktion