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Virtuelles Wasser: Der versteckte Wasserverbrauch

Unser täglicher Wasserverbrauch besteht nicht nur aus dem Wasser, das zu Hause aus dem Wasserhahn kommt. Durch den Konsum von Gütern und Lebensmitteln verbrauchen wir auch jede Menge sogenanntes virtuelles Wasser. Was man darunter versteht, wie hoch der Verbrauch insgesamt ist, wo versteckte Wasserschlucker lauern und wie Sie Ihren Wasserfußabdruck klein halten können, erfahren Sie hier.

Was ist virtuelles Wasser?

Jeder Mensch in Deutschland verbraucht ungefähr 4000 Liter Wasser am Tag. Davon sind aber nur rund 130 Liter sichtbares Wasser, also Wasser, das direkt aus dem Hahn kommt und etwa fürs Trinken, Kochen, Wäschewaschen oder Duschen genutzt wird. Der versteckte Wasserverbrauch liegt demzufolge viel höher. Und genau hier kommt das virtuelle Wasser ins Spiel. Dabei handelt es sich um die gesamte Wassermenge, die für die Herstellung eines Produktes verbraucht wurde – egal, ob industriell oder landwirtschaftlich. Während in den Endprodukten wie Lebensmitteln, Kleidung oder elektrischen Geräten selbst meist kaum oder gar kein Wasser enthalten ist, kommen für die einzelnen Herstellungsschritte und den Transport erhebliche Mengen verstecktes Wasser zum Einsatz.

Was steckt hinter grünem, blauem und grauem Wasser?

Während der Produktion von Konsumgütern und Nahrungsmitteln verdunstet Wasser, wird aufgenommen oder verschmutzt und gilt damit als verbraucht. Unter dem Begriff „Wasserfußabdruck“ wird beides – unser Verbrauch des virtuellen und des reellen Wassers – zusammengefasst. Für die Bewertung des Wasserfußabdrucks eines Konsumgutes oder Lebensmittels existieren verschiedene Kategorien. Dafür wird virtuelles Wasser in drei Arten unterteilt:

 

  • Grünes Wasser: Die Menge an Wasser, die durch Regen anfällt und im Boden gespeichert wird. Es wird von Pflanzen aufgenommen oder verdunstet. Da die Niederschlagshöhe weltweit sehr unterschiedlich ausfällt, ist nicht überall ausreichend grünes Wasser vorhanden.

 

  • Blaues Wasser: Wird dem Grundwasser, Seen oder Flüssen entnommen und belastet damit das Ökosystem, da es nicht in die Gewässer zurückgeführt wird. Das Süßwasser wird zur künstlichen Bewässerung von Pflanzen oder zur Herstellung von industriellen Produkten verwendet.

 

  • Graues Wasser: Hierbei handelt es sich um die Wassermenge, die bei der Herstellung von landwirtschaftlichen und industriellen Produkten verunreinigt wurde, und die Menge an frischem Wasser, die nötig wäre, um dieses verschmutzte Wasser durch Verdünnung wieder an die Wasserqualitätsnorm unseres Trinkwassers anzupassen. Es entsteht beispielsweise durch den Einsatz von Dünge- oder Pflanzenschutzmitteln.

Beispiele für virtuellen Wasserverbrauch

Bereits beim Frühstück konsumieren wir mehr Wasser, als wir vielleicht denken: Eine Kuh beispielsweise muss grasen und trinken, bevor sie Milch geben kann. Für ein Glas Milch werden daher in der Herstellung circa 250 Liter Wasser benötigt. Bis die Milch auf unserem Tisch steht, kommt noch jede Menge Wasser im weiteren Verarbeitungsprozess der Milch sowie für den Transport hinzu.

Zwei mit gerösteten Kaffeebohnen gefüllte Männerhände.
Der Wasserverbrauch für eine Tasse Kaffee variiert je nach Herkunft und Sorte der Bohnen zwischen 130 und 140 Litern.

Ein weiteres Beispiel: Der Wasserverbrauch für eine Tasse Kaffee variiert je nach Herkunft und Sorte der Bohnen zwischen 130 und 140 Litern. Die verschiedenen Kaffeesorten haben nicht den gleichen Wasserverbrauch, und auch die Jahreszeit und die klimatischen Bedingungen in den Anbauregionen unterscheiden sich. Bei der Fleischproduktion werden ebenfalls große Wassermassen benötigt: Bei der Herstellung von einem Kilo Rindfleisch werden etwa 16.000 Liter Wasser verbraucht, wenn auch die Futtermittelproduktion eingerechnet wird. Die Fleischproduktion zählt daher zu den größten Wasserschluckern.

Es sind also vor allem tierische Produkte, Güter mit einem langen Transportweg und Waren aus außersaisonalem Anbau, die besonders viel Wasser verbrauchen. Neben der Herstellung von Nahrungsmitteln fällt jedoch auch bei der Produktion von anderen Konsumgütern eine große Menge virtuelles Wasser an. Bei Kleidung wird dies besonders deutlich: Bis zu einer fertigen Jeanshose liegt der Verbrauch meist bei 8000 Litern Wasser – für ein T-Shirt sogar bei circa 15.000 Litern. Allein für die Baumwolle, die für ein T-Shirt benötigt wird, fallen 2700 Liter Wasser an. Hinzu kommt der Verbrauch bei der Verarbeitung, beim Färben des Stoffes, beim Transport und bei vielen weiteren Faktoren.

Ein Stapel Jeans und T-Shirts, auf denen Baumwollpflanzen liegen.
Allein für die Verarbeitung der Baumwolle, die für ein T-Shirt benötigt wird, fallen 2700 Liter Wasser an.

Die Tabelle zeigt weitere überraschende Beispiele für den Verbrauch von virtuellem Wasser:

Produkt

Virtueller Wasserverbrauch

1 kg Brot

1300 l

0,25 l Bier

75 l

1 Tomate (ca. 70 g)

13 l

1 kg Kakao

10.000 l

1 kg Weizen

2000 l

1 kg Reis

3000 l

1 kg Hühnereier

4500 l

1 kg Orangen

500 l

1 kg Bananen

1000 l

1 Hamburger (150 g)

2400 l

1 Tüte Kartoffelchips (200 g)

185 l

1 Paar Schuhe (Rindsleder)

8000 l

1 Blatt Papier (80 g/m2)

10 l

Herstellung eines Mikrochips

32 l

Produktion eines Pkw

bis zu 400.000 l

(Quelle: wfd.)

Wie lässt sich der virtuelle Wasserverbrauch berechnen?

Natürlich macht sich niemand die Mühe, jeden Tag alle konsumierten Güter zu bewerten und den eigenen virtuellen Wasserverbrauch oder Wasserfußabdruck regelmäßig zu berechnen. Das wäre auch zu kompliziert. Aber es gibt verschiedene Rechner, mit denen jeder schnell und problemlos herausfinden kann, in welchen Bereichen der eigene Wasserfußabdruck verringert werden kann.

 

Gut zu wissen: Für eine Bewertung des direkten und indirekten Wasserverbrauchs ist die lokale Verfügbarkeit von Wasser entscheidend. Ein hoher Wasserfußabdruck in wasserreichen Regionen ist weniger problematisch als in wasserarmen Regionen oder Wüstengebieten, in denen man häufig „blaues“ Wasser verwenden muss.

 

Klar ist, dass wir auf vieles nicht einfach verzichten können. Wir brauchen beispielsweise Kleidung, Mikrochips für Elektrogeräte und Lebensmittel. Aber wir können bei vielen Dingen darauf achten, woher sie stammen und unter welchen Bedingungen sie produziert wurden, um unseren Wasserfußabdruck klein zu halten. Beim Kaffeekonsum kommt es zum Beispiel unter anderem darauf an, ob die Bohne aus den regenreichen Bergregionen Brasiliens oder aus dem regenarmen Tiefland stammt, das intensive Bewässerung benötigt. Bei anderen Lebensmitteln können wir regionale und saisonale Produkte kaufen, um etwa beim Transport virtuelles Wasser zu sparen. Das Fahrrad, Carsharing-Angebote oder öffentliche Verkehrsmittel sind zudem für viele Menschen eine gute Alternative zum eigenen Auto. Weitere Infos dazu finden Sie in unseren Artikeln „Nachhaltige Ernährung“, „Nachhaltig einkaufen“ und „Nachhaltige Mode“ aus unserer Serie „Klimaschutz im Alltag“.

1992
wurde der Weltwassertag von den Vereinten Nationen ins Leben gerufen. Seither wird dieser am 22. März gefeiert.

Der Tag des Wassers

Im Vergleich zu vorherigen Generationen verbrauchen wir mehr Wasser und nutzen die Speicher der Erde weiter aus. So beläuft sich die öffentliche Wasserversorgung in Deutschland auf rund fünf Milliarden Kubikmeter pro Jahr. Der Wasserfußabdruck liegt im Vergleich dazu bei 117 Milliarden Kubikmetern. Dieses Beispiel macht deutlich, wie weit unser reeller Wasserverbrauch und der virtuelle Wasserverbrauch auseinanderliegen, was vielen Menschen gar nicht bewusst ist. Der Tag des Wassers soll genau auf diesen Umstand aufmerksam machen.

 

An diesem Tag steht neben dem reellen Wasserverbrauch auch das virtuelle Wasser im Zeichen der Wertschätzung. Insbesondere grünes Wasser ist wichtig für den Schutz des Klimas und den Wasserkreislauf. Durch den deutlich höheren Wasserverbrauch an virtuellem Wasser als an reellem Wasser sollte jeder, der die Umwelt schützen will, vor allem über den eigenen Konsum nachdenken und auf saisonale und regionale Lebensmittel zurückgreifen sowie schnelle, unüberlegte Kleidungskäufe vermeiden.

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19. Juni 2023
Trinkwasser
Klimaschutz

Text: Elena-Maria Siegmund. Fotos: shutterstock.

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