
Wo die Energiewende arbeitet
Langsam rollt der große, gelbe Lkw rückwärts an die Brennstoffannahme des Biomasse-Heizkraftwerks. Im Inneren des Aufliegers türmen sich Tonnen von Altholz – brüchig, morsch und längst nicht mehr recyclebar. Das Material, das andernorts keine Verwendung mehr findet, erhält hier einen neuen Zweck: Es dient als Brennstoff für Wärme und Energie. Vier bis fünf solcher Fahrzeuge, beladen mit zerkleinertem Holz aus zerlegten Möbeln, gealtertem Bauholz oder ausgedienten Paletten rollen aus dem Umland von Hannover täglich an. Und das ist erst der Anfang: Bis zu 200.000 Tonnen Altholz pro Jahr sollen hier zukünftig verwertet werden.

Holger Wegener (51) und Jason Sierth (25) sind im Tagesdienst für die Instandhaltung des neuen Heizkraftwerks zuständig. Wegener hat zuvor fast 30 Jahre lang im Steinkohlekraftwerk direkt gegenüber gearbeitet. „Die Stelle im neuen Heizkraftwerk hat damals mein Interesse geweckt, weil ich neugierig war, wie die Technik funktioniert, und Lust auf Abwechslung hatte“, erzählt der 51-Jährige. Und auch Sierth ist nach seiner Ausbildung bei enercity zunächst im Steinkohlekraftwerk ins Berufsleben gestartet: „Als die Anfrage kam, ob ich in die neue Anlage wechseln möchte, habe ich direkt ja gesagt“, erzählt er, sichtlich zufrieden.
Frühzeitiger Kohleausstieg in Hannover
In Hannover-Stöcken beginnt ein neues Kapitel der Energiegeschichte. Bislang wird hier noch Steinkohle verbrannt, doch damit soll Ende 2027 endgültig Schluss sein. Hannover ist damit bundesweit einer der Vorreiter beim Kohleausstieg. Das neue Biomasse-Heizkraftwerk schafft die Voraussetzungen, um den ersten von zwei Blöcken des Kohlekraftwerks zum Jahresende in den Ruhestand zu schicken. Block II bleibt noch etwas länger am Netz – im Winter 2027 ist dann voraussichtlich auch für ihn Schluss.
Damit das Steinkohlekraftwerk endgültig ersetzt werden kann, baut enercity bis zu 14 neue Anlagen zur erneuerbaren Wärmeerzeugung, die künftig saubere Wärme und Strom liefern sollen. Über 1,5 Milliarden Euro fließen bis 2040 in den Umbau der Energieversorgung und den damit verbundenen Ausbau des Fernwärmenetzes in Hannover. Schon in drei Jahren soll der Anteil klimafreundlicher Fernwärme in Hannover bei 75 Prozent liegen – und ab 2036 soll sie möglichst vollständig grün sein.
Im Inneren des Heizkraftwerks herrscht derweil geschäftiges Treiben. Die Maschinen surren und zwischen blinkenden Steuerpulten arbeiten die Kollegen vor Ort routiniert und konzentriert. Ob Kontrollgang durch die Anlage, Pumpen überprüfen oder Armaturen warten – die beiden Instandhaltungsmonteure sind ständig in Bewegung und sorgen dafür, dass alles reibungslos läuft. Nebenbei meldet sich zudem immer wieder das Smartphone. „Kein Tag ist wie der andere“, erklärt Sierth. „Man kann sich schon was für die Woche vornehmen, aber wie es dann wirklich läuft, entscheidet sich meist erst im Laufe des Tages.“
Mit dem Fortschritt wachsen
Die moderne Kraftwerkstechnik bringt aber nicht nur Abwechslung in den Arbeitsalltag, sondern stellt die Instandhaltungsmonteure auch vor neue Herausforderungen – sie verlangt frisches Know-how und zusätzliche Fertigkeiten. Wegener und Sierth sind deshalb mit umfangreichen Schulungen auf die moderne Anlage und ihre neuen Aufgaben vorbereitet worden. „Der Brennstoff und die Fördertechnik sind schon etwas anderes“, erzählt Sierth, „damit hatte ich bisher so gut wie noch nichts zu tun.“ Spannend sei deshalb, das neu erworbene Wissen nun im Arbeitsalltag anzuwenden, findet der 25-jährige. Und Wegener ergänzt: „Vieles ist aber auch vertraut. Unser bestehendes Wissen können wir auch weiterhin einsetzen.“

Als die beiden Kollegen an diesem Tag das Gelände verlassen, ist vom gelben Lkw nichts mehr zu sehen. Seine Ladung aus zerkleinertem Holz ist längst unterwegs in die riesigen Silos des Heizkraftwerks. Wenn am nächsten Morgen die ersten Fahrzeuge wieder auf den Hof rollen und die Instandhaltungsmonteure ihre nächste Schicht beginnen, startet der Kreislauf von neuem.
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