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200 Jahre enercity

Die Steckdose war nicht immer da

Lange war Strom ein Privileg der Oberschicht. Heute ist er Grundlage für fast alles. Die Geschichte der Elektrifizierung zeigt: Technischer Fortschritt war nie bloß eine Frage der Technik – sondern auch von Stadtentwicklung, Zugang und Haltung. Hannover liefert dafür ein eindrucksvolles Beispiel.

Und plötzlich ist alles aus. Nichts geht mehr. Am 28. April 2025 erleben die Menschen in fast ganz Spanien und Teilen Portugals einen unkontrollierten und großflächigen Stromausfall. Er bringt das öffentliche Leben für mehrere Stunden zum Erliegen. Eine Selbstverständlichkeit wird uns Menschen häufig dann bewusst, wenn sie uns fehlt. Dabei funktionierte das Zusammenleben über Tausende von Jahren auch ohne Elektrizität. Aus heutiger Perspektive ist es unvorstellbar, dass die Steckdose nicht immer da war. Strom hat sich innerhalb kürzester Zeit zum mächtigen Lebenselixier unserer Gesellschaft entwickelt. Gut also, dass wir in Deutschland eines der sichersten Stromsysteme der Welt betreiben – und enercity die Daseinsvorsorge in Hannover seit 200 Jahren sichert.

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Das erste Erneuerbaren-Kraftwerk enercitys entsteht 1921: Das Wasserkraftwerk am Schnellen Graben liefert bis heute sauberen Strom.

Erste Elektrizität in Hannover

Der Siegeszug der Elektrizität beginnt auch in Hannover zu einer Zeit, in der sich das Leben mit dem rasanten Bevölkerungswachstum seit den 1870er-Jahren zunehmend in die Städte verlagert. Viele Menschen verlassen das ländliche Umfeld in der Hoffnung auf bessere Lebensbedingungen und Arbeitsplätze in der Industrie. Städte wie Hannover und Linden – bis 1920 eine eigenständige Gemeinde – erleben so bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs einen regelrechten Wachstumsschub. Diese prägende Urbanisierung und der gleichzeitige industrielle Aufschwung stellen die Stadtentwicklung vor große Herausforderungen.

Die Frühphase der Elektrifizierung Hannovers ist zunächst von privater Hand getrieben. Im Jahr 1883 rattert eine erste sogenannte Blockanlage (ein Gasmotor) in der Ständehausstraße, die auch die Grupen- und Karmarschstraße mit Strom für elektrische Beleuchtung versorgt. Schnell folgen weitere solcher kleinen Stromerzeuger. Acht Jahre später, am 1. April 1891, fl ackert es dann amtlich: Das erste städtische Elektrizitätswerk nimmt in der Osterstraße offiziell seinen Betrieb auf. Wenige Tage danach sind bereits 8000 Lampen angeschlossen. Zu Beginn zählt das Kraftwerk überschaubare 363 Abnehmer, darunter überwiegend Geschäftsleute und Ladenbesitzer.

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Der Anblick: Spektakulär. Die Folgen: weitreichend. Am 1. April 1891 geht das erste Elektrizitätswerk Hannovers in der Osterstraße offiziell in Betrieb und versorgt fortan Teile der Stadt mit Strom.

Elektrische Geräte gibt es in dieser Phase bereits zahlreich. In einer Preisliste von 1896 sind mehr als 80 „elektrische Heiz- und Kochapparate für Haushaltungszwecke“ gelistet. Nur: Weit verbreitet sind sie nicht – lediglich ausgewählte Familien der Oberschicht haben das nötige Kapital, um die stark beworbenen Haushaltsgeräte anzuschaffen. Wer zu jener Zeit das Privileg eines Stromanschlusses genießt, nutzt diesen für die elektrische Beeleuchtung. Die flächendeckende Verbreitung von elektrischen Bügeleisen, Brotröstern und Bartschneidern lässt zum Teil noch Jahrzehnte auf sich warten.

Die Stadt wächst, die Stromversorgung mit ihr

Parallel zur Ausweitung der Stadtgrenzen Hannovers durch Eingemeindungen wächst auch das Versorgungsgebiet des Städtischen Elektrizitätswerks. Weil die Möglichkeiten zur Erweiterung des E-Werks in der Osterstraße rasch erschöpft sind, entsteht in Herrenhausen ein für die damalige Zeit recht großes Drehstromwerk. Es nimmt 1902 seinen Betrieb auf. Schon im ersten Jahr erzeugt dieses das Fünffache der Strommenge des ersten E-Werks. Mit dem Beginn des 20. Jahrhunderts steigt auch der Stromverbrauch – zunächst langsam, ab 1930 dann rasant. Für die Ansiedlung und Entwicklung der Industrie in Hannover wird Elektrizität dabei zum Wettbewerbsfaktor – und erhöht die Anforderungen an eine sichere Versorgung enorm. Um Schritt zu halten, wird das Stromsystem konsequent ausgebaut: Neue Kraftwerke entstehen, leistungsfähigere Leitungen werden verlegt und wichtige Industriegebiete durch moderne Umspannwerke angeschlossen.

Strom ist leise, unsichtbar, geruchlos: Kinderbuch „Die Elektrischen“ von 1929

Der richtige Umgang mit Strom musste erst gelernt werden – denn die neue Energiequelle war zwar nützlich, aber auch gefährlich. In einem Kinderbuch aus den 1920er-Jahren wurde versucht, Kindern die Welt des Stroms auf einfache und bildhafte Weise am Beispiel der Anlagen in der Osterstraße sowie des Kraftwerks Herrenhausen näherzubringen: „Heda, kennst du sie wohl, die Elektrischen? […] So winzig klein sind sie, daß man sie gar nicht sehen kann. […] Und doch können diese Elektrischen uns wehtun und gar totschlagen. […] Wie die Menschen sie einfangen? – In der Osterstraße qualmt immer ein hoher Schornstein, oft ganz tüchtig. Unter ihm brennt unter einem großen Wasserkessel ein Feuer. Das macht das Wasser so heiß, das es Dampf wird. Der strömt durch Röhren heraus und dreht ein Eisenrad ganz, ganz flink rundum. Das steckt ganz voll Elektrischer.“

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Nach dem Zweiten Weltkrieg stehen Stadt und Versorger dann vor einer doppelten Herausforderung: Kriegsschäden müssen beseitigt werden, gleichzeitig legt der Stromverbrauch durch das Wirtschaftswunder kräftig zu. So entstehen weitere Umspannwerke und erste Hochspannungsleitungen (mit 110 Kilovolt), die eine wichtige Etappe auf dem Weg zur Großstadtversorgung markieren. Neuartige Schutzsysteme sorgen dafür, dass bei einer Störung nicht gleich ganze Stadtteile ohne Strom dastehen. Das Versorgungsnetz wird somit robuster, zuverlässiger und leistungsfähiger – und zur unsichtbaren Grundlage des modernen Lebens. Und so schreibt sich die Geschichte der Elektrifizierung Hannovers in den kommenden Jahrzehnten fort. Gleichzeitig steigt sukzessive die Abhängigkeit von Strom – sowohl in den Haushalten als auch bei Gewerbe und Industrie. Dank der gemeinsamen Anstrengungen von Kommune, Stadtgesellschaft und Stadtwerken wird der Siegeszug der Elektrizität am Ende ein großer Gewinn für Hannover sein.

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Schon damals wurde genau hingeschaut: Das Städtische Elektrizitätswerk setzte von Anfang an auf Stromzähler – und einen Prüfamtsleiter, der sicherstellte, dass keiner heimlich mehr Watt wegschnappte als erlaubt.

Der Strom wird sauber

Die Elektrifizierung Hannovers ist dabei zugleich eine Geschichte der Transformation. Eine, die bis heute auch Stadt und Region prägt – und die noch nicht zu Ende erzählt ist: Der nahende Kohleausstieg, die Fortsetzung eines konsequenten Ausbaus erneuerbarer Energien, die Erweiterung und Digitalisierung der Netze – all das treibt enercity gemeinsam mit den Menschen in und um Hannover weiter voran. Denn gerade eine Selbstverständlichkeit muss man pflegen: Das gilt für unsere Umwelt und die fortschreitende Elektrifizierung unserer Gesellschaft gleichermaßen.

enercity gestaltet die Energiewende

Heute ist enercity einer der größten kommunalen Energieversorger Deutschlands – und treibt die Energiewende aktiv voran. Ein zentrales Ziel: der Kohleausstieg. Bereits 2028 wird das Kraftwerk in Stöcken heruntergefahren – deutlich früher als gesetzlich vorgeschrieben. Damit leistet das Unternehmen einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz und zur CO2-Reduktion. Schon heute stammen mehr als 60 Prozent der Stromerzeugung bei enercity aus erneuerbaren Quellen – vor allem aus Wind, Sonne, Biomasse und Wasserkraft. Der weitergehende Umbau zu einer klimaneutralen Erzeugung geht Hand in Hand mit dem Ausbau moderner Stromnetze und digitaler Infrastruktur. Ob Windpark, Solardach oder Biomethan-Kraftwerk: enercity sorgt dafür, dass die Energie zuverlässig dorthin kommt, wo sie gebraucht wird, macht Stadt und Region Hannover Schritt für Schritt unabhängiger von fossilen Energieträgern – und fit für eine klimafreundliche Zukunft.

27. August 2025
Hannover
Ökostrom

Text: Roman Kirschbauer. Fotos: enercity-Archiv.

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