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Es werde Licht!
Als am 12. August 1826 über Hannover die Dämmerung hereinbrach, wurde die heutige Altstadt in ein warmes, honiggelbes Licht gehüllt: In noch nicht dagewesener Form erhellten mit Gas betriebene Straßenlaternen die Gassen der Stadt an der Leine – die ersten ihrer Art auf dem europäischen Festland. Nur in London war man zu dieser Zeit noch fortschrittlicher und früher dran als im Königreich Hannover. Für die Menschen bedeutete die wundersame Straßenbeleuchtung, die sich durch ihre charakteristischen dreizackigen Flämmchen auszeichnete, ein neues Lebensgefühl im öffentlichen Raum: Die innovative Technik verschönerte die Straßen und Plätze und sorgte bei der Bevölkerung für ein erhöhtes Sicherheitsgefühl. Galt doch Hannover in den späten Abendstunden, mit seinen düsteren Winkeln und kriminellen Nachtwandlern, nicht unbedingt als Wohlfühloase. Gaslaternen versprühten nun romantisches Flair über Hannover – und steigerten zudem das positive Image der königlichen Residenzstadt.
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ln der hannoverschen Altstadt existierte bereits um 1690 eine Form von Straßenbeleuchtung – als eine der ersten deutschen Städte war Hannover auch hier bereits weit vorne. Die zunächst mit Rüböl – aus Rüben gewonnenes Öl – betriebenen Dochtstraßenlaternen besaßen allerdings nur ein sehr schwaches Licht und waren insgesamt im Unterhalt teuer. Auch die in der Alt- und Neustadt Hannovers um 1800 eingeführten 400 bis 600 Talg- und Öllaternen in Kugelleuchten waren ähnlich ineffizient in ihrer Lichtausbeute und Brenndauer. Beide Methoden machten für die neue Technik der Gasbeleuchtung Platz.
Happy Birthday Georg: Zum Geburtstag flackern Gaslaternen
Dass Vitamin B auch früher ein entscheidender Erfolgsfaktor sein konnte, bewiesen die engen Beziehungen Hannovers zum Britischen Königshaus: Das Königreich Hannover und das Vereinigte Königreich Großbritannien und Irland bildeten zwischen 1714 und 1837 eine Personalunion. Während dieser Zeitspanne wurden die beiden unabhängigen Staaten von einem und demselben König regiert. Dass in Hannover an jenem Augustabend 1826 Lichter aus Leuchtgas aufgingen, kam nicht von ungefähr: Es war der Geburtstag des damaligen Königs Georg IV. Ohne sein majestätisches Wohlwollen wären auch nicht die Voraussetzungen für die gasbetriebene Straßenbeleuchtung geschaffen – die nötige Infrastruktur und der Bau einer innovativen Gasanstalt.
Europas erste Gasanstalt und der Duft von faulen Eiern
Das in London ansässige Unternehmen „Imperial Continental Gas Association“ (ICGA) errichtete in Hannover ab 1825 die erste Gasanstalt Europas. Und wie bei vielen anderen technologischen Errungenschaften, die das industrielle Zeitalter hervorbrachte, rief auch der Einsatz des Energieträgers Gas seine Kritiker:innen auf den Plan. Allerdings waren die Bedenken über mögliche explosive Gefahren, eine starke Rauchentwicklung und eine Verseuchung durch Gifte nicht aus der Luft gegriffen: Sie lagen sprichwörtlich in der Luft. Dass für die Straßenlaternen benötigte Leuchtgas wurde durch das Entgasen von Steinkohle in feuerfesten Kesseln oder Kammeröfen hergestellt und über ein unterirdisches Rohrnetz verteilt – der typische Geruch nach faulen Eiern, der durch Schwefelwasserstoff entstand, drang den Menschen in die Nase. Zudem ließ das produzierte Gas Metalle anlaufen, Gemälde und die mit Metallfarben gemalten Gegenstände entfärben. Als Konsequenz und aus Sicherheitsgründen musste das Gelände für die von der ICGA betriebene Gasanstalt daher außerhalb der Stadt Hannover und an einem Fluss liegen – die Gasbehälter selbst waren auf Rollen gelagert und wurden durch Wasser abgedichtet. Die Standortwahl fiel auf das Ufer der Ihme an der Glocksee. Es ist noch heute der Stammsitz von enercity. Ein bestehendes Relikt ist der 1845 errichtete, denkmalgeschützte Gasometer auf dem Gelände der Konzernzentrale. Er ist ein stiller Zeitzeuge einer Epoche der Energiegeschichte, die im ersten Schritt Hannovers Straßen hell erleuchtete und später durch den Betrieb von Gasöfen und Gasherden die Lebensqualität der Privathaushalte erhöhte.
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Industrielles Idyll mit Nebeneffekten: Dass in London ansässige Unternehmen „Imperial Continental Gas Association“ baute am Ihmeufer an der Glocksee die erste Gasanstalt Kontinentaleuropas. Das Aquarell vom ehemaligen Gaswerkdirektor Leonhard Körting kommt idyllisch daher – die durch die Leuchtgas-Produktion entstandene Rauchentwicklung und der Gestank nach faulen Eiern sind auf dem Bild dagegen nicht zu sehen oder zu riechen.

Mit einem offenen Feuer nach ausströmenden Gaslecks fahnden? War zu keiner Zeit eine helle Idee. Insbesondere in den Anfängen der Gasnutzung im öffentlichen und privaten Raum nahm man es aber offensichtlich nicht ganz so ernst mit der Sicherheit. Zu explosiven Vorfällen kam es unter anderem, wenn bei ausströmendem Gas der „Streichholzprüftest“ zur Ursachenermittlung angewandt wurde. Nach den Unfallverhütungsvorschriften sollte die Dichtigkeitsprüfungen von Gasleitungen nur durch Seifenwasser auf den Rohren an den entsprechenden Stellen erfolgen, in der Praxis wurden die Rohre aber mit einem Streichholz „abgeleuchtet“. Ein strafbarer Vorgang, der nicht selten mit einer Explosion und erheblichem Sachschaden endete. Und manchmal auch Menschenleben kostete.
Hannovers Laternen leuchten mittlerweile smarter
So fortschrittlich Gaslaternen in ihren Anfängen auch galten – mit der wesentlich helleren und effizienteren Strombeleuchtung konnten auch sie nicht mithalten. Die Umstellung auf elektrische Straßenlaternen in Hannover begann im Jahr 1883. Aber erst 100 Jahre später ging dem Gas dann vollends die Puste aus: In der Nedderfeldstraße im Stadtteil Linden-Nord wurde die letzte Gaslaterne ihrer Art abgeschaltet.
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enercity investiert bis heute in den Fortschritt: Die Umstellung der kompletten Straßenbeleuchtung auf die energieeffiziente LED-Technik, die 2013 begann, ist in wenigen Jahren abgeschlossen. Von den insgesamt rund 53.500 Laternen, die enercity in der niedersächsischen Landeshauptstadt im Einsatz hat, werden bereits knapp 70 Prozent mit LEDs betrieben. Die Entwicklung einer intelligenten Straßenbeleuchtung ist aber noch längst nicht am Ende: „Mitlaufendes Licht“ – smarte Laternen mit datengestützter Technologie, die nur dann angehen, wenn jemand an ihnen vorbeigeht und den Bewegungsmelder auslöst – wird in Zukunft noch zielgerichteter und ressourcenschonender die Attraktivität und Sicherheit des Stadtlebens steigern. Oder wie es in einem Bericht lautete, als am 12. August 1826 die ersten Gaslaternen in Hannover entflammten: „Die düsteren Winkel und Schattenstellen sind nun wie durch Feerei verschwunden, vielleicht gegen den Wunsch mancher Nachtwandler, Schatzgräber und abendlichen Jäger und Botaniker, doch sicher zum Ruhme der Stadt und zum allgemeinen Besten.“
Die anfängliche Euphorie über die Gasbeleuchtung in Hannover kühlte im Winter 1826/27 sprichwörtlich ab. Das Gaswerk stand vor erheblichen technischen Problemen: Das verwendete Stadtgas oder Leuchtgas, das vor Ort produziert wurde, war feucht, in den Steigleitungen kam es im Winter zu Frost und zu zugefrorenen Rohren. Die Straßenlaternen gingen aus, wenn das Gas nicht mehr durchkam. Lampenanzünder hatten die Aufgabe, die Straßenlaternen bei Einbruch der Dunkelheit anzuzünden. Im Winter gossen sie dafür Spiritus in eine eigens dafür vorgesehene Öffnung, um das Eis aufzutauen. Und da Spiritus damals noch nicht wie heute in „Brennspiritus“ und „Trinkspiritus“ unterschieden wurde, lag es für den Lampenanzünder nahe, sich die vorhandene Spirituose gegen die Kälte selbst einzugießen.
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