
Mini-Solaranlagen liefern Strom vom Balkon
Großflächige Photovoltaikanlagen (PV-Anlagen) auf Hausdächern oder Freiflächen sind schon lange keine Seltenheit mehr. Allein im Jahr 2021 wurden in Deutschland 240.000 neue Anlagen installiert. Doch nicht nur Eigenheimbesitzer gelangen mit wenigen Schritten zur eigenen Solaranlage. Auch Mieter können Sonnenenergie nutzen und ihre Stromzähler ein wenig verlangsamen. Sogenannte Mikro-PV-Anlagen oder Balkonkraftwerke lassen sich ohne großen Aufwand an Balkonbrüstungen, Terrassen oder auf Dachflächen über der Wohnung montieren und bieten jedem die Möglichkeit, einen eigenen kleinen Beitrag zur Energiewende zu leisten.
Wie funktioniert ein Balkonkraftwerk?
Ein Balkonkraftwerk besteht in der Regel aus bis zu vier Solarmodulen. Diese sind direkt mit einem Wechselrichter verbunden, der den Gleichstrom in Wechselstrom umwandelt. Somit kann das Gerät einfach an das 230-Volt-Hausstromnetz angeschlossen werden. Der erzeugte Strom steht allen Haushaltsgeräten zur Verfügung, wodurch sie weniger Strom aus dem öffentlichen Netz beziehen. Das spart Geld. Die kleinen Anlagen sind in der Anschaffung wesentlich günstiger, allerdings auch leistungsschwächer als ihre großen Pendants. Während gewöhnliche PV-Anlagen für Hausdächer eine Leistung zwischen drei und 20 Kilowatt haben, ist für Balkonkraftwerke bei rund 600 Watt Schluss.
Dementsprechend dauert es – ähnlich wie bei ihren großen Brüdern – ein paar Jahre, bis sich die Anschaffung einer Photovoltaikanlage rentiert.
Lohnt es sich, eine Mini-Solaranlage zu installieren?
Laut Verbraucherzentrale produziert eine Standardanlage mit 300 Watt Leistung bei optimalen Bedingungen etwa 200 Kilowattstunden Strom im Jahr. Diese Strommenge reicht, um in einem Zweipersonenhaushalt die Waschmaschine und den Kühlschrank zu betreiben – oder für die Zubereitung von etwa 14.000 Tassen Kaffee. Bei einem durchschnittlichen Strompreis von 28 Cent pro Kilowattstunde spart man so jährlich rund 56 Euro. Geht man von Anschaffungskosten zwischen 350 und 500 Euro aus, rechnen sich Balkonsolaranlagen nach sechs bis neun Jahren. Dabei beträgt ihre Lebensdauer mehr als 20 Jahre.
Was muss vor der Installation von Mini-PV-Anlagen beachtet werden?
Vor dem Erwerb einer Mikro-PV-Anlage muss überprüft werden, ob sich der gewünschte Standort für die Installation eignet. Eine Ausrichtung nach Südwest bis Südost gilt als optimal, ferner sollten keine Bäume, Balkone oder Gebäude das Sonnenlicht verdecken. Damit die Anlage die höchstmögliche Leistung erbringen kann, sollten die Solarmodule außerdem regelmäßig gesäubert werden. Daher empfiehlt sich die Aufstellung der Module an einem leicht zugänglichen Ort.

Die kleinen PV-Anlagen sind sowohl bei der Bundesnetzagentur als auch beim Netzbetreiber meldepflichtig. Zudem bedarf die Anschaffung eines solchen Gerätes im Vorfeld der Erlaubnis des Vermieters oder der Eigentumsgemeinschaft. Um allen rechtlichen Anforderungen und Sicherheitsstandards gerecht zu werden, muss die Installation einer speziellen Energiesteckdose durch einen Elektriker erfolgen. Der letzte Schritt zum eigenen Balkonkraftwerk ist der Austausch des aktuellen Stromzählers. Der zuständige Netzbetreiber tauscht den alten Zähler kostenlos durch einen Zweirichtungszähler aus, der den Strombezug sowie die Rückspeisung ins Netz erfasst. Der wird entweder automatisch oder vom Nutzer selbst regelmäßig abgelesen. Mehr dazu in unseren Tipps zum Ablesen des Stromzählers. Grundsätzlich sind die Balkonkraftwerke zwar für den Eigenbedarf gedacht, eine Einspeisung ins öffentliche Netz ist dennoch möglich – etwa dann, wenn der produzierte Strom nicht selbst verbraucht wird.
Welche Fördermöglichkeiten gibt es für Balkonkraftwerke?
Derzeit gibt es keine bundesweite Förderung für Mini-Solaranlagen, da die Anschaffungskosten im Vergleich zu einer größeren PV-Anlage gering ausfallen. Zudem wird der erzeugte Strom meist nicht eingespeist, sondern selbst genutzt. Allerdings sehen einige Städte und Kommunen durchaus großes Potenzial in den Balkonkraftwerken und rufen eigene Förderprogramme ins Leben. Seit 2019 gibt es in Freiburg beispielsweise einen Zuschuss in Höhe von 200 Euro für die Investition in eine Mini-PV-Anlage. Stuttgart fördert zwar nicht die Geräte, aber die Installation mit 100 Euro. Für Anlagen mit einer maximalen Einspeiseleistung von 600 Watt erhalten Bürger in Erlangen 50 Euro je 100 Wattpeak (Wp) installierter Leistung. Der Höchstbetrag liegt hier also bei 300 Euro. Bei der Investition in ein Solarmodul mit Stecker fördert die Stadt Braunschweig den Kauf mit bis zu 400 Euro. Je nach Modell und Leistung entspricht das etwa der Hälfte der aktuellen Anschaffungskosten einer solchen Anlage. In Nordrhein-Westfalen stellt die Stadt Hamm seit April 2022 einen Fördertopf mit insgesamt 50.000 Euro zur Verfügung. Bremen und Bremerhaven diskutieren eine Beschlussvorlage zur Förderung von Balkonkraftwerken.
Bereit für Ihr eigenes Balkonkraftwerk?
Dabei gibt es ein paar Dinge zu beachten: Damit bei der Installation, der Anmeldung der PV-Anlage und der Einspeisevergütung alles optimal abläuft, hat enercity für Sie wichtigen Punkte in einer Checkliste mit vielen praktischen Tipps zusammengefasst.
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