Vater mit Sohn am Insektenhotel
Schutz der Artenvielfalt

Neue Lebensräume für Bienen, Käfer & Co.

Im Kreislauf der Natur sind Insekten unersetzlich. Daher müssen Maßnahmen zum Schutz der Nützlinge und zum Erhalt der Artenvielfalt ergriffen werden.

Insekten sind ein unverzichtbarer Teil des Ökosystems unseres Planeten. Allein die Bestäubung zahlreicher Nutzpflanzen wäre ohne die kleinen Helfer unmöglich. Seit vielen Jahren sinken die Zahlen jedoch dramatisch. Laut dem Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) verzeichnete allein Deutschland in den letzten 30 Jahren einen Rückgang der Insektenpopulation von beinahe 80 Prozent. Dieses Phänomen wird auch als Artensterben bezeichnet. Neben dem übermäßigen Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Pestiziden sowie Monokulturen in der industriellen Landwirtschaft machen besonders schwindender Lebensraum und Nahrungsmangel den kleinen Lebewesen das Überleben schwer. Zum Schutz und Erhalt der Artenvielfalt wird es immer wichtiger, neue Lebensräume zu schaffen. Hierzu haben sich einige Ideen bewährt.

Solarparks bieten optimale Lebensbedingungen

Solarparks eignen sich hervorragend als Lebensraum für zahlreiche Insekten, denn sie erzeugen nicht nur umweltfreundlichen Strom, sondern erhalten auch Grünflächen. Auf diesen fühlen sich die kleinen Tiere besonders wohl. Ehemalige Landwirtschaftsflächen, die heute Platz für Freiflächen-Solaranlagen bieten, können sich schnell von ihrer Vornutzung erholen, denn schon nach wenigen Jahren kehrt die natürliche Artenvielfalt zurück. Unterhalb der Solarmodule, die durch ein Gerüst am Boden verankert werden, entstehen Blumenwiesen, die als Schutz und Nahrungsquelle für zahlreiche Insektenarten dienen.

Nahaufnahme einer unterhalb der Solarmodule eines Solarparks gewachsenen Blumenwiese
Blühende Landschaften: Da Solarmodule nicht in den Boden betoniert werden, sondern nur durch ein Gerüst am Boden verankert werden, entstehen unter ihnen Blumenwiesen, die als Schutz und Nahrungsquelle für zahlreiche Insektenarten dienen.

Landwirte schaffen neue Lebensräume

Auch die Landwirtschaft bietet vielfältige Möglichkeiten – und damit einen wichtigen Hebel – um Lebensräume für Wild- und Honigbienen sowie für viele andere Insekten zu schaffen und zu erhalten. Das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft unterstützt zahlreiche Maßnahmen zum Bienen- und Insektenschutz mit Fördermitteln, um die Lebensbedingungen der fleißigen Helfer zu verbessern. So können Landwirte gezielt nektar- und pollenspendende Trachtpflanzen wie Raps und Buchweizen aussäen, um das Nahrungsangebot für die Insekten zu verbessern. Der Erhalt von Hecken, ungenutzten Böschungen und Gehölzen schafft wertvollen Lebensraum. Im Ackerbau können zudem brach liegende Felder vorübergehend als Blühflächen genutzt werden.

Brunnenanlagen als Heimat für Hunderte Bienenvölker

Weil sie mit einer intakten und naturbelassenen Tier- und Pflanzenwelt punkten können und in ihnen keine Pestizide ausgebracht werden, stellen Wassergewinnungsgebiete perfekte Lebensräume für Honigbienen dar. Um dem globalen Bienensterben entgegenzuwirken und die Biodiversität in der heimischen Region zu fördern, gibt es inzwischen zahlreiche Initiativen von Trinkwassererzeugern, bei denen Brunnenanlagen als Standorte für Bienenstöcke dienen. Auch enercity engagiert sich und bietet über 300 Bienenvölkern an rund 100 Brunnenanlagen im enercity-Wassergewinnungsgebiet im Fuhrberger Feld und vielen weiteren Netztechnikstandorten Raum zum Leben. Bereits seit vielen Jahren stellt der Energiedienstleister Imkern an geeigneten Standorten Flächen zur Verfügung, um Bienenvölker zu pflegen. Die eingezäunten Standorte in idealer Umgebung bieten den Insekten ein sicheres Zuhause. Mehr dazu erfahren Sie im Artikel: „Warum wir Bienen schützen müssen“.

Die Artenvielfalt im eigenen Garten schützen

Was im Großen funktioniert, lässt sich auch im Kleinen umsetzen. Mit wenig Aufwand wird auch der heimische Garten ein Paradies für Bienen, Käfer, Schmetterlinge & Co. Dabei gibt es jedoch einiges zu beachten, denn viele Gärten sind zwar hübsch anzusehen, bieten den Tieren jedoch wenig lebendige Grünflächen. Die folgenden Tipps helfen dabei, Garten und Balkon ganz einfach insektenfreundlich zu gestalten.

Unterschlupf- und Brutmöglichkeiten errichten

Nicht wenige Insektenarten sind heute bereits vom Aussterben bedroht. Dazu zählt vor allem die Wildbiene. Um die kleinen Helfer zu unterstützen und ihnen ein Zuhause zu schaffen, lohnt es, Nisthilfen an einem sonnigen und trockenen Ort aufzustellen. Um die kleinen Tiere vor hungrigen Vögeln zu schützen, sollte unbedingt ein Gitternetz vor den Eingängen angebracht werden. Die Anleitung für ein Insektenhotel zum Selberbasteln finden Sie in unserem Artikel: „DIY Insektenhotel im Krabbeltier-Look“. Auch Totholzstapel, Trockenmauern sowie Stein- oder Laubhaufen eignen sich als Unterschlupfmöglichkeit.

Mit Pflanzenvielfalt das optimale Nahrungsangebot schaffen

Reine Rasenflächen, wie sie in vielen Gärten üblich sind, bieten Insekten keine optimale Umgebung. Vor allem Bienen benötigen den Nektar und die Pollen zahlreicher Blühpflanzen, um sich zu ernähren. Von Frühjahr bis Spätherbst sollte deshalb eine vielfältige Auswahl an Pflanzen zur Verfügung stehen. Im Fachhandel sind spezielle Wildblumenmischungen zum Ansäen erhältlich. Auch Hecken und Gemüsebeete tragen zur Vielfalt bei. Besonders wertvoll aber sind Wildwiesen. Dafür ist es auch nicht nötig, den gesamten Garten verwildern zu lassen. Kleine Wildblumenecken und Raseninseln reichen aus, um die Umgebung zu beleben. Für den Balkon eignen sich Küchenkräuter wie Salbei, Thymian, Lavendel und viele mehr. Im Blumenkasten locken diese nicht nur Bienen, sondern auch Hummeln und Schmetterlinge an. Eine Liste von Pflanzen, die sich für einen insektenfreundlichen Garten eignen, hat der NABU erstellt.

Im heißen Sommer Trinkgelegenheiten schaffen

Hohe Temperaturen und langanhaltende Trockenheit machen auch Insekten zu schaffen. Der NABU empfiehlt deshalb, Trinkgelegenheiten für die kleinen Tiere zu schaffen. Stehen keine natürlichen Wasserquellen wie Teiche zur Verfügung, können selbstgebaute Insektentränken Abhilfe schaffen. Eine Bauanleitung gibt es beim NABU Niedersachsen.

Auf Giftstoffe verzichten

Besonders wichtig ist es, im Garten weder Pflanzenschutzmittel noch andere Giftstoffe zu verwenden. Diese schädigen das Immunsystem vieler Wildbienen und anderer Insekten und tragen damit erheblich zum Artensterben bei. Auch auf torfhaltige Blumenerde sollte verzichtet werden, denn beim Abbau von Torf werden ökologisch wichtige Lebensräume zerstört. Zum Düngen eignen sich stattdessen organische Düngemittel wie Stallmist, Kompost oder Hornspäne.

Bienenstock

Sie möchten mithelfen, neue Lebensräume für Bienen, Käfer & Co. zu gestalten?

Das Netzwerk Blühende Landschaft zeigt zahlreiche Wege auf, wie Sie aktiv gegen das Artensterben tätig werden können. Auch der Naturschutzbund Deutschland e.V. (NABU) bietet Interessierten die Möglichkeit, sich zu engagieren – etwa als Insektenzähler der Aktion „Insektensommer 2022“. Wie sich Insektenschutz in der Kommune umsetzen lässt, zeigt der BUND e.V. auf.

28. Juli 2022
Solar
Klimaschutz
Trinkwasser

Text: Marcella Klaas. Fotos: Getty Images.

Verwandte Artikel

Diese Themen könnten Sie auch interessieren.

Ein ökologischer Garten trägt nicht nur zum Klimaschutz bei, sondern bringt auch Abkühlung an heißen Tagen. Wir erklären, wie genau die nachhaltige Gartengestaltung funktioniert.

Energiespartipps
Klimaschutz

Die Rotbuche, der Baum des Jahres 2022, ist nicht nur im enercity-Wald für die Trinkwassergewinnung besonders wichtig. Förster Olaf Zander erklärt, warum das der Fall ist.

Klimaschutz
Trinkwasser
Hannover

Das ifeu-Institut hat den CO₂-Fußabdruck von 200 Lebensmitteln ermittelt. Erfahren Sie, welche Nahrungsmittel es unter die Top 5 mit der besten Klimabilanz geschafft haben.

Klimaschutz

Newsletter abonnieren

Sie möchten regelmäßig über innovative Technologien und spannende Fakten rund um die Themen Energie und Klimaschutz informiert werden? Dann abonnieren Sie den Newsletter unseres Energiemagazins #positiveenergie!

Jetzt anmelden

Sie haben Fragen, Lob oder Kritik?

Schreiben Sie uns!
E-Mail an die Redaktion