
Stromkennzeichnung einfach erklärt
Was ist die Stromkennzeichnungspflicht?
Die Stromkennzeichnung ist eine gesetzlich vorgeschriebene Information, die Verbraucher:innen darüber aufklärt, aus welchen Energiequellen ihr Strom stammt und welche Umweltauswirkungen damit verbunden sind. In Deutschland ist diese Verpflichtung im Energiewirtschaftsgesetz (§ 42 EnWG) verankert.
Das beinhaltet die Stromkennzeichnung
Stromanbieter müssen jährlich folgende Informationen über ihren Strom offenlegen:
- Energieträgermix des angebotenen Stroms: prozentuale Anteile von verwendeten Energieträgern wie erneuerbare Energien, Kohle, Erdgas und Kernenergie am Strommix.
- Umweltauswirkungen: Angaben zu anfallenden CO₂-Emissionen (in g/kWh) und radioaktivem Abfall (in g/kWh) bei der Stromproduktion.
- Vergleichswerte: Gegenüberstellung mit dem bundesweiten Strommix, um Verbraucher:innen eine Einordnung der verschiedenen Werte zu ermöglichen.
Diese Angaben finden sich auf der Stromrechnung und den Webseiten der Anbieter und müssen jeweils zum 1. Juli eines Jahres aktualisiert werden. Auf diese Weise können Verbraucher:innen gut nachvollziehen, wie sich der Strom ihres jeweiligen Stromtarifs zusammensetzt.
Und wie sieht das Ganze aus? Häufig werden die Informationen in Form von Diagrammen dargestellt. So wie in diesem Beispiel von enercity:

Zusätzlich werden – meist in einer Tabelle wie beispielsweise bei enercity – die Herkunftsländer des gelieferten Stroms ausgewiesen:

Warum kommt Ökostrom aus unterschiedlichen Ländern?
Ökostrom stammt aus verschiedenen Ländern, weil der europäische Strommarkt stark vernetzt ist und der Handel mit Herkunftsnachweisen eine zentrale Rolle spielt. In der Europäischen Union fließt Strom grenzüberschreitend dorthin, wo er benötigt wird – unabhängig davon, in welchem Land er produziert wurde. Dabei kommt es weniger auf den physischen Stromfluss als auf den Handel und die Netzverfügbarkeit an.
Ein weiterer wichtiger Grund ist das System der Herkunftsnachweise: Stromanbieter in Deutschland können sogenannte Ökostrom-Zertifikate aus dem Ausland erwerben, etwa für Strom aus norwegischer Wasserkraft oder österreichischer Windenergie. Diese Nachweise garantieren, dass die entsprechende Menge Strom tatsächlich aus erneuerbaren Quellen stammt.
Darüber hinaus ergänzt importierter Ökostrom das heimische Angebot, vor allem in Zeiten mit wenig Wind oder Sonne. Deutschland produziert zwar viel grünen Strom, kann aber nicht jederzeit den gesamten Bedarf decken. Importierter Ökostrom hilft, diese Lücken zu schließen und gleichzeitig die Klimaziele einzuhalten. Ein gutes Beispiel dafür ist das Projekt NordLink: Dabei verbindet ein 623 Kilometer langes See- und Landkabel das deutsche mit dem norwegischen Stromnetz und transportiert überschüssigen grünen Strom aus Windenergie nach Norwegen. Bei Flaute leitet es Strom aus Wasserkraft aus dem skandinavischen Land ins deutsche Netz.
Nicht zuletzt spielen wirtschaftliche Aspekte eine Rolle: In manchen Ländern ist die Erzeugung von grünem Strom günstiger, etwa durch große Wasserkraftwerke in Skandinavien. Für deutsche Anbieter ist es oft wirtschaftlicher, solche Zertifikate zu kaufen, als selbst teure neue Anlagen zu bauen. Der Bezug von Ökostrom aus dem Ausland trägt somit zur Versorgungssicherheit bei, unterstützt die Energiewende und stärkt die europäische Zusammenarbeit im Energiemarkt.
Sie möchten mehr über den Strommarkt erfahren? In unserem Artikel „Wie funktioniert der Strommarkt?“ finden Sie viele spannende Informationen.
Kann ich entscheiden, welcher Strom aus der Steckdose kommt?
Leider ist es nicht möglich, direkt zu entscheiden, welcher Strom konkret durch die Steckdose fließt oder aus welchem Kraftwerk er stammt. Der physikalische Stromfluss im Netz funktioniert anders: Strom aus allen Kraftwerken wird in ein gemeinsames Netz eingespeist und vermischt sich dort. Was bei den Verbraucher:innen aus der Steckdose kommt, ist also immer ein Mix aus verschiedenen Quellen. Wie der Strommix genau funktioniert, zeigen wir anhand des Stromsee-Modells in unserem Ratgeber „Welcher Strom kommt aus der Steckdose?“.
Was Verbraucher:innen aber entscheiden können, ist, welchen Stromanbieter sie wählen und welche Art von Strom sie damit finanziell unterstützen. Wenn sie zum Beispiel einen Ökostromtarif buchen, sorgen sie indirekt dafür, dass ihr Anbieter eine entsprechende Menge Strom aus erneuerbaren Quellen ins Netz einspeist (ausgewiesen auf den Herkunftsnachweisen). Ihr Verbrauch wird dann rechnerisch mit grünem Strom gedeckt – auch wenn der Strom in der Steckdose physikalisch von verschiedenen Kraftwerken stammt.
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Wie hängen Stromkennzeichnung und Herkunftsnachweise für Ökostrom zusammen?
Um zu belegen, dass der verkaufte Strom aus erneuerbaren Quellen stammt, müssen Anbieter sogenannte Herkunftsnachweise verwenden. Diese elektronischen Dokumente bestätigen die Erzeugung von Strom aus erneuerbaren Energien und werden in Deutschland vom Umweltbundesamt im Herkunftsnachweisregister (HKNR) verwaltet. Sie gewährleisten, dass die entsprechende Strommenge nur einmal als „grün“ verkauft wird. Das ist wichtig, da Strom physikalisch gesehen immer gleich und nach der Erzeugungsart nicht unterscheidbar ist. Herkunftsnachweise sind daher unabdingbar für die Transparenz und die Glaubwürdigkeit der Stromkennzeichnung.
Warum ist die Stromkennzeichnung wichtig?
Die Stromkennzeichnung fördert Transparenz und ermöglicht es Verbraucher:innen, fundierte Entscheidungen über ihren Stromanbieter zu treffen. Sie unterstützt zudem die Energiewende, indem sie den Anteil erneuerbarer Energien sichtbar macht und Anbieter zu mehr Nachhaltigkeit motiviert.
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