Ein junges Paar sitzt vor einer Heizung.
Neue BDEW-Studie zur Beheizungsstruktur

So heizt Deutschland

Wie sieht die Beheizungsstruktur in Deutschland aktuell aus? Welche Energieträger werden zum Heizen genutzt? Und wie alt sind Deutschlands Heizungen? Diesen und weiteren Fragen ist der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) in seiner im November 2023 veröffentlichten Studie „Wie heizt Deutschland 2023?“ nachgegangen. Wir präsentieren die wichtigsten Ergebnisse.

Gebäudeenergiegesetz, Wärmeplanungsgesetz, Energiepreisbremsen und Co. – selten stand das Thema Wärme derart im Fokus wie im vergangenen Jahr. Umso interessanter ist der Blick in die Heizungskeller, den der Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft e. V. (BDEW) Ende 2023 mit der Studie „Wie heizt Deutschland 2023?“ getätigt hat.

Eine Frau sitzt in eine Wolldecke gekuschelt auf einem Stuhl neben einem Heizkörper und schaut in ein Tablet
Heizungen sorgen in der kalten Jahreszeit für behagliche Wärme. Um die Wärmewende voranzubringen und so dem Klimawandel entgegenzuwirken, muss der Anteil der mit fossilen Energieträgern betriebenen Heizungen sinken.

Im Vergleich zu den Ergebnissen der gleich lautenden Studie aus dem Jahr 2019, in der die Struktur des deutschen Heizungsmarktes ebenfalls untersucht wurde, lassen sich 2023 bereits vielfältige strukturelle Veränderungen erkennen. Etwa dahingehend, welche Energieträger zum Heizen eingesetzt und welche Heizungssysteme in deutschen Wohnhäusern verwendet werden. Erhoben wurden zudem Daten, die Rückschlüsse darüber erlauben, welche Umstellungsbewegungen – etwa von Gas und Öl zu Fernwärme – es seit 2013 gegeben hat und welches Umstellpotenzial inzwischen theoretisch besteht. Ausgewertet wurde der Heizungssystembestand aller 19,5 Millionen deutschen Wohngebäude mit 41,9 Millionen Wohnungen im Bundesgebiet.

Welche Heizungssysteme werden in welchem Maße in Deutschland genutzt?

Die nachfolgende Grafik gibt Aufschluss darüber, welche Heizungssysteme zu wie viel Prozent in den oben genannten 41,9 Millionen Wohnungen im Bundesgebiet mit Stand November 2023 genutzt werden. Dabei zählt ein Mehrfamilienhaus mit sechs Parteien als sechs Wohnungen, ein Einfamilienhaus als eine Wohnung.

Grafik: genutzte Heizungssysteme in Deutschland

Die Ergebnisse zeigen unter anderem, dass sich die Beheizungsstruktur kurz vor Inkrafttreten des Gebäudeenergiegesetzes im Januar 2024 bereits deutlich gewandelt hat. So hat sich der Anteil von Wärmepumpen an den Heiztechnologien in Deutschlands Wohnungen beispielsweise seit der letzten Befragung im Jahr 2019 mehr als verdoppelt – von ehemals 2,2 auf 5,7 Prozent. Auch die Anzahl der Wohnungen, die mit Fernwärme beheizt werden, ist gestiegen: von 13,9 auf 15,2 Prozent. Der Anteil der Öl- und Gas-Zentralheizungen hingegen ist jeweils um zwei Prozent zurückgegangen.

Welche Energieträger werden in deutschen Heizungskellern genutzt?

Erhoben wurde außerdem, womit die Wohnungen in Deutschland beheizt werden. Dabei kam heraus, dass nach wie vor drei von vier Haushalten (70 Prozent) mit fossilen Energieträgern wie Gas oder Öl heizen: Knapp die Hälfte der deutschen Heizungssysteme (48,3 Prozent) nutzen Gas als Energieträger, weitere 23,4 Prozent Öl. Strom verwenden dagegen lediglich 7,3 Prozent mit einer Elektrowärmepumpe oder Nachtstromspeicheröfen.

Grafik: Beim Heizen genutzte Energieträger

Wie alt sind deutsche Heizungen?

Im Rahmen der Studie wurde auch das Durchschnittsalter der deutschen Heizungen ermittelt. Das Ergebnis: Heute sind Heizungsanlagen in Deutschland im Schnitt 13,9 Jahre alt und damit rund drei Jahre jünger als noch im Jahr 2019 (17 Jahre). Dennoch ist immer noch jede dritte Heizung älter als 20 Jahre. Hier gibt es zudem große Unterschiede zwischen den einzelnen Heiztechnologien: Während Gas-Zentralheizungen im Schnitt 12,4 und die übrigen Heizungssysteme zusammengenommen im Schnitt 12,6 Jahre alt sind, sind vor allem Ölheizungen veraltet: Sie sind im Schnitt 17,7 Jahre alt. Das ist bedenklich, denn veraltete Ölheizungen stellen ein großes Problem für die Senkung der CO2-Emissionen des deutschen Gebäudesektors dar, weil sie ineffizient heizen und zugleich besonders klimaschädlich sind.

Grafik: Alter der Heizungsanlage

Wie viele Wohneinheiten wurden seit 2013 modernisiert? Und wie viele dieser Wohneinheiten erhielten in diesem Zuge ein neues Heizungssystem?

Die unten stehende Grafik zeigt, in wie vielen Wohneinheiten Modernisierungs- und Energiesparmaßnahmen durchgeführt wurden, seit die aktuellen Bewohner:innen die Immobilie bezogen haben, und um welche Maßnahmen es sich handelte. Das Ergebnis: Am häufigsten – mit knapp 44 Prozent – hat in den Wohngebäuden eine Erneuerung der Fenster stattgefunden. Auf Platz zwei der durchgeführten Maßnahmen liegt mit 32,6 Prozent die Erneuerung der Heizungsanlage, also der Austausch des Heizkessels beziehungsweise Wärmeerzeugers.

Grafik: Modernisierungs- und Energiesparmaßnahmen

Zu welchen Heizungssystemen wurde gewechselt?

Interessant ist in diesem Zusammenhang, von welchen Heizsystemen zu welchen Heizungssystemen gewechselt wurde. Auskunft darüber gibt die folgende Grafik, die aufzeigt, welche Umstellungsbewegungen es seit 2013 gab.

Grafik: Umstellungsbewegungen seit 2013

Der Blick auf die Energieträgerwechsel der vergangenen zehn Jahre (2013 bis 2023) ergab, dass Gas der Energieträger war, zu dem innerhalb dieses Zeitraums am häufigsten gewechselt wurde. Knapp 620.000 Wohnungen, die vor zehn Jahren noch mit Öl beheizt wurden, werden heute mithilfe des Energieträgers Gas warm. Von Strom zu Gas haben zudem mehr als 163.000 Haushalte gewechselt. Hier sind es insbesondere alte strombetriebene Nachtspeicheröfen, die durch gasbetriebene Heizungen ersetzt wurden.

Darüber hinaus geht der Trend hin zu Fernwärme und Strom: In den vergangenen zehn Jahren wurden knapp 63.000 Wohnungen von Öl auf Fernwärme umgestellt – und weitere knapp 45.000 von Gas auf Fernwärme. Strom als Energieträger der Heizungsanlage nutzen heute rund 280.000 Haushalte, die zuvor mit Öl geheizt haben. Hier ist vor allem ein Wechsel hin zur elektrischen Wärmepumpe erfolgt.

Sie interessieren sich für das klimaschonende Heizen mit einer Wärmepumpe? Im Artikel „Klimaschonend heizen: Antworten auf die wichtigsten Fragen zu Wärmepumpen“ lesen  Sie, wie eine Wärmepumpe funktioniert, welche Wärmepumpentypen es gibt und wie teuer der Einbau einer Wärmepumpe ist.

Wie viele Wohneinheiten könnten, Stand Ende 2023, von Öl auf Fernwärme umgestellt werden?

Da Ölheizungen im Vergleich zu allen anderen Heizsystemen wesentlich höhere Emissionen an Treibhausgasen und Luftschadstoffen verursachen, lohnt es sich aus Klimaschutzgründen besonders, die Beheizung dieser Wohngebäude auf – bestenfalls grüne – Fernwärme oder andere erneuerbare Energieträger umzustellen. Die BDEW-Studie kommt in diesem Zusammenhang zu dem Ergebnis, dass 256.000 Wohngebäude in Deutschland nach heutigem Stand, etwa den Ausbau von Fernwärmenetzen betreffend, das Potenzial haben, von Öl auf Fernwärme umgestellt zu werden (179.000 Ein- und 77.000 Mehrfamilienhäuser).

Grafik: Potenziale der Energieträgerumstellung

Im Artikel „Klima schützen, Kosten sparen: So funktioniert grüne Fernwärme“ lesen Sie, wie Fernwärme funktioniert, wie sie ins Haus kommt und warum die kostengünstige Technik so wichtig für den Klimaschutz ist.

Wie unterstützt die Politik die private Wärmewende von Haus- und Wohnungsbesitzer:innen?

Um die Wärmewende voranzubringen und so dem Klimawandel entgegenzuwirken, hat die Bundesregierung im Jahr 2023 das Gebäudeenergiegesetz (GEG) – das sogenannte Heizungsgesetz – novelliert. Es soll den Austausch fossil betriebener Heizungen durch Heizsysteme forcieren, die mit erneuerbaren Energien betrieben werden. Um Hausbesitzer:innen beim Heizungstausch zu unterstützen, wurden erhebliche Fördermittel bereitgestellt.

Inwiefern Hausbesitzer:innen von Fördermitteln beim Heizungstausch profitieren können, lesen Sie im Artikel „Neues Gebäudeenergiegesetz: Alles zum Heizungsgesetz“.

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24. Januar 2024
Klimaschutz
Heizen
Grüne Wärme

Text: Elena Rudolph. Fotos: Getty Images.

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