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Erneuerbare Energien

Die wichtigsten Infos zur Geothermieheizung

Heizen mit Erdwärme, aber wie? Private Haushalte können dafür eine Erdwärmepumpe verwenden, allerdings gibt es einige Vor- und Nachteile. Im großen Stil werden Geothermieanlagen sogar für die Wärmeeinspeisung in Fernwärmenetze verwendet. Wir klären die wichtigsten Fragen.

Vorweg das Wichtigste in Kürze:

  •  Geothermieanlagen können in privaten Haushalten zum Heizen genutzt werden und im großtechnischen Maßstab die Wärme auch ins Fernwärmenetz einspeisen.
  • Erdwärme ist besonders klimafreundlich und verursacht nur in der Förderung, nicht in der Herstellung Kosten.
  • Geothermieheizungen erfordern in vielen Fällen eine Genehmigung.
Ansicht eines Geothermiekraftwerkes in karger isländischer Landschaft
Island belegt in puncto Erdwärmenutzung Platz 1 der Welt. Der Inselstaat verfügt über eine große Anzahl aktiver Vulkansysteme – und somit über sehr viel geothermale Energie, die das Land nutzen kann.

Was ist Geothermie?

Das ist wohl die wichtigste Frage, wenn man sich mit dem Thema Erdwärme befasst. Die Antwort ist eigentlich simpel: Als Geothermie wird Umweltwärme, die in den oberen Schichten der Erdkruste gespeichert ist, bezeichnet. Dabei gibt es die sogenannte oberflächennahe Geothermie – Wärme aus bis zu 400 Meter tiefen Schichten –, die mitteltiefe Geothermie in 400 bis 2000 Metern Tiefe und die Tiefengeothermie aus darunterliegenden Schichten. 

Gut zu wissen: Mit zunehmender Tiefe steigt die Temperatur des Erdreichs im Schnitt um drei Grad Celsius pro 100 Meter an. Diese Energie kann genutzt werden, um im Zusammenspiel mit Wärmepumpen oder Tiefengeothermieanlagen Gebäude zu beheizen.

3
Grad Celsius
pro 100 Meter steigt die Temperatur des Erdreichs mit zunehmender Tiefe an.

Geothermie ist außerdem eine klimafreundliche Energiequelle, weil sie regenerativ ist. Sie erneuert sich also selbst. Anders als beispielsweise Windkraft oder Solarkraft steht sie das ganze Jahr über und bei jedem Wetter in gleichbleibender Temperatur zur Verfügung. Zudem sind keine direkten Kosten mit der Produktion der Wärme verbunden, sondern lediglich mit deren Förderung.

Sind Erdwärme und Geothermie dasselbe?

Ja, Erdwärme und Geothermie bezeichnen dasselbe. Allerdings wird der Begriff Geothermie nicht nur für die Wärme als solche verwendet, sondern auch für die Nutzung der Wärme – also beispielsweise zum Heizen.

Wie kann Geothermie zum Heizen genutzt werden?

Haushalte können Geothermie nutzen, indem sie eine mit Erdwärme betriebene Wärmepumpe installieren. Eine andere Möglichkeit besteht, wenn das Haus an ein Fernwärmenetz angeschlossen ist, in das Erdwärme aus einer Tiefengeothermieanlage oder über eine Großwärmepumpe eingespeist wird.

Fernwärmeversorgung: So schließen auch Sie sich an!

enercity bietet in vielen Stadtgebieten Hannovers klimaschonende Fernwärme an. Ob auch für Ihre Immobilie ein Fernwärmeanschluss verfügbar ist und was zu tun ist, wenn Sie Ihre alte Öl- oder Gasheizung durch Fernwärme ersetzen möchten, erfahren Sie hier.

 

Wie funktioniert eine Geothermieheizung?

Zunächst entnimmt eine Erdwärmepumpe die unterirdisch gespeicherte Wärme. Das kann mit verschiedenen Technologien geschehen, die wir hier kurz erklären wollen:

  • Erdwärmekollektoren: Über ein Bohrloch im Boden wird eine größere Zahl an Kollektoren in ein bis zwei Meter Tiefe vergraben. In den Kollektoren zirkuliert eine Wärmeträgerflüssigkeit und absorbiert die sie umgebende Erdwärme. Diese transportiert sie dann in die Wärmepumpe.

     

  • Erdwärmesonden: Für diese Technologie muss ein deutlich tieferes Loch gebohrt werden – bis zu 100 Meter. Anschließend werden geschlossene Schlaufen eingesetzt, die mit einer Wärmeträgerflüssigkeit – in der Regel einer Mischung aus Wasser und Glykol – gefüllt sind. Diese Flüssigkeit zirkuliert im System, nimmt die im Erdreich gespeicherte Wärme auf und leitet sie an eine Erdwärmepumpe weiter.
Nahaufnahme einer vor einer Hauswand installierten Wärmepumpe
Auch Erdwärmepumpen nutzen Geothermie als Energiequelle.

In der Wärmepumpe erhitzt die entnommene Wärme ein Kältemittel. Der Dampf, der dabei entsteht, wird in einem Kompressor verdichtet und dadurch weiter erhitzt. Das ist notwendig, da die Ursprungstemperatur in dieser Tiefe in der Regel nicht ausreicht, um beispielsweise Gebäude direkt zu beheizen. Anschließend überträgt die Wärmepumpe die Wärme auf das Heizwasser, das sie über Wärmeverteiler wie Heizkörper oder Fußbodenheizung im Gebäude verteilt.

Mehr Details zur Wärmepumpentechnik erfahren Sie im Artikel Einfach erklärt: Wie funktioniert eine Wärmepumpe?“.

Was kostet eine Erdwärmeheizung, und wird sie staatlich gefördert?

Wenn von Geothermie- oder Erdwärmeheizungen die Rede ist, sind damit Wärmepumpen gemeint, die Erdwärme nutzen. Diese werden wie alle Arten von Wärmepumpen staatlich gefördert. Erdwärmepumpen zählen zwar zu den kostenintensiveren Heizsystemen – zugleich sind sie aber eins der effizientesten. Ihr Stromverbrauch liegt in der Regel deutlich unter dem anderer Wärmepumpenarten. Einen maßgeblichen Einfluss auf die Gesamtkosten hat dabei auch, welches geothermische System für die Nutzung der Erdwärme gewählt wird. Flächenkollektoren liegen zwischen 3000 und 4500 Euro Anschaffungskosten, Erdsonden bei 8000 bis 9600 Euro. Hinzu kommen die Kosten für die Bohrung. Diese liegen bei 50 bis 100 Euro je Bohrmeter. Für eine durchschnittliche Bohrtiefe von 50 Metern entstehen demnach weitere Kosten zwischen 2500 und 5000 Euro.

Der Staat gewährt Zuschüsse in Höhe von bis zu 70 Prozent der Kosten. Die Zuschüsse sind aber auf eine maximale Höhe von 21.000 Euro begrenzt. Weitere Informationen zur staatlichen Förderung von Wärmepumpen finden Sie im Artikel Überblick Förderprogramme für energetische Sanierung.

Was sind die Vor- und Nachteile einer Geothermieheizung?

Geothermieheizungen bieten eine nachhaltige und effiziente Möglichkeit zur Beheizung von Gebäuden. Die Technologie ist besonders attraktiv für Neubauten oder umfassende Sanierungen, bei denen die Voraussetzungen für eine effiziente Nutzung gegeben sind. Hier ein Überblick der Vor- und Nachteile:

Vor- und Nachteile von Geothermie Tabelle

Eine Geothermieheizung kann unter Umständen also nicht für jede oder jeden möglich beziehungsweise sinnvoll sein. In diesen Fällen gibt es andere Wärmepumpentypen wie Luft oder Wasser, die eine gute Alternative darstellen. Unsere Expert:innen beraten Sie gerne. Jetzt informieren! 

Erdwärmenutzung im großen Stil mit Tiefengeothermieanlagen

Tiefengeothermieanlagen entnehmen Erdwärme aus großen Tiefen mit hohen Temperaturen, um damit beispielsweise Strom zu erzeugen und/oder Fernwärmenetze zu beheizen. Traditionell wird dazu Wasser durch Rohre ins Erdinnere geleitet und anschließend wieder hochgepumpt. Dabei wird es durch die Erdwärme erhitzt. Alternativ wird natürlich vorhandenes Thermalwasser, das durch die Erdwärme erhitzt wird, an die Oberfläche befördert. Die gewonnene Wärme übertragen die Anlagen dann in ein weitverzweigtes Fernwärmenetz, von wo sie über Übergabestationen an Hunderte oder Tausende von Haushalten verteilt wird.

Die Grafik zeigt die Funktionsweise eines Geothermiekraftwerks
Geothermiekraftwerke nutzen Erdwärme, um Wasser zu erhitzen und direkt ins Fernwärmenetz einzuspeisen. Außerdem können sie Erdwärme auch zur Stromerzeugung verwenden.

Auch enercity investiert in den Ausbau von Geothermie. Bis 2027 will der Energieversorger rund 30 Megawatt Grundlastwärme aus Geothermie für das Fernwärmenetz von Hannover produzieren. Damit soll unter anderem Ersatz für das Kohlekraftwerk Stöcken geschaffen werden. Im Jahr 2023 hat enercity dafür einen Vertrag mit dem deutsch-kanadischen Geothermiespezialisten Eavor geschlossen. Die Unternehmen nutzen dafür die „Eavor-Loop“-Technologie, die Wärme zutage fördert, indem ein wasserbasiertes Medium in einem geschlossenen Kreislauf durch viele Kilometer gebohrte Rohrleitungen in rund 3000 Meter Tiefe geführt wird. Weitere Informationen zum Projekt finden Sie unter diesem Link.

Bei ausreichend hohen Temperaturen können Geothermieanlagen Erdwärme auch in Strom umwandeln. Dann wird die Erdwärme genutzt, um Dampf zu erzeugen. Mit dem Dampf wird eine Turbine angetrieben, die wiederum einen Generator in Gang setzt, der Strom produziert.

Wie viele Geothermieanlagen gibt es in Deutschland?

Die derzeit größte deutsche Geothermieanlage in der Nähe von München versorgt mit bis zu 130 Grad heißem Tiefenwasser aus Tiefen von bis zu 4000 Metern rund 80.000 Haushalte. Bis zum Jahr 2030 will die Bundesregierung 100 zusätzliche Kraftwerke ans Netz bringen.

5. Juni 2025
Erneuerbare Energien
Heizen
Grüne Wärme

Text: Claus Hornung. Fotos: Getty Images, Shutterstock. Zuletzt aktualisiert am 05.06.2025.

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