
Welche Rolle spielt LNG in der Gasversorgung?
Daraus besteht LNG
LNG ist tiefkalt verflüssigtes, stark komprimiertes Erdgas. Es wird bei Temperaturen von minus 162 Grad Celsius auf sechs Hundertstel seines ursprünglichen Volumens zusammengepresst. Die Abkürzung steht für „Liquefied Natural Gas“. Auf Deutsch wird es auch als "Flüssigerdgas" bezeichnet. LNG hat aber nichts mit LPG (Autogas) zu tun, das umgangssprachlich oft ebenfalls als Flüssiggas bezeichnet wird.
Die Vorteile von LNG gegenüber Erdgas
Das geringe Volumen ermöglicht es, große Mengen LNG in Tankschiffen zu transportieren. Das macht klassische Pipelines überflüssig und erweitert die Importmöglichkeiten. Weltweit sind etwa 500 LNG-Tanker im Einsatz, die jeweils zwischen 120.000 und 245.000 Kubikmeter LNG transportieren können; der größte Tanker verfügt über eine Kapazität von 266.000 Kubikmetern.
Zur Einordnung: 150.000 Kubikmeter LNG haben einen Brennwert von 0,92 Terrawattstunden (TWh). 2021 importierte Deutschland aus Russland Gas mit einem Brennwert von 460 TWh. Somit bräuchte es rund 500 LNG-Tankerladungen, um den deutschen Bedarf an russischem Gas abzudecken. Alle Zahlen zur Gasversorgung der Bundesrepublik haben wir in unserem Info-Artikel für Sie.
Die technischen Herausforderungen
Erdgas zu verflüssigen ist ein komplexer Vorgang. Ebenso die spätere Rückumwandlung in den gasförmigen Zustand (Regasifizierung), um das Gas in Hochdrucknetze einspeisen zu können. Dafür werden LNG-Terminals benötigt. Diese existieren auch in Form schwimmender Anlagen, die als Floating Storage and Regasification Units (FSRU) bezeichnet werden. Sie regasifizieren das Flüssiggas an Bord und transportieren es zu einem Leitungsanschluss an Land. Im Vergleich zu landseitigen Terminals können FSRUs schneller und günstiger gebaut und flexibler eingesetzt werden.

Die deutschen LNG-Pläne
Deutschland importiert bislang LNG ausschließlich über belgische, niederländische und französische Terminals, da es als einziger großer europäischer Küstenstaat über keine eigenen Terminals verfügt. Als Sofortmaßnahme hat die Bundesregierung fünf FSRUs angemietet. Zwei davon sollen um den Jahreswechsel 2022/23 herum in Betrieb genommen werden, eines in Wilhelmshaven und eines in Brunsbüttel. Vier große deutsche Gasimporteure haben zugesichert, die Terminals mit größtmöglichen Mengen zu beliefern. Ende 2023 sollen drei weitere hinzukommen: in Stade, in Lubmin und erneut in Wilhelmshaven.
In den kommenden Jahren soll das im Mai 2022 beschlossene LNG-Beschleunigungsgesetz ermöglichen, LNG-Terminals schneller zu errichten als bisher, unter anderem durch eine erleichterte Umweltverträglichkeitsprüfung.
Die größten LNG-Importeure
Zu den Ländern, die LNG im großen Stil nutzen, gehören Japan, Südkorea und Taiwan. Aber auch die EU deckt bereits 20 Prozent ihres Gasbedarfs mit LNG ab. Der erste europäische Terminal nahm 2016 in Portugal die Arbeit auf. Im Jahr 2021 importierten 13 EU-Staaten zusammen 80 Milliarden Kubikmeter LNG, allen voran Spanien, Frankreich, Italien, die Niederlande und Belgien. Nach Auswertungen der belgischen Denkfabrik Bruegel sind die EU-Importe im ersten Halbjahr 2022 stark angestiegen – mit einem Rekordwerte von 3,8 Milliarden Kubikmetern in der Kalenderwoche 17.
Die drei größten Hersteller von LNG waren im Jahr 2021 Australien (108,1 Milliarden Kubikmeter), Katar (106,8 Milliarden Kubikmeter) und die USA (95 Milliarden Kubikmeter).
Mit deutlichem Abstand folgten Russland (39,6 Milliarden Kubikmeter), Malaysia (33,5 Milliarden Kubikmeter), Nigeria (23,3 Milliarden Kubikmeter), Algerien (16,1 Milliarden Kubikmeter) und Indonesien (14,6 Milliarden Kubikmeter). Nach eigenen Angaben sind die USA mittlerweile auf den ersten Platz vorgerückt.
Alternativen zu LNG
Bei allen Vorteilen, die LNG gegenüber herkömmlichem Erdgas bietet, handelt es sich bei dem flüssigen Gas dennoch um einen fossilen Rohstoff. Umweltschützer mahnen, der Ausbau der LNG-Infrastruktur dürfe auf keinen Fall zu verringerten Investitionen in den Ausbau erneuerbarer Energien führen. Das übergeordnete Ziel sei schließlich die vollständige Abkehr von fossilen Brennstoffen – und damit mittel- bis langfristig auch von LNG.
Eine klimaschonende Möglichkeit, die deutschen Gasreserven zu erweitern, ist Biogas, das bei der Zersetzung organischer Materialien entsteht. Deutschlandweit gibt es rund 10.000 Biogasanlagen, von denen 230 an das Gasnetz angeschlossen sind, um Biomethan einzuspeisen. Im Jahr 2021 ließ sich dabei nach Angaben des Bundesverbandes der Energie- und Wasserwirtschaft (BDEW) so immerhin ein Prozent des Gasverbrauchs in Deutschland abdecken. Nach Einschätzung von Experten ließe sich dieser Wert bis 2030 verzehnfachen.
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