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Profi-Tipp: Heizkurve optimal einstellen – so geht es

Mehr als ein Drittel des privaten Energieverbrauchs entfällt auf die Raumwärme. Grund genug, zu prüfen, ob die Heizungsanlage effizient arbeitet und die Heizkurve richtig eingestellt ist. Wir erklären, was genau sich hinter dem Begriff verbirgt, warum Sie mit einer optimalen Heizkurve sparsamer heizen können und wie Sie die Heizkurve richtig einstellen.

Die Heizkurve – was ist das?

Die Heizkurve oder Heizkennlinie beschreibt das Verhältnis der Kesselvorlauftemperatur zur aktuellen Außentemperatur. Diese wird per Außenfühler gemessen und an die Heizungsanlage übermittelt. Wird es kälter, muss die Heizung mehr leisten, um die von Ihnen gewünschte Raumtemperatur zu erreichen. Wie hoch dieses Plus ausfällt, können Sie mithilfe der Heizkurve einstellen.

Was sagt die Heizkurve aus?

Der Verlauf einer Heizkurve wird durch ihre Neigung charakterisiert. Der entsprechende Wert gibt an, um wie viel Grad sich die Vorlauftemperatur abwandelt, wenn sich die Temperatur draußen um ein Grad Celsius verändert.

Beispiel: Eine Heizkurve mit dem Wert 1,5 bedeutet, dass die Kesseltemperatur um 1,5 Grad steigt, sobald die Außentemperatur um ein Grad Celsius fällt.

Ein weiterer Wert ist das Niveau der Vorlauftemperatur. Dies kann entweder gleichmäßig angehoben oder gesenkt werden – je nachdem, ob die Raumtemperatur grundsätzlich als zu niedrig oder zu hoch empfunden wird.

Wie spart man mit der optimalen Heizkurve?

Heizungen ohne einstellbare Heizkurve arbeiten mit einer konstanten Vorlauftemperatur. Das hat Energieverluste zur Folge – wenn beispielsweise eine solche Vorlauftemperatur aufgrund einer hohen Außentemperatur gar nicht erforderlich ist. Mit einer optimalen Heizkurve sind Vorlauf- und Außentemperatur aufeinander abgestimmt und garantieren einen leistungsoptimierten Betrieb. Das bedeutet: Der Heizkessel Ihrer Heizungsanlage verbraucht nur so viel Energie, wie für die von Ihnen gewünschte Raumtemperatur erforderlich ist. Dadurch ergeben sich viele Vorteile:

 

  • geringerer Brennstoffverbrauch
  • weniger Wärmeverluste im Heizkreislauf
  • geringerer Verschleiß des Heizkessels

 

Besonders für Besitzer:innen von Wärmepumpen ist es wichtig, die Heizkurve der Wärmepumpe richtig einzustellen. Denn sie steigert die Effizienz sowie die Laufzeit der Heizung und spart Stromkosten.

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Eine optimal eingestellte Heizkurve steigert die Effizienz von Wärmepumpen.

Glossar Heizkurve: Die wichtigsten Begriffe kennen


Vorlauftemperatur

Die Vorlauftemperatur ist die Temperatur des Heizwassers, das den Heizkörpern zugeführt wird. Je niedriger sie ist, desto weniger Energie wird zum Heizen verwendet.



Heizgrenze

Die Heizgrenze bezeichnet die Außentemperatur, ab der Ihre Heizung arbeitet. Beträgt diese beispielsweise 16 Grad, so wird erst geheizt, wenn es draußen 16 Grad oder kälter ist.



Neigung

Als Neigung wird die Höhe der Vorlauftemperaturanpassung im Verhältnis zur Außentemperatur bezeichnet. Je höher die Neigung, desto stärker steigt die Temperatur des Heizkessels bei fallenden Außentemperaturen.



Parallelverschiebung

Mithilfe der Parallelverschiebung können Sie den Anfangspunkt der Heizkurve verschieben, um eine Erhöhung beziehungsweise eine Verminderung der gesamten Heizlast zu erreichen. So ändert sich das Niveau der Vorlauftemperatur.



Nachtabsenkung

Die Nachtabsenkung ist eine zeitlich begrenzte Parallelverschiebung der Heizkurve nach unten. Sie wird genutzt, um die Vorlauftemperatur in der Nacht zu senken. Während wir schlafen, reicht eine niedrigere Raumtemperatur aus, Energie wird gespart.


Sie möchten wissen, wie Sie mit der richtigen Thermostateinstellung Heizenergie sparen können? Wertvolle Tipps liefert unser Artikel „Thermostate richtig einstellen“.

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Die Heizkurve lässt sich mit einer einfachen Faustformel berechnen.

Wie berechnet man die Heizkurve?

Um Ihre Heizkurve optimal einzustellen, müssen verschiedene Faktoren berücksichtigt werden. Dazu zählen beispielsweise der energetische Zustand des Gebäudes, die Wärmeeffizienz der Heizungsanlage sowie die gewünschte Raumtemperatur. Das Ziel ist, die Neigung einer Heizkurve so flach wie möglich zu halten und gleichzeitig die notwendige Temperatur zu erreichen, um sich wohlzufühlen.

Als Orientierung dienen folgende Richtwerte:

 

  • gut gedämmtes Haus mit Fußbodenheizung: 0,3 bis 0,5
  • gut gedämmtes Haus mit Radiatoren: 1,0 bis 1,2
  • älteres, frei stehendes Haus mit Radiatoren: 1,4 bis 1,6

 

Mithilfe der folgenden Faustformel können Sie die Heizkurve für Ihr Haus beziehungsweise Ihre Wohnung berechnen:

(Vorlauftemperatur – Raumtemperatur) : (Raumtemperatur – Außentemperatur) = Neigung der Heizkurve

Ein Beispiel: In Ihrem Wohnzimmer soll es 20 Grad Celsius warm sein. Der darin befindliche Heizkörper ist für eine Vorlauftemperatur von 70 Grad bei einer tiefsten Außentemperatur von -15 Grad ausgelegt. Die Differenz zwischen Vorlauftemperatur und Raumtemperatur beträgt folglich 50 Grad, die Differenz zwischen Raumtemperatur und Außentemperatur 35 Grad: 50 : 35 = 1,43

Die Neigung der Heizkurve müsste folglich auf rund 1,4 eingestellt werden, um die gewünschte Raumtemperatur von 20 Grad zu erreichen.

Eine solche Berechnung lässt sich auch für die Heizkurve einer Fußbodenheizung durchführen, bei der die Vorlauftemperatur lediglich 40 Grad beträgt: 20 : 35 = 0,57

Die Neigung der Heizkurve für die Fußbodenheizung müsste also auf 0,6 eingestellt werden.

Weitere Tipps gibt es in unserem Ratgeber „Energiespartipps Fußbodenheizung“.

Heizkurve selber einstellen: Schritt-für-Schritt-Anleitung

Die einzelnen Parameter einer Heizkurve sind in vielen Heizungsanlagen auf „Automatik“ gestellt. Sie können jedoch manuell verändert werden. Anpassungen sollten vorsichtig oder von erfahrenem Fachpersonal vorgenommen werden.

Wenn Sie die Heizkurve selbst einstellen, finden Sie die optimale Heizkennlinie für Ihre Heizungsanlage üblicherweise nur durch Ausprobieren heraus. Ziel ist es, eine möglichst flache Heizkurve zu erreichen, die dennoch die von Ihnen gewünschte Raumtemperatur sicherstellt. Das begrenzt die Vorlauftemperatur und damit auch den Energieverbrauch auf das notwendige Minimum.

Schritt 1: Thermostate einstellen

Im ersten Schritt stellen Sie die Thermostate Ihrer Heizkörper auf eine hohe Temperatur ein. Bei älteren Modellen ist dies die Einstellung 4 oder 5, bei digitalen Thermostaten ist eine Temperatur von 20 Grad Celsius oder mehr ideal. Die Einstellungen sollten zur Vergleichbarkeit der Messungen nicht mehr verändert werden.

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Bei modernen Thermostaten lässt sich die Temperatur exakt einstellen.

Schritt 2: Datenblatt anlegen

Um die Heizkurve optimal einzustellen, sind Messungen erforderlich. Ein Datenblatt wie dieses hilft Ihnen, alle Werte im Blick zu behalten und zu vergleichen.

 

Neigung der Heizkurve

Vorlauftemperatur

Außentemperatur

Raumtemperatur

Empfinden (zu kalt/warm?)

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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Die Messwerte auf Ihrem Datenblatt bilden die Grundlage für das Einstellen der Heizkurve.

Schritt 3: Messung durchführen

Die Messungen führen Sie über mehrere Tage hinweg durch. Die Außentemperatur sollte dabei konstant sein und nicht mehr als fünf Grad Celsius betragen. So stellen Sie sicher, dass die Räume auch bei kalten Temperaturen optimal beheizt werden.

Tragen Sie die ermittelten Werte und Ihr Empfinden in das Datenblatt ein. Innerhalb weniger Tage erhalten Sie einen Überblick über die Abhängigkeit zwischen Vorlauftemperatur, Außentemperatur und Ihrem persönlichen Komfortgefühl.

Schritt 4: Korrekturen vornehmen

Ist es in Ihrem Haus oder Ihrer Wohnung beim Einsetzen des Heizbetriebes mit Außentemperaturen zwischen 10 und 15 Grad Celsius zu kalt, sollten Sie zunächst die Parallelverschiebung – also das Leistungsniveau Ihrer Heizungsanlage – anheben. Bei zu warmer Raumluft ist die Parallelverschiebung entsprechend zu verringern.

Bemerken Sie hingegen, dass es überwiegend bei niedrigen Außentemperaturen unter null Grad Celsius zu kalt ist, erhöhen Sie die Neigung der Heizkurve. Achten Sie darauf, diese schrittweise und um nicht mehr als zehn Prozent zu erhöhen, um sich der optimalen Heizkurve zu nähern.

Mehr Tipps: Wie stelle ich meine Heizung sparsam ein?

  1. Möchten Sie umfassend energieeffizient heizen, stellt das Einstellen der Heizkurve den Beginn Ihres Optimierungsprozesses dar. Auch die Gebäudedämmung, die Fensterisolierung sowie die Leistung der Heizkörper beeinflussen den Energieverbrauch.
  2. Bevor Sie die Heizkurve einstellen, lohnt sich ein hydraulischer Abgleich durch Fachpersonal. Dabei wird der Wärmebedarf in jedem Raum ermittelt, anschließend werden alle Heizkörper auf diesen optimiert. Ein solches Vorgehen reduziert die Druckverluste im Rohrnetz, gleichzeitig lassen sich die Heizsystemtemperaturen und damit auch der Energieverbrauch senken.Anmerkung: Durch den hydraulischen Abgleich sinkt die Rücklauftemperatur und häufig auch die Vorlauftemperatur.
  3. Reinigen und entlüften Sie Ihre Heizungsanlage sowie die Heizkörper regelmäßig. Denn je verstaubter ein Heizkörper ist und je mehr Luft sich darin befindet, desto mehr Energie wird zur Erwärmung benötigt.

Fragen zum Thema Wärme oder Heizung?

Unsere enercity-Expert:innen helfen Ihnen gerne.

24. November 2023
Energiespartipps

Text: Silvia Sarcar. Fotos: Getty Images (4), Shutterstock.

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